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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 146. Psalm


und sich freuen. Ich muß meinen GOtt für
den Menschen also bekennen und preisen/ daß
andere Sünder auch erwecket werden/ sammt
mir den Vater im Himmel zu preisen. Diß
vermag ich allein in diesem Leben. Darum
spricht David: Im Tode gedencket man
dein nicht/ wer wil dir in der Höllen danc-
ken? Werden auch die Todten auffstehen
und dich preisen?
Ps. 6. v. 6.

So mache dich nun auff/ liebe Seele/ und fan-
ge hie an deinen GOtt zu preisen/ gedencke/ daß
eine Zeit seyn wird/ da du nicht mehr hie seyn
wirst. Was für einen Zustand wird es denn
mit dir haben? Wer GOtt nicht lobsinget/ weil
er hie auff Erden ist/ wird ihm auch nicht lohsin-
gen/ wenn er von der Erden gerissen ist. Da
wirst du von dem grossen herrlichen GOtt nicht
so viel Freude empfinden/ daß dein Mund mit
GOttes Lobe gefüllet würde. Wer hie GOtt
lobet/ wird ihn dort auch loben. Wer hie schwei-
get/ wird dort auch schweigen/ und was solte uns
doch liebers seyn/ als daß wir mit frölichem
Munde GOtt loben können? GOtt lobsingen/
ist unsers Geistes Ergetzligkeit. In GOttes
Lob wird unsere Seele dermassen erqvicket/ daß
auch die Threnen nicht ohne Freude vergossen
werden. Ich wilden HErrn loben/ so lange

ich

über den 146. Pſalm


und ſich freuen. Ich muß meinen GOtt für
den Menſchen alſo bekennen und preiſen/ daß
andere Sünder auch erwecket werden/ ſammt
mir den Vater im Himmel zu preiſen. Diß
vermag ich allein in dieſem Leben. Darum
ſpricht David: Im Tode gedencket man
dein nicht/ wer wil dir in der Höllen danc-
ken? Werden auch die Todten auffſtehen
und dich preiſen?
Pſ. 6. v. 6.

So mache dich nun auff/ liebe Seele/ und fan-
ge hie an deinen GOtt zu preiſen/ gedencke/ daß
eine Zeit ſeyn wird/ da du nicht mehr hie ſeyn
wirſt. Was für einen Zuſtand wird es denn
mit dir haben? Wer GOtt nicht lobſinget/ weil
er hie auff Erden iſt/ wird ihm auch nicht lohſin-
gen/ wenn er von der Erden geriſſen iſt. Da
wirſt du von dem groſſen herrlichen GOtt nicht
ſo viel Freude empfinden/ daß dein Mund mit
GOttes Lobe gefüllet würde. Wer hie GOtt
lobet/ wird ihn dort auch loben. Wer hie ſchwei-
get/ wird dort auch ſchweigen/ und was ſolte uns
doch liebers ſeyn/ als daß wir mit frölichem
Munde GOtt loben können? GOtt lobſingen/
iſt unſers Geiſtes Ergetzligkeit. In GOttes
Lob wird unſere Seele dermaſſen erqvicket/ daß
auch die Threnen nicht ohne Freude vergoſſen
werden. Ich wilden HErrn loben/ ſo lange

ich
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[816/0839] über den 146. Pſalm und ſich freuen. Ich muß meinen GOtt für den Menſchen alſo bekennen und preiſen/ daß andere Sünder auch erwecket werden/ ſammt mir den Vater im Himmel zu preiſen. Diß vermag ich allein in dieſem Leben. Darum ſpricht David: Im Tode gedencket man dein nicht/ wer wil dir in der Höllen danc- ken? Werden auch die Todten auffſtehen und dich preiſen? Pſ. 6. v. 6. So mache dich nun auff/ liebe Seele/ und fan- ge hie an deinen GOtt zu preiſen/ gedencke/ daß eine Zeit ſeyn wird/ da du nicht mehr hie ſeyn wirſt. Was für einen Zuſtand wird es denn mit dir haben? Wer GOtt nicht lobſinget/ weil er hie auff Erden iſt/ wird ihm auch nicht lohſin- gen/ wenn er von der Erden geriſſen iſt. Da wirſt du von dem groſſen herrlichen GOtt nicht ſo viel Freude empfinden/ daß dein Mund mit GOttes Lobe gefüllet würde. Wer hie GOtt lobet/ wird ihn dort auch loben. Wer hie ſchwei- get/ wird dort auch ſchweigen/ und was ſolte uns doch liebers ſeyn/ als daß wir mit frölichem Munde GOtt loben können? GOtt lobſingen/ iſt unſers Geiſtes Ergetzligkeit. In GOttes Lob wird unſere Seele dermaſſen erqvicket/ daß auch die Threnen nicht ohne Freude vergoſſen werden. Ich wilden HErrn loben/ ſo lange ich

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/839>, abgerufen am 22.11.2024.