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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Beziehungen der Mechanik zu andern Wissensgebieten.
[Formel 1] Es erscheinen dann Q und W als abgeleitete Begriffe,
in welchen gar keine Fluidums- oder Mediumsvorstellung
mehr enthalten ist. Führt man die ganze Physik ana-
log durch, so beschränkt man sich auf den begrifflichen
quantitativen Ausdruck des Thatsächlichen. Alle un-
nöthigen müssigen Vorstellungen und die daran ge-
knüpften vermeintlichen Probleme entfallen.

Sehr nützlich zur Beseitigung zufälliger historisch be-
gründeter oder conventioneller Vorstellungen ist es,
die Begriffe verschiedener Gebiete miteinander zu ver-
gleichen, für jeden Begriff des einen Gebietes den ent-
sprechenden des andern zu suchen. Man findet so,
dass den Geschwindigkeiten der Massenbewegung die
Temperaturen und die Potentialfunctionen entsprechen.
Ein Werth der Geschwindigkeit, Potentialfunction oder
Temperatur ändert sich nie allein. Während aber
für die Geschwindigkeiten und Potentialfunctionen, so-
viel wir bisjetzt sehen, nur die Differenzen in Betracht
kommen, liegt die Bedeutung der Temperatur nicht
blos in der Differenz gegen andere Temperaturen. Den
Massen entsprechen die Wärmecapacitäten, der Wärme-
menge das Potential einer elektrischen Ladung, der
Entropie die Elektricitätsmenge u. s. w. Die Ver-
folgung solcher Aehnlichkeiten und Unterschiede führt
zu einer vergleichenden Physik, welche schliesslich
einen zusammenfassenden Ausdruck sehr grosser Gebiete
von Thatsachen, ohne willkürliche Zugaben, gestatten
wird. Man wird dann zu einer homogenen Physik auch
ohne Zuhülfenahme der künstlichen Atomtheorie ge-
langen.

Man sieht auch leicht ein, dass durch mechanische
Hypothesen eine eigentliche Ersparniss an wissen-
schaftlichen Gedanken nicht erzielt werden kann. Selbst
wenn eine Hypothese vollständig zur Darstellung eines
Gebietes von Erscheinungen, z. B. der Wärmeer-

Beziehungen der Mechanik zu andern Wissensgebieten.
[Formel 1] Es erscheinen dann Q und W als abgeleitete Begriffe,
in welchen gar keine Fluidums- oder Mediumsvorstellung
mehr enthalten ist. Führt man die ganze Physik ana-
log durch, so beschränkt man sich auf den begrifflichen
quantitativen Ausdruck des Thatsächlichen. Alle un-
nöthigen müssigen Vorstellungen und die daran ge-
knüpften vermeintlichen Probleme entfallen.

Sehr nützlich zur Beseitigung zufälliger historisch be-
gründeter oder conventioneller Vorstellungen ist es,
die Begriffe verschiedener Gebiete miteinander zu ver-
gleichen, für jeden Begriff des einen Gebietes den ent-
sprechenden des andern zu suchen. Man findet so,
dass den Geschwindigkeiten der Massenbewegung die
Temperaturen und die Potentialfunctionen entsprechen.
Ein Werth der Geschwindigkeit, Potentialfunction oder
Temperatur ändert sich nie allein. Während aber
für die Geschwindigkeiten und Potentialfunctionen, so-
viel wir bisjetzt sehen, nur die Differenzen in Betracht
kommen, liegt die Bedeutung der Temperatur nicht
blos in der Differenz gegen andere Temperaturen. Den
Massen entsprechen die Wärmecapacitäten, der Wärme-
menge das Potential einer elektrischen Ladung, der
Entropie die Elektricitätsmenge u. s. w. Die Ver-
folgung solcher Aehnlichkeiten und Unterschiede führt
zu einer vergleichenden Physik, welche schliesslich
einen zusammenfassenden Ausdruck sehr grosser Gebiete
von Thatsachen, ohne willkürliche Zugaben, gestatten
wird. Man wird dann zu einer homogenen Physik auch
ohne Zuhülfenahme der künstlichen Atomtheorie ge-
langen.

Man sieht auch leicht ein, dass durch mechanische
Hypothesen eine eigentliche Ersparniss an wissen-
schaftlichen Gedanken nicht erzielt werden kann. Selbst
wenn eine Hypothese vollständig zur Darstellung eines
Gebietes von Erscheinungen, z. B. der Wärmeer-

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[469/0481] Beziehungen der Mechanik zu andern Wissensgebieten. [FORMEL] Es erscheinen dann Q und W als abgeleitete Begriffe, in welchen gar keine Fluidums- oder Mediumsvorstellung mehr enthalten ist. Führt man die ganze Physik ana- log durch, so beschränkt man sich auf den begrifflichen quantitativen Ausdruck des Thatsächlichen. Alle un- nöthigen müssigen Vorstellungen und die daran ge- knüpften vermeintlichen Probleme entfallen. Sehr nützlich zur Beseitigung zufälliger historisch be- gründeter oder conventioneller Vorstellungen ist es, die Begriffe verschiedener Gebiete miteinander zu ver- gleichen, für jeden Begriff des einen Gebietes den ent- sprechenden des andern zu suchen. Man findet so, dass den Geschwindigkeiten der Massenbewegung die Temperaturen und die Potentialfunctionen entsprechen. Ein Werth der Geschwindigkeit, Potentialfunction oder Temperatur ändert sich nie allein. Während aber für die Geschwindigkeiten und Potentialfunctionen, so- viel wir bisjetzt sehen, nur die Differenzen in Betracht kommen, liegt die Bedeutung der Temperatur nicht blos in der Differenz gegen andere Temperaturen. Den Massen entsprechen die Wärmecapacitäten, der Wärme- menge das Potential einer elektrischen Ladung, der Entropie die Elektricitätsmenge u. s. w. Die Ver- folgung solcher Aehnlichkeiten und Unterschiede führt zu einer vergleichenden Physik, welche schliesslich einen zusammenfassenden Ausdruck sehr grosser Gebiete von Thatsachen, ohne willkürliche Zugaben, gestatten wird. Man wird dann zu einer homogenen Physik auch ohne Zuhülfenahme der künstlichen Atomtheorie ge- langen. Man sieht auch leicht ein, dass durch mechanische Hypothesen eine eigentliche Ersparniss an wissen- schaftlichen Gedanken nicht erzielt werden kann. Selbst wenn eine Hypothese vollständig zur Darstellung eines Gebietes von Erscheinungen, z. B. der Wärmeer-

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/481>, abgerufen am 27.11.2024.