ducts P·L Zweifel hegte, und die Meinung hierüber sich schon historisch und durch vielfache Controlirung fest- gestellt hatte.
7. Die Art nun, wie die Hebelgesetze, welche uns von Archimedes in einfacher Form überliefert worden sind, von den modernen Physikern weiter verallgemeinert und behandelt wurden, ist sehr interessant und lehrreich. Leonardo da Vinci (1452--1519), der berühmte Maler und Forscher, scheint der erste gewesen zu sein, der die Wichtigkeit des allgemeinen Begriffes der sogenannten sta- tischen Momente gekannt hat. In seinen hinterlassenen Manuscripten finden sich mehrere Stellen, aus welchen dies
[Abbildung]
Fig. 13.
hervorgeht. Er sagt z. B.: Wir setzen eine um A drehbare Stange AD, an derselben ein Gewicht P an- gehängt, und an einer Schnur, die über eine Rolle geht, ein zweites Gewicht Q (Fig. 13). Welches Verhältniss müssen die Kräfte einhalten, damit Gleichgewicht bestehe? Der Hebelarm für das Gewicht P ist nicht AD, son- dern der "potenzielle" Hebel ist AB. Der Hebel- arm für das Gewicht Q ist nicht AD, sondern der "potenzielle" Hebel ist AC. Auf welche Weise er zu dieser Anschauung gekommen ist, lässt sich aller- dings schwer angeben. Es ist aber klar, dass er er- kannt hat, wodurch die Wirkung der Gewichte be- stimmt ist.
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Entwickelung der Principien der Statik.
ducts P·L Zweifel hegte, und die Meinung hierüber sich schon historisch und durch vielfache Controlirung fest- gestellt hatte.
7. Die Art nun, wie die Hebelgesetze, welche uns von Archimedes in einfacher Form überliefert worden sind, von den modernen Physikern weiter verallgemeinert und behandelt wurden, ist sehr interessant und lehrreich. Leonardo da Vinci (1452—1519), der berühmte Maler und Forscher, scheint der erste gewesen zu sein, der die Wichtigkeit des allgemeinen Begriffes der sogenannten sta- tischen Momente gekannt hat. In seinen hinterlassenen Manuscripten finden sich mehrere Stellen, aus welchen dies
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Fig. 13.
hervorgeht. Er sagt z. B.: Wir setzen eine um A drehbare Stange AD, an derselben ein Gewicht P an- gehängt, und an einer Schnur, die über eine Rolle geht, ein zweites Gewicht Q (Fig. 13). Welches Verhältniss müssen die Kräfte einhalten, damit Gleichgewicht bestehe? Der Hebelarm für das Gewicht P ist nicht AD, son- dern der „potenzielle‟ Hebel ist AB. Der Hebel- arm für das Gewicht Q ist nicht AD, sondern der „potenzielle‟ Hebel ist AC. Auf welche Weise er zu dieser Anschauung gekommen ist, lässt sich aller- dings schwer angeben. Es ist aber klar, dass er er- kannt hat, wodurch die Wirkung der Gewichte be- stimmt ist.
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Entwickelung der Principien der Statik.
ducts P·L Zweifel hegte, und die Meinung hierüber sich
schon historisch und durch vielfache Controlirung fest-
gestellt hatte.
7. Die Art nun, wie die Hebelgesetze, welche uns von
Archimedes in einfacher Form überliefert worden sind,
von den modernen Physikern weiter verallgemeinert und
behandelt wurden, ist sehr interessant und lehrreich.
Leonardo da Vinci (1452—1519), der berühmte Maler
und Forscher, scheint der erste gewesen zu sein, der die
Wichtigkeit des allgemeinen Begriffes der sogenannten sta-
tischen Momente gekannt hat. In seinen hinterlassenen
Manuscripten finden sich mehrere Stellen, aus welchen dies
[Abbildung Fig. 13.]
hervorgeht. Er sagt z. B.: Wir setzen eine um A
drehbare Stange AD, an derselben ein Gewicht P an-
gehängt, und an einer Schnur, die über eine Rolle geht,
ein zweites Gewicht Q (Fig. 13). Welches Verhältniss
müssen die Kräfte einhalten, damit Gleichgewicht bestehe?
Der Hebelarm für das Gewicht P ist nicht AD, son-
dern der „potenzielle‟ Hebel ist AB. Der Hebel-
arm für das Gewicht Q ist nicht AD, sondern der
„potenzielle‟ Hebel ist AC. Auf welche Weise er
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stimmt ist.
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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/31>, abgerufen am 16.07.2024.
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