Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Entwickelung der Principien der Dynamik.

"Definition 5. Die Centripetalkraft bewirkt, dass ein
Körper gegen irgendeinen Punkt als Centrum gezogen
oder gestossen wird, oder auf irgendeine Weise dahin
zu gelangen strebt.

"Definition 6. Die absolute Grösse der Centripetal-
kraft ist das grössere oder kleinere Maass derselben,
nach Verhältniss der wirkenden Ursache, welche vom
Mittelpunkte nach den umgebenden Theilen sich fort-
pflanzt.

"Definition 7. Die Grösse der beschleunigenden
Centripetalkraft ist proportional der Geschwindigkeit,
welche sie in einer gegebenen Zeit erzeugt.

"Definition 8. Die Grösse der bewegenden Centri-
petalkraft ist der Bewegungsgrösse proportional, welche
sie in seiner gegebenen Zeit erzeugt.

"Man kann der Kürze wegen diese auf dreifache
Weise betrachtete Grösse der Kraft absolute, beschleu-
nigende und bewegende Kraft nennen, und sie zu gegen-
seitiger Unterscheidung auf die nach dem Mittelpunkt
strebenden Körper, den Ort der Körper und den
Mittelpunkt der Kräfte beziehen. Die bewegende Kraft
auf den Körper, als ein Streben und Hinneigen des
Ganzen gegen das Centrum, welches aus der Hinneigung
der einzelnen Theile zusammengesetzt ist. Die be-
schleunigende Kraft auf den Ort des Körpers, als eine
wirkende Ursache, welche sich vom Centrum aus nach
den einzelnen es umgebenden Orten, zur Bewegung des
in denselben befindlichen Körpers, fortpflanzt. Die ab-
solute Kraft auf das Centrum, welches mit einer Ur-
sache begabt ist, ohne welche die bewegenden Kräfte
sich nicht durch den Raum fortpflanzen würden. Diese
Ursache mag nun irgendein Centralkörper (wie der
Magnet im Centrum der magnetischen, die Erde im
Centrum der Schwerkraft), oder irgendwie unsichtbar
sein. Dies ist wenigstens der mathematische Begriff
derselben, denn die physischen Ursachen und Sitze der
Kräfte ziehe ich hier nicht in Betracht.

"Die beschleunigende Kraft verhält sich daher zur

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.

„Definition 5. Die Centripetalkraft bewirkt, dass ein
Körper gegen irgendeinen Punkt als Centrum gezogen
oder gestossen wird, oder auf irgendeine Weise dahin
zu gelangen strebt.

„Definition 6. Die absolute Grösse der Centripetal-
kraft ist das grössere oder kleinere Maass derselben,
nach Verhältniss der wirkenden Ursache, welche vom
Mittelpunkte nach den umgebenden Theilen sich fort-
pflanzt.

„Definition 7. Die Grösse der beschleunigenden
Centripetalkraft ist proportional der Geschwindigkeit,
welche sie in einer gegebenen Zeit erzeugt.

„Definition 8. Die Grösse der bewegenden Centri-
petalkraft ist der Bewegungsgrösse proportional, welche
sie in seiner gegebenen Zeit erzeugt.

„Man kann der Kürze wegen diese auf dreifache
Weise betrachtete Grösse der Kraft absolute, beschleu-
nigende und bewegende Kraft nennen, und sie zu gegen-
seitiger Unterscheidung auf die nach dem Mittelpunkt
strebenden Körper, den Ort der Körper und den
Mittelpunkt der Kräfte beziehen. Die bewegende Kraft
auf den Körper, als ein Streben und Hinneigen des
Ganzen gegen das Centrum, welches aus der Hinneigung
der einzelnen Theile zusammengesetzt ist. Die be-
schleunigende Kraft auf den Ort des Körpers, als eine
wirkende Ursache, welche sich vom Centrum aus nach
den einzelnen es umgebenden Orten, zur Bewegung des
in denselben befindlichen Körpers, fortpflanzt. Die ab-
solute Kraft auf das Centrum, welches mit einer Ur-
sache begabt ist, ohne welche die bewegenden Kräfte
sich nicht durch den Raum fortpflanzen würden. Diese
Ursache mag nun irgendein Centralkörper (wie der
Magnet im Centrum der magnetischen, die Erde im
Centrum der Schwerkraft), oder irgendwie unsichtbar
sein. Dies ist wenigstens der mathematische Begriff
derselben, denn die physischen Ursachen und Sitze der
Kräfte ziehe ich hier nicht in Betracht.

