Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

den Metallen. Das entzündete Feuer thut das nehm-
liche. Wenn man einen metallenen Stab über einem
Kohlfeuer, an einem Ende glühend macht; so lauft die
Hitze noch einen guten Theil, auch an dem Theil der
Stange, die nicht im Feuer lag, fort. Körper also,
die gute Leiter der electrischen Materie sind, lassen
auch das entzündete Feuer an sich gerne fortlaufen.
Hingegen gehet das entzündete Feuer an den nicht lei-
tenden Körpern, auch nicht weiter fort. Man mache
an einer Lampe das Ende einer Glasröhre glüend.
Die Hitze wird an der Glasröhre hinter dem geschmol-
zenen Theil, nicht mehr als ohngefehr einen Zoll weiter
gehen, und man wird die Glasröhre nahe hinter dem
glüenden Theil mit der Hand halten können. Was den
Punkt betrift, daß das electrische Feuer nicht durch
das Glas dringe, wie das entzündete Feuer; so bin
ich der Meynung derjenigen Naturforscher, welche
das Gegentheil behaupten. Zum Beweis meiner Mei-
nung will ich zwey Versuche anführen. Man stelle ei-
ne Leidnerflasche auf einen Pechkuchen und electrisire
ihre innere Seite; so wird man auch ihre äusere Seite
mit Feuer angefüllt finden. Nach der Franklinischen
Theorie, ist zwar dieses äusere Feuer kein anderes,
als welches ursprünglich und von Natur auf der äusern
Seite der Flasche befindlich ist, und welches durch das
innere Feuer nur weggestosen wird. Allein dieses äus-
sere Feuer der Flasche ist allezeit positiv wenn das inne-
re Feuer positiv ist; hingegen negativ, wenn die in-
nere Seite der Flasche mit negativen Feuer geladet
wird. Daher ist nicht einzusehen, wie die Frank-
linische Hypothese hiebey bestehen könne; und es ist viel
wahrscheinlicher daß das Feuer durch das Glas der
Flasche gedrungen seye. Ein anderer Versuch scheint

noch
G 3

den Metallen. Das entzuͤndete Feuer thut das nehm-
liche. Wenn man einen metallenen Stab uͤber einem
Kohlfeuer, an einem Ende gluͤhend macht; ſo lauft die
Hitze noch einen guten Theil, auch an dem Theil der
Stange, die nicht im Feuer lag, fort. Koͤrper alſo,
die gute Leiter der electriſchen Materie ſind, laſſen
auch das entzuͤndete Feuer an ſich gerne fortlaufen.
Hingegen gehet das entzuͤndete Feuer an den nicht lei-
tenden Koͤrpern, auch nicht weiter fort. Man mache
an einer Lampe das Ende einer Glasroͤhre gluͤend.
Die Hitze wird an der Glasroͤhre hinter dem geſchmol-
zenen Theil, nicht mehr als ohngefehr einen Zoll weiter
gehen, und man wird die Glasroͤhre nahe hinter dem
gluͤenden Theil mit der Hand halten koͤnnen. Was den
Punkt betrift, daß das electriſche Feuer nicht durch
das Glas dringe, wie das entzuͤndete Feuer; ſo bin
ich der Meynung derjenigen Naturforſcher, welche
das Gegentheil behaupten. Zum Beweis meiner Mei-
nung will ich zwey Verſuche anfuͤhren. Man ſtelle ei-
ne Leidnerflaſche auf einen Pechkuchen und electriſire
ihre innere Seite; ſo wird man auch ihre aͤuſere Seite
mit Feuer angefuͤllt finden. Nach der Frankliniſchen
Theorie, iſt zwar dieſes aͤuſere Feuer kein anderes,
als welches urſpruͤnglich und von Natur auf der aͤuſern
Seite der Flaſche befindlich iſt, und welches durch das
innere Feuer nur weggeſtoſen wird. Allein dieſes aͤuſ-
ſere Feuer der Flaſche iſt allezeit poſitiv wenn das inne-
re Feuer poſitiv iſt; hingegen negativ, wenn die in-
nere Seite der Flaſche mit negativen Feuer geladet
wird. Daher iſt nicht einzuſehen, wie die Frank-
liniſche Hypotheſe hiebey beſtehen koͤnne; und es iſt viel
wahrſcheinlicher daß das Feuer durch das Glas der
Flaſche gedrungen ſeye. Ein anderer Verſuch ſcheint

