Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.Sachen applicire, als wenn man die weltlichen Er- Reg. 2. Die Parodien sind zweyerley Naturales und Reg. 3. Es wird zu den Parodien ein scharff- und Reg. 4. Herr M, Christian Portmann in dem ausgiebt/
Sachen applicire, als wenn man die weltlichen Er- Reg. 2. Die Parodien ſind zweyerley Naturales und Reg. 3. Es wird zu den Parodien ein ſcharff- und Reg. 4. Herꝛ M, Chriſtian Portmann in dem ausgiebt/
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Sachen applicire, als wenn man die weltlichen Er-
findungen mutatis mutandis ins Geiſtliche ſetzt/ und
ſind ſolche bey denen alten Griechiſchen und Lateini-
ſchen Poeten uͤblich geweſen/ weilen ſie eine liebliche
Anmuth durch dergleichen Metamorphoſin vorgeſtellt.
Reg. 2. Die Parodien ſind zweyerley Naturales und
Artificiales, eine Parodia Naturalis iſt/ da ich faſt alle
Worte behalte/ und nur auff andere Perſonen appli-
cire. Eine Parodia artificialis iſt/ da ich mich be-
muͤhe. 1. Den Verſtand des Carminis wohl zn inter-
pretiren. 2. Die Connexion zu obſerviren/ 3. wohl
zu appliciren.
Reg. 3. Es wird zu den Parodien ein ſcharff- und
ſubtiles Nachſinnen erfodert/ und gehoͤrt mehr Ver-
ſtand dazu/ eines andern Gedichte recht nach zu pa-
rodiren/ als ſeine eigne Invention aus dem Kopffe
aufzuſetzen.
Reg. 4. Herꝛ M, Chriſtian Portmann in dem
Anhang ſeiner Bibliotheca Poetica, die er Ao. 1702.
heraus gegeben/ weißt gar artlich/ wie man alle Car-
mina koͤnne imitiren/ und nach parodiren/ ja auch die
Herꝛen Novitianten im Predigen ihnen die parodien
im Predigen und Orationen koͤnten zu Nutz machen/
e. g. ein ſterbender Vater ſegnet ſeine Kinder ein/ und