„Die beschleunigende Kraft verhält sich daher zur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0235" n="223"/>
          <fw place="top" type="header">Die Entwickelung der Principien der Dynamik.</fw><lb/>
          <p>&#x201E;Definition 5. Die Centripetalkraft bewirkt, dass ein<lb/>
Körper gegen irgendeinen Punkt als Centrum gezogen<lb/>
oder gestossen wird, oder auf irgendeine Weise dahin<lb/>
zu gelangen strebt.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Definition 6. Die absolute Grösse der Centripetal-<lb/>
kraft ist das grössere oder kleinere Maass derselben,<lb/>
nach Verhältniss der wirkenden Ursache, welche vom<lb/>
Mittelpunkte nach den umgebenden Theilen sich fort-<lb/>
pflanzt.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Definition 7. Die Grösse der beschleunigenden<lb/>
Centripetalkraft ist proportional der Geschwindigkeit,<lb/>
welche sie in einer gegebenen Zeit erzeugt.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Definition 8. Die Grösse der bewegenden Centri-<lb/>
petalkraft ist der Bewegungsgrösse proportional, welche<lb/>
sie in seiner gegebenen Zeit erzeugt.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Man kann der Kürze wegen diese auf dreifache<lb/>
Weise betrachtete Grösse der Kraft absolute, beschleu-<lb/>
nigende und bewegende Kraft nennen, und sie zu gegen-<lb/>
seitiger Unterscheidung auf die nach dem Mittelpunkt<lb/>
strebenden Körper, den Ort der Körper und den<lb/>
Mittelpunkt der Kräfte beziehen. Die bewegende Kraft<lb/>
auf den Körper, als ein Streben und Hinneigen des<lb/>
Ganzen gegen das Centrum, welches aus der Hinneigung<lb/>
der einzelnen Theile zusammengesetzt ist. Die be-<lb/>
schleunigende Kraft auf den Ort des Körpers, als eine<lb/>
wirkende Ursache, welche sich vom Centrum aus nach<lb/>
den einzelnen es umgebenden Orten, zur Bewegung des<lb/>
in denselben befindlichen Körpers, fortpflanzt. Die ab-<lb/>
solute Kraft auf das Centrum, welches mit einer Ur-<lb/>
sache begabt ist, ohne welche die bewegenden Kräfte<lb/>
sich nicht durch den Raum fortpflanzen würden. Diese<lb/>
Ursache mag nun irgendein Centralkörper (wie der<lb/>
Magnet im Centrum der magnetischen, die Erde im<lb/>
Centrum der Schwerkraft), oder irgendwie unsichtbar<lb/>
sein. Dies ist wenigstens der mathematische Begriff<lb/>
derselben, denn die physischen Ursachen und Sitze der<lb/>
Kräfte ziehe ich hier nicht in Betracht.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die beschleunigende Kraft verhält sich daher zur<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0235] Die Entwickelung der Principien der Dynamik. „Definition 5. Die Centripetalkraft bewirkt, dass ein Körper gegen irgendeinen Punkt als Centrum gezogen oder gestossen wird, oder auf irgendeine Weise dahin zu gelangen strebt. „Definition 6. Die absolute Grösse der Centripetal- kraft ist das grössere oder kleinere Maass derselben, nach Verhältniss der wirkenden Ursache, welche vom Mittelpunkte nach den umgebenden Theilen sich fort- pflanzt. „Definition 7. Die Grösse der beschleunigenden Centripetalkraft ist proportional der Geschwindigkeit, welche sie in einer gegebenen Zeit erzeugt. „Definition 8. Die Grösse der bewegenden Centri- petalkraft ist der Bewegungsgrösse proportional, welche sie in seiner gegebenen Zeit erzeugt. „Man kann der Kürze wegen diese auf dreifache Weise betrachtete Grösse der Kraft absolute, beschleu- nigende und bewegende Kraft nennen, und sie zu gegen- seitiger Unterscheidung auf die nach dem Mittelpunkt strebenden Körper, den Ort der Körper und den Mittelpunkt der Kräfte beziehen. Die bewegende Kraft auf den Körper, als ein Streben und Hinneigen des Ganzen gegen das Centrum, welches aus der Hinneigung der einzelnen Theile zusammengesetzt ist. Die be- schleunigende Kraft auf den Ort des Körpers, als eine wirkende Ursache, welche sich vom Centrum aus nach den einzelnen es umgebenden Orten, zur Bewegung des in denselben befindlichen Körpers, fortpflanzt. Die ab- solute Kraft auf das Centrum, welches mit einer Ur- sache begabt ist, ohne welche die bewegenden Kräfte sich nicht durch den Raum fortpflanzen würden. Diese Ursache mag nun irgendein Centralkörper (wie der Magnet im Centrum der magnetischen, die Erde im Centrum der Schwerkraft), oder irgendwie unsichtbar sein. Dies ist wenigstens der mathematische Begriff derselben, denn die physischen Ursachen und Sitze der Kräfte ziehe ich hier nicht in Betracht. „Die beschleunigende Kraft verhält sich daher zur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/235
Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/235>, abgerufen am 23.11.2024.