Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.Zweites Kapitel. merkung, dass Körper von grösserm Gewicht untergleichem Druck kleinere Geschwindigkeiten annehmen. Newton hat vortrefflich gefühlt, welche Grundbegriffe und Grundsätze der Mechanik nothwendig sind. Die Form seiner Aufstellungen lässt jedoch, wie wir noch eingehen- der zeigen werden, manches zu wünschen übrig. Wir haben kein Recht, seine Leistung deshalb zu unter- schätzen, denn er hatte die grössten Schwierigkeiten zu überwinden und ist denselben weniger als alle an- dern Forscher aus dem Wege gegangen. 4. Erörterung und Veranschaulichung des Gegenwirkungsprincips. 1. Wir wollen uns nun einen Augenblick dem New- [Abbildung]
Fig. 129. [Abbildung]
Fig. 130. princip unserm Gefühl und unserer Anschauung näherzu bringen suchen. Wenn zwei Massen M und m auf- einander wirken, so ertheilen sie sich nach Newton ent- gegengesetzte Geschwindigkeiten V und v, welche sich verkehrt wie die Massen verhalten, sodass MV+mv=o. Man kann diesem Grundsatz den Anschein grosser Zweites Kapitel. merkung, dass Körper von grösserm Gewicht untergleichem Druck kleinere Geschwindigkeiten annehmen. Newton hat vortrefflich gefühlt, welche Grundbegriffe und Grundsätze der Mechanik nothwendig sind. Die Form seiner Aufstellungen lässt jedoch, wie wir noch eingehen- der zeigen werden, manches zu wünschen übrig. Wir haben kein Recht, seine Leistung deshalb zu unter- schätzen, denn er hatte die grössten Schwierigkeiten zu überwinden und ist denselben weniger als alle an- dern Forscher aus dem Wege gegangen. 4. Erörterung und Veranschaulichung des Gegenwirkungsprincips. 1. Wir wollen uns nun einen Augenblick dem New- [Abbildung]
Fig. 129. [Abbildung]
Fig. 130. princip unserm Gefühl und unserer Anschauung näherzu bringen suchen. Wenn zwei Massen M und m auf- einander wirken, so ertheilen sie sich nach Newton ent- gegengesetzte Geschwindigkeiten V und v, welche sich verkehrt wie die Massen verhalten, sodass MV+mv=o. Man kann diesem Grundsatz den Anschein grosser <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0200" n="188"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel.</fw><lb/> merkung, dass Körper von grösserm Gewicht unter<lb/> gleichem Druck kleinere Geschwindigkeiten annehmen.<lb/> Newton hat vortrefflich gefühlt, <hi rendition="#g">welche</hi> Grundbegriffe<lb/> und Grundsätze der Mechanik nothwendig sind. Die <hi rendition="#g">Form</hi><lb/> seiner Aufstellungen lässt jedoch, wie wir noch eingehen-<lb/> der zeigen werden, manches zu wünschen übrig. Wir<lb/> haben kein Recht, seine Leistung deshalb zu unter-<lb/> schätzen, denn er hatte die grössten Schwierigkeiten<lb/> zu überwinden und ist denselben weniger als alle an-<lb/> dern Forscher aus dem Wege gegangen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#i">4. Erörterung und Veranschaulichung des<lb/> Gegenwirkungsprincips.</hi> </head><lb/> <p>1. Wir wollen uns nun einen Augenblick dem New-<lb/> ton’schen Gedanken hingeben, und das Gegenwirkungs-<lb/><figure><head><hi rendition="#i">Fig. 129.</hi></head></figure><lb/><figure><head><hi rendition="#i">Fig. 130.</hi></head></figure><lb/> princip unserm Gefühl und unserer Anschauung näher<lb/> zu bringen suchen. Wenn zwei Massen <hi rendition="#i">M</hi> und <hi rendition="#i">m</hi> auf-<lb/> einander wirken, so ertheilen sie sich nach Newton <hi rendition="#g">ent-<lb/> gegengesetzte</hi> Geschwindigkeiten <hi rendition="#i">V</hi> und <hi rendition="#i">v</hi>, welche<lb/> sich verkehrt wie die Massen verhalten, sodass<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">MV+mv=o</hi></hi>.</p><lb/> <p>Man kann diesem Grundsatz den Anschein grosser<lb/> Evidenz durch folgende Betrachtung geben. Wir den-<lb/> ken uns zunächst zwei vollkommen (auch in chemischer<lb/> Beziehung) <hi rendition="#g">gleiche</hi> Körper <hi rendition="#i">a</hi>. Stellen wir dieselben<lb/> einander gegenüber und lassen wir sie aufeinander wir-<lb/> ken, so ist bei Ausschliessung des Einflusses eines dritten<lb/> Körpers und des Beschauers, die Ertheilung von <hi rendition="#g">gleichen</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0200]
Zweites Kapitel.
merkung, dass Körper von grösserm Gewicht unter
gleichem Druck kleinere Geschwindigkeiten annehmen.
Newton hat vortrefflich gefühlt, welche Grundbegriffe
und Grundsätze der Mechanik nothwendig sind. Die Form
seiner Aufstellungen lässt jedoch, wie wir noch eingehen-
der zeigen werden, manches zu wünschen übrig. Wir
haben kein Recht, seine Leistung deshalb zu unter-
schätzen, denn er hatte die grössten Schwierigkeiten
zu überwinden und ist denselben weniger als alle an-
dern Forscher aus dem Wege gegangen.
4. Erörterung und Veranschaulichung des
Gegenwirkungsprincips.
1. Wir wollen uns nun einen Augenblick dem New-
ton’schen Gedanken hingeben, und das Gegenwirkungs-
[Abbildung Fig. 129.]
[Abbildung Fig. 130.]
princip unserm Gefühl und unserer Anschauung näher
zu bringen suchen. Wenn zwei Massen M und m auf-
einander wirken, so ertheilen sie sich nach Newton ent-
gegengesetzte Geschwindigkeiten V und v, welche
sich verkehrt wie die Massen verhalten, sodass
MV+mv=o.
Man kann diesem Grundsatz den Anschein grosser
Evidenz durch folgende Betrachtung geben. Wir den-
ken uns zunächst zwei vollkommen (auch in chemischer
Beziehung) gleiche Körper a. Stellen wir dieselben
einander gegenüber und lassen wir sie aufeinander wir-
ken, so ist bei Ausschliessung des Einflusses eines dritten
Körpers und des Beschauers, die Ertheilung von gleichen
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