Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.der ihm durch die Elemente oder andere Dinge zustos- Zweyter Beweiß. Der Christ ist sogar ver- anwen-
der ihm durch die Elemente oder andere Dinge zuſtoſ- Zweyter Beweiß. Der Chriſt iſt ſogar ver- anwen-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="118"/> der ihm durch die Elemente oder andere Dinge zuſtoſ-<lb/> ſen koͤnnte, in Sicherheit zu ſetzen. Es iſt dieſes der<lb/> Wille des Schoͤpfers, welcher uns deßwegen außer<lb/> der Vernunft einen unwiderſtehlichen Trieb zur Erhal-<lb/> tung unſers Lebens eingepflanzet hat. Der Menſch hat<lb/> auch von jeher, ſich die Seinigen, und ſeine Guͤter wider<lb/> die Gewalt der Elemente und anderer Unfaͤlle ver-<lb/> wahret. Es iſt dieſes nicht fuͤr unrecht erklaͤret wor-<lb/> den. Wider den Blitz wußte er bisher nicht ſich zu<lb/> ſchuͤtzen. Jezt hat ers gelernet. Er weiß auch nun-<lb/> mehr, daß Gott das Blitzfeuer nicht zur Rache, ſon-<lb/> dern zur Wohlfart der Welt erſchaffen hat. Warum<lb/> ſollte er ſich nun nicht ebenſowohl wider den Schaden,<lb/> den ihm der Blitz zufuͤgen koͤnnte, ſchuͤtzen doͤrfen,<lb/> als wider den Schaden, welchen die andern Elemente<lb/> ihm zu bringen faͤhig ſind? Etwan deßwegen weil man<lb/> dieſe Kunſt ſeit Erſchaffung der Menſchen nicht gewußt<lb/> hat? Welcher Vernuͤnftige kan ſo ſchlieſen?</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Zweyter Beweiß.</hi> Der Chriſt iſt ſogar ver-<lb/> bunden alle die Mittel, die er zu ſeiner und der Sei-<lb/> nigen Erhaltung, oder die er zur Befoͤrderung ſeines<lb/> Gluͤcks fuͤr dienlich erkennet, anzuwenden. Er ſoll<lb/> zwar der goͤttlichen Vorſehung vertrauen. Aber ſoll<lb/> er ſich blindlings dieſer gnaͤdigen Vorſicht uͤberlaſſen?<lb/> Soll er nichts, und Gott alles — Soll Gott um ſeinet<lb/> willen Wunder thun, er aber die Haͤnde in den Schooß<lb/> legen? Wo hat die Vernunft oder das Chriſtenthum<lb/> je eine ſolche Moral gelehret? Warum hat Gott dem<lb/> Menſchen Vernunft und Wiſſenſchaften. — Warum<lb/> hat er ihm auch Leibes Kraͤfte gegeben? Lehren ihm<lb/> nicht dieſe; daß er ſie eben ſowohl zu ſeiner eigenen Er-<lb/> haltung und Gluͤck, als zum Dienſt ſeines Schoͤpfers<lb/> <fw place="bottom" type="catch">anwen-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0134]
der ihm durch die Elemente oder andere Dinge zuſtoſ-
ſen koͤnnte, in Sicherheit zu ſetzen. Es iſt dieſes der
Wille des Schoͤpfers, welcher uns deßwegen außer
der Vernunft einen unwiderſtehlichen Trieb zur Erhal-
tung unſers Lebens eingepflanzet hat. Der Menſch hat
auch von jeher, ſich die Seinigen, und ſeine Guͤter wider
die Gewalt der Elemente und anderer Unfaͤlle ver-
wahret. Es iſt dieſes nicht fuͤr unrecht erklaͤret wor-
den. Wider den Blitz wußte er bisher nicht ſich zu
ſchuͤtzen. Jezt hat ers gelernet. Er weiß auch nun-
mehr, daß Gott das Blitzfeuer nicht zur Rache, ſon-
dern zur Wohlfart der Welt erſchaffen hat. Warum
ſollte er ſich nun nicht ebenſowohl wider den Schaden,
den ihm der Blitz zufuͤgen koͤnnte, ſchuͤtzen doͤrfen,
als wider den Schaden, welchen die andern Elemente
ihm zu bringen faͤhig ſind? Etwan deßwegen weil man
dieſe Kunſt ſeit Erſchaffung der Menſchen nicht gewußt
hat? Welcher Vernuͤnftige kan ſo ſchlieſen?
Zweyter Beweiß. Der Chriſt iſt ſogar ver-
bunden alle die Mittel, die er zu ſeiner und der Sei-
nigen Erhaltung, oder die er zur Befoͤrderung ſeines
Gluͤcks fuͤr dienlich erkennet, anzuwenden. Er ſoll
zwar der goͤttlichen Vorſehung vertrauen. Aber ſoll
er ſich blindlings dieſer gnaͤdigen Vorſicht uͤberlaſſen?
Soll er nichts, und Gott alles — Soll Gott um ſeinet
willen Wunder thun, er aber die Haͤnde in den Schooß
legen? Wo hat die Vernunft oder das Chriſtenthum
je eine ſolche Moral gelehret? Warum hat Gott dem
Menſchen Vernunft und Wiſſenſchaften. — Warum
hat er ihm auch Leibes Kraͤfte gegeben? Lehren ihm
nicht dieſe; daß er ſie eben ſowohl zu ſeiner eigenen Er-
haltung und Gluͤck, als zum Dienſt ſeines Schoͤpfers
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