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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
durch seine Entdeckung der allgemeinen Gravitation.
Dann hat er auch die Aufstellung der heute angenommenen
Principien der Mechanik zu einem Abschluss
gebracht.
Nach ihm ist ein wesentlich neues Princip
nicht mehr ausgesprochen worden. Was nach ihm in der
Mechanik geleistet worden ist, bezog sich durchaus auf
die deductive, formelle und mathematische Entwickelung
der Mechanik auf Grund der Newton'schen Principien.

2. Werfen wir zunächst einen Blick auf Newton's
physikalische Leistung. Kepler hatte aus Tycho's Be-
obachtungen, und aus seinen eigenen, drei empirische
Gesetze für die Bewegung der Planeten um die Sonne
abgeleitet, welche Newton durch seine neue Ansicht
verständlich machte. Die Kepler'schen Gesetze sind
folgende:

1) Die Planeten bewegen sich in Ellipsen um die
Sonne als Brennpunkt.
2) Der von der Sonne nach einem Planeten gezogene
Radius vector beschreibt in gleichen Zeiten gleiche
Flächenräume.
3) Die Würfel der grossen Bahnaxen verhalten sich
wie die Quadrate der Umlaufszeiten.

Hat man den Galilei-Huyghens'schen Standpunkt ge-
wonnen und sucht denselben consequent festzuhalten,
so erscheint eine krummlinige Bewegung eines Körpers
nur durch das Vorhandensein einer fortwährenden ab-
lenkenden Beschleunigung verständlich. Man sieht
sich also veranlasst, für die Planetenbewegung eine solche
Beschleunigung, welche stets nach der concaven Seite
der Bahn gerichtet ist, zu suchen.

In der That erklärt sich das erwähnte Gesetz der
Flächenräume durch die Annahme einer stets gegen
die Sonne gerichteten Beschleunigung des Planeten
in der einfachsten Weise. Durchstreicht in einem Zeit-
element der Radius vector den Flächenraum ABS,
so würde ohne Beschleunigung im nächsten gleich-
grossen Zeitelement BCS durchstrichen, wobei BC=AB
wäre, und in der Verlängerung von AB liegen würde.

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
durch seine Entdeckung der allgemeinen Gravitation.
Dann hat er auch die Aufstellung der heute angenommenen
Principien der Mechanik zu einem Abschluss
gebracht.
Nach ihm ist ein wesentlich neues Princip
nicht mehr ausgesprochen worden. Was nach ihm in der
Mechanik geleistet worden ist, bezog sich durchaus auf
die deductive, formelle und mathematische Entwickelung
der Mechanik auf Grund der Newton’schen Principien.

2. Werfen wir zunächst einen Blick auf Newton’s
physikalische Leistung. Kepler hatte aus Tycho’s Be-
obachtungen, und aus seinen eigenen, drei empirische
Gesetze für die Bewegung der Planeten um die Sonne
abgeleitet, welche Newton durch seine neue Ansicht
verständlich machte. Die Kepler’schen Gesetze sind
folgende:

1) Die Planeten bewegen sich in Ellipsen um die
Sonne als Brennpunkt.
2) Der von der Sonne nach einem Planeten gezogene
Radius vector beschreibt in gleichen Zeiten gleiche
Flächenräume.
3) Die Würfel der grossen Bahnaxen verhalten sich
wie die Quadrate der Umlaufszeiten.

Hat man den Galilei-Huyghens’schen Standpunkt ge-
wonnen und sucht denselben consequent festzuhalten,
so erscheint eine krummlinige Bewegung eines Körpers
nur durch das Vorhandensein einer fortwährenden ab-
lenkenden Beschleunigung verständlich. Man sieht
sich also veranlasst, für die Planetenbewegung eine solche
Beschleunigung, welche stets nach der concaven Seite
der Bahn gerichtet ist, zu suchen.

In der That erklärt sich das erwähnte Gesetz der
Flächenräume durch die Annahme einer stets gegen
die Sonne gerichteten Beschleunigung des Planeten
in der einfachsten Weise. Durchstreicht in einem Zeit-
element der Radius vector den Flächenraum ABS,
so würde ohne Beschleunigung im nächsten gleich-
grossen Zeitelement BCS durchstrichen, wobei BC=AB
wäre, und in der Verlängerung von AB liegen würde.

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[175/0187] Die Entwickelung der Principien der Dynamik. durch seine Entdeckung der allgemeinen Gravitation. Dann hat er auch die Aufstellung der heute angenommenen Principien der Mechanik zu einem Abschluss gebracht. Nach ihm ist ein wesentlich neues Princip nicht mehr ausgesprochen worden. Was nach ihm in der Mechanik geleistet worden ist, bezog sich durchaus auf die deductive, formelle und mathematische Entwickelung der Mechanik auf Grund der Newton’schen Principien. 2. Werfen wir zunächst einen Blick auf Newton’s physikalische Leistung. Kepler hatte aus Tycho’s Be- obachtungen, und aus seinen eigenen, drei empirische Gesetze für die Bewegung der Planeten um die Sonne abgeleitet, welche Newton durch seine neue Ansicht verständlich machte. Die Kepler’schen Gesetze sind folgende: 1) Die Planeten bewegen sich in Ellipsen um die Sonne als Brennpunkt. 2) Der von der Sonne nach einem Planeten gezogene Radius vector beschreibt in gleichen Zeiten gleiche Flächenräume. 3) Die Würfel der grossen Bahnaxen verhalten sich wie die Quadrate der Umlaufszeiten. Hat man den Galilei-Huyghens’schen Standpunkt ge- wonnen und sucht denselben consequent festzuhalten, so erscheint eine krummlinige Bewegung eines Körpers nur durch das Vorhandensein einer fortwährenden ab- lenkenden Beschleunigung verständlich. Man sieht sich also veranlasst, für die Planetenbewegung eine solche Beschleunigung, welche stets nach der concaven Seite der Bahn gerichtet ist, zu suchen. In der That erklärt sich das erwähnte Gesetz der Flächenräume durch die Annahme einer stets gegen die Sonne gerichteten Beschleunigung des Planeten in der einfachsten Weise. Durchstreicht in einem Zeit- element der Radius vector den Flächenraum ABS, so würde ohne Beschleunigung im nächsten gleich- grossen Zeitelement BCS durchstrichen, wobei BC=AB wäre, und in der Verlängerung von AB liegen würde.

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/187>, abgerufen am 25.11.2024.