Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

habe, sonst müßte man annehmen, daß Gott auch
alles das moralische Böse, das auf der Welt geschie-
het, verlange.

Kan uns nun ein Blitz treffen, aus der Ursache,
weil die natürliche Einrichtung der Dinge es also mit
sich bringt, -- weil Gott es nicht gewaltsam und wun-
derbarer Weise verhindern will, -- weil es Gott zur
Vermeidung einer grösern Unvollkommenheit zu läßt,
den aber Gott nicht über uns als eine Strafe würde
verhänget haben; so gilt der Einwurf nicht mehr:
was helfen Wetterableiter, da uns Gott doch auf an-
dere Weise finden kan. Es hätte Gott vielleicht nicht
begehrt uns heimzusuchen, wenn wir auf unsere Er-
haltung weniger unachtsam gewesen wären, und die
Mittel die uns die Vernunft zu unserer Errettung an-
gibt, sorgfältiger angewendet hätten.

So richtig dieses ist; so gibt es doch zu noch einem
Einwurf, der nicht nur wider dieses Fach der Natur-
lehre, nehmlich wider die Wetterableiter; sondern
überhaupt wider die ganze Naturlehre, von den Nicht
Physikern gemacht zu werden pflegt, Gelegenheit. Ich
will mit diesem den Beschluß machen.

[Abbildung]
Sechs-

habe, ſonſt muͤßte man annehmen, daß Gott auch
alles das moraliſche Boͤſe, das auf der Welt geſchie-
het, verlange.

Kan uns nun ein Blitz treffen, aus der Urſache,
weil die natuͤrliche Einrichtung der Dinge es alſo mit
ſich bringt, — weil Gott es nicht gewaltſam und wun-
derbarer Weiſe verhindern will, — weil es Gott zur
Vermeidung einer groͤſern Unvollkommenheit zu laͤßt,
den aber Gott nicht uͤber uns als eine Strafe wuͤrde
verhaͤnget haben; ſo gilt der Einwurf nicht mehr:
was helfen Wetterableiter, da uns Gott doch auf an-
dere Weiſe finden kan. Es haͤtte Gott vielleicht nicht
begehrt uns heimzuſuchen, wenn wir auf unſere Er-
haltung weniger unachtſam geweſen waͤren, und die
Mittel die uns die Vernunft zu unſerer Errettung an-
gibt, ſorgfaͤltiger angewendet haͤtten.

So richtig dieſes iſt; ſo gibt es doch zu noch einem
Einwurf, der nicht nur wider dieſes Fach der Natur-
lehre, nehmlich wider die Wetterableiter; ſondern
uͤberhaupt wider die ganze Naturlehre, von den Nicht
Phyſikern gemacht zu werden pflegt, Gelegenheit. Ich
will mit dieſem den Beſchluß machen.

[Abbildung]
Sechs-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0142" n="76[126]"/>
habe, &#x017F;on&#x017F;t mu&#x0364;ßte man annehmen, daß Gott auch<lb/>
alles das morali&#x017F;che Bo&#x0364;&#x017F;e, das auf der Welt ge&#x017F;chie-<lb/>
het, verlange.</p><lb/>
        <p>Kan uns nun ein Blitz treffen, aus der Ur&#x017F;ache,<lb/>
weil die natu&#x0364;rliche Einrichtung der Dinge es al&#x017F;o mit<lb/>
&#x017F;ich bringt, &#x2014; weil Gott es nicht gewalt&#x017F;am und wun-<lb/>
derbarer Wei&#x017F;e verhindern will, &#x2014; weil es Gott zur<lb/>
Vermeidung einer gro&#x0364;&#x017F;ern Unvollkommenheit zu la&#x0364;ßt,<lb/>
den aber Gott nicht u&#x0364;ber uns als eine Strafe wu&#x0364;rde<lb/>
verha&#x0364;nget haben; &#x017F;o gilt der Einwurf nicht mehr:<lb/>
was helfen Wetterableiter, da uns Gott doch auf an-<lb/>
dere Wei&#x017F;e finden kan. Es ha&#x0364;tte Gott vielleicht nicht<lb/>
begehrt uns heimzu&#x017F;uchen, wenn wir auf un&#x017F;ere Er-<lb/>
haltung weniger unacht&#x017F;am gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren, und die<lb/>
Mittel die uns die Vernunft zu un&#x017F;erer Errettung an-<lb/>
gibt, &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger angewendet ha&#x0364;tten.</p><lb/>
        <p>So richtig die&#x017F;es i&#x017F;t; &#x017F;o gibt es doch zu noch einem<lb/>
Einwurf, der nicht nur wider die&#x017F;es Fach der Natur-<lb/>
lehre, nehmlich wider die Wetterableiter; &#x017F;ondern<lb/>
u&#x0364;berhaupt wider die ganze Naturlehre, von den Nicht<lb/>
Phy&#x017F;ikern gemacht zu werden pflegt, Gelegenheit. Ich<lb/>
will mit die&#x017F;em den Be&#x017F;chluß machen.</p><lb/>
        <figure/>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Sechs-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76[126]/0142] habe, ſonſt muͤßte man annehmen, daß Gott auch alles das moraliſche Boͤſe, das auf der Welt geſchie- het, verlange. Kan uns nun ein Blitz treffen, aus der Urſache, weil die natuͤrliche Einrichtung der Dinge es alſo mit ſich bringt, — weil Gott es nicht gewaltſam und wun- derbarer Weiſe verhindern will, — weil es Gott zur Vermeidung einer groͤſern Unvollkommenheit zu laͤßt, den aber Gott nicht uͤber uns als eine Strafe wuͤrde verhaͤnget haben; ſo gilt der Einwurf nicht mehr: was helfen Wetterableiter, da uns Gott doch auf an- dere Weiſe finden kan. Es haͤtte Gott vielleicht nicht begehrt uns heimzuſuchen, wenn wir auf unſere Er- haltung weniger unachtſam geweſen waͤren, und die Mittel die uns die Vernunft zu unſerer Errettung an- gibt, ſorgfaͤltiger angewendet haͤtten. So richtig dieſes iſt; ſo gibt es doch zu noch einem Einwurf, der nicht nur wider dieſes Fach der Natur- lehre, nehmlich wider die Wetterableiter; ſondern uͤberhaupt wider die ganze Naturlehre, von den Nicht Phyſikern gemacht zu werden pflegt, Gelegenheit. Ich will mit dieſem den Beſchluß machen. [Abbildung] Sechs-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/142
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 76[126]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/142>, abgerufen am 21.11.2024.