noch
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0117" n="101"/>
den Metallen. Das entzu&#x0364;ndete Feuer thut das nehm-<lb/>
liche. Wenn man einen metallenen Stab u&#x0364;ber einem<lb/>
Kohlfeuer, an einem Ende glu&#x0364;hend macht; &#x017F;o lauft die<lb/>
Hitze noch einen guten Theil, auch an dem Theil der<lb/>
Stange, die nicht im Feuer lag, fort. Ko&#x0364;rper al&#x017F;o,<lb/>
die gute Leiter der electri&#x017F;chen Materie &#x017F;ind, la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auch das entzu&#x0364;ndete Feuer an &#x017F;ich gerne fortlaufen.<lb/>
Hingegen gehet das entzu&#x0364;ndete Feuer an den nicht lei-<lb/>
tenden Ko&#x0364;rpern, auch nicht weiter fort. Man mache<lb/>
an einer Lampe das Ende einer Glasro&#x0364;hre glu&#x0364;end.<lb/>
Die Hitze wird an der Glasro&#x0364;hre hinter dem ge&#x017F;chmol-<lb/>
zenen Theil, nicht mehr als ohngefehr einen Zoll weiter<lb/>
gehen, und man wird die Glasro&#x0364;hre nahe hinter dem<lb/>
glu&#x0364;enden Theil mit der Hand halten ko&#x0364;nnen. Was den<lb/>
Punkt betrift, daß das electri&#x017F;che Feuer nicht durch<lb/>
das Glas dringe, wie das entzu&#x0364;ndete Feuer; &#x017F;o bin<lb/>
ich der Meynung derjenigen Naturfor&#x017F;cher, welche<lb/>
das Gegentheil behaupten. Zum Beweis meiner Mei-<lb/>
nung will ich zwey Ver&#x017F;uche anfu&#x0364;hren. Man &#x017F;telle ei-<lb/>
ne Leidnerfla&#x017F;che auf einen Pechkuchen und electri&#x017F;ire<lb/>
ihre innere Seite; &#x017F;o wird man auch ihre a&#x0364;u&#x017F;ere Seite<lb/>
mit Feuer angefu&#x0364;llt finden. Nach der Franklini&#x017F;chen<lb/>
Theorie, i&#x017F;t zwar die&#x017F;es a&#x0364;u&#x017F;ere Feuer kein anderes,<lb/>
als welches ur&#x017F;pru&#x0364;nglich und von Natur auf der a&#x0364;u&#x017F;ern<lb/>
Seite der Fla&#x017F;che befindlich i&#x017F;t, und welches durch das<lb/>
innere Feuer nur wegge&#x017F;to&#x017F;en wird. Allein die&#x017F;es a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Feuer der Fla&#x017F;che i&#x017F;t allezeit po&#x017F;itiv wenn das inne-<lb/>
re Feuer po&#x017F;itiv i&#x017F;t; hingegen negativ, wenn die in-<lb/>
nere Seite der Fla&#x017F;che mit negativen Feuer geladet<lb/>
wird. Daher i&#x017F;t nicht einzu&#x017F;ehen, wie die Frank-<lb/>
lini&#x017F;che Hypothe&#x017F;e hiebey be&#x017F;tehen ko&#x0364;nne; und es i&#x017F;t viel<lb/>
wahr&#x017F;cheinlicher daß das Feuer durch das Glas der<lb/>
Fla&#x017F;che gedrungen &#x017F;eye. Ein anderer Ver&#x017F;uch &#x017F;cheint<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0117] den Metallen. Das entzuͤndete Feuer thut das nehm- liche. Wenn man einen metallenen Stab uͤber einem Kohlfeuer, an einem Ende gluͤhend macht; ſo lauft die Hitze noch einen guten Theil, auch an dem Theil der Stange, die nicht im Feuer lag, fort. Koͤrper alſo, die gute Leiter der electriſchen Materie ſind, laſſen auch das entzuͤndete Feuer an ſich gerne fortlaufen. Hingegen gehet das entzuͤndete Feuer an den nicht lei- tenden Koͤrpern, auch nicht weiter fort. Man mache an einer Lampe das Ende einer Glasroͤhre gluͤend. Die Hitze wird an der Glasroͤhre hinter dem geſchmol- zenen Theil, nicht mehr als ohngefehr einen Zoll weiter gehen, und man wird die Glasroͤhre nahe hinter dem gluͤenden Theil mit der Hand halten koͤnnen. Was den Punkt betrift, daß das electriſche Feuer nicht durch das Glas dringe, wie das entzuͤndete Feuer; ſo bin ich der Meynung derjenigen Naturforſcher, welche das Gegentheil behaupten. Zum Beweis meiner Mei- nung will ich zwey Verſuche anfuͤhren. Man ſtelle ei- ne Leidnerflaſche auf einen Pechkuchen und electriſire ihre innere Seite; ſo wird man auch ihre aͤuſere Seite mit Feuer angefuͤllt finden. Nach der Frankliniſchen Theorie, iſt zwar dieſes aͤuſere Feuer kein anderes, als welches urſpruͤnglich und von Natur auf der aͤuſern Seite der Flaſche befindlich iſt, und welches durch das innere Feuer nur weggeſtoſen wird. Allein dieſes aͤuſ- ſere Feuer der Flaſche iſt allezeit poſitiv wenn das inne- re Feuer poſitiv iſt; hingegen negativ, wenn die in- nere Seite der Flaſche mit negativen Feuer geladet wird. Daher iſt nicht einzuſehen, wie die Frank- liniſche Hypotheſe hiebey beſtehen koͤnne; und es iſt viel wahrſcheinlicher daß das Feuer durch das Glas der Flaſche gedrungen ſeye. Ein anderer Verſuch ſcheint noch G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/117
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/117>, abgerufen am 24.11.2024.