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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
Gewicht ist nach unserer Definition ersichtlich, ohne
dass wir an die "Menge der Materie" denken.

7. Sobald wir also, durch die Erfahrung aufmerksam ge-
macht, die Existenz eines besondern beschleunigungs-
bestimmenden Merkmals
der Körper erschaut ha-
ben, ist unsere Aufgabe mit der Anerkennung und unzwei-
deutigen Bezeichnung dieser Thatsache erledigt. Ueber
die Anerkennung dieser Thatsache kommen wir nicht
hinaus, und jedes Hinausgehen über dieselbe führt nur
Unklarheiten herbei. Jede Unbehaglichkeit verschwin-
det, sobald wir uns klar gemacht haben, dass in dem
Massebegriff keinerlei Theorie, sondern eine Erfahrung
liegt. Der Begriff hat sich bisher bewährt. Es ist
sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass er in
Zukunft erschüttert wird, sowie die Vorstellung der
unveränderlichen Wärmemenge, die ja auch auf Er-
fahrungen beruhte, durch neue Erfahrungen sich modi-
ficirt hat.

6. Newton's Ansichten über Zeit, Raum und
Bewegung.

1. In einer Anmerkung, welche Newton seinen
Definitionen unmittelbar folgen lässt, spricht er An-
sichten über Zeit und Raum aus, die wir etwas näher
in Augenschein nehmen müssen. Wir werden nur die
wichtigsten zur Charakteristik der Newton'schen An-
sichten nothwendigen Stellen wörtlich anführen.

"Bis jetzt habe ich zu erklären versucht, in welchem
Sinne weniger bekannte Benennungen in der Folge zu
verstehen sind. Zeit, Raum, Ort und Bewegung
als allen bekannt erkläre ich nicht. Ich bemerke nur,
dass man gewöhnlich diese Grössen nicht anders, als in
Bezug auf die Sinne auffasst, und so gewisse Vorur-
theile entstehen, zu deren Aufhebung man sie passend
in absolute und relative, wahre und scheinbare, mathe-
matische und gewöhnliche unterscheidet.

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
Gewicht ist nach unserer Definition ersichtlich, ohne
dass wir an die „Menge der Materie‟ denken.

7. Sobald wir also, durch die Erfahrung aufmerksam ge-
macht, die Existenz eines besondern beschleunigungs-
bestimmenden Merkmals
der Körper erschaut ha-
ben, ist unsere Aufgabe mit der Anerkennung und unzwei-
deutigen Bezeichnung dieser Thatsache erledigt. Ueber
die Anerkennung dieser Thatsache kommen wir nicht
hinaus, und jedes Hinausgehen über dieselbe führt nur
Unklarheiten herbei. Jede Unbehaglichkeit verschwin-
det, sobald wir uns klar gemacht haben, dass in dem
Massebegriff keinerlei Theorie, sondern eine Erfahrung
liegt. Der Begriff hat sich bisher bewährt. Es ist
sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass er in
Zukunft erschüttert wird, sowie die Vorstellung der
unveränderlichen Wärmemenge, die ja auch auf Er-
fahrungen beruhte, durch neue Erfahrungen sich modi-
ficirt hat.

6. Newton’s Ansichten über Zeit, Raum und
Bewegung.

1. In einer Anmerkung, welche Newton seinen
Definitionen unmittelbar folgen lässt, spricht er An-
sichten über Zeit und Raum aus, die wir etwas näher
in Augenschein nehmen müssen. Wir werden nur die
wichtigsten zur Charakteristik der Newton’schen An-
sichten nothwendigen Stellen wörtlich anführen.

„Bis jetzt habe ich zu erklären versucht, in welchem
Sinne weniger bekannte Benennungen in der Folge zu
verstehen sind. Zeit, Raum, Ort und Bewegung
als allen bekannt erkläre ich nicht. Ich bemerke nur,
dass man gewöhnlich diese Grössen nicht anders, als in
Bezug auf die Sinne auffasst, und so gewisse Vorur-
theile entstehen, zu deren Aufhebung man sie passend
in absolute und relative, wahre und scheinbare, mathe-
matische und gewöhnliche unterscheidet.

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[207/0219] Die Entwickelung der Principien der Dynamik. Gewicht ist nach unserer Definition ersichtlich, ohne dass wir an die „Menge der Materie‟ denken. 7. Sobald wir also, durch die Erfahrung aufmerksam ge- macht, die Existenz eines besondern beschleunigungs- bestimmenden Merkmals der Körper erschaut ha- ben, ist unsere Aufgabe mit der Anerkennung und unzwei- deutigen Bezeichnung dieser Thatsache erledigt. Ueber die Anerkennung dieser Thatsache kommen wir nicht hinaus, und jedes Hinausgehen über dieselbe führt nur Unklarheiten herbei. Jede Unbehaglichkeit verschwin- det, sobald wir uns klar gemacht haben, dass in dem Massebegriff keinerlei Theorie, sondern eine Erfahrung liegt. Der Begriff hat sich bisher bewährt. Es ist sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass er in Zukunft erschüttert wird, sowie die Vorstellung der unveränderlichen Wärmemenge, die ja auch auf Er- fahrungen beruhte, durch neue Erfahrungen sich modi- ficirt hat. 6. Newton’s Ansichten über Zeit, Raum und Bewegung. 1. In einer Anmerkung, welche Newton seinen Definitionen unmittelbar folgen lässt, spricht er An- sichten über Zeit und Raum aus, die wir etwas näher in Augenschein nehmen müssen. Wir werden nur die wichtigsten zur Charakteristik der Newton’schen An- sichten nothwendigen Stellen wörtlich anführen. „Bis jetzt habe ich zu erklären versucht, in welchem Sinne weniger bekannte Benennungen in der Folge zu verstehen sind. Zeit, Raum, Ort und Bewegung als allen bekannt erkläre ich nicht. Ich bemerke nur, dass man gewöhnlich diese Grössen nicht anders, als in Bezug auf die Sinne auffasst, und so gewisse Vorur- theile entstehen, zu deren Aufhebung man sie passend in absolute und relative, wahre und scheinbare, mathe- matische und gewöhnliche unterscheidet.

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/219>, abgerufen am 27.11.2024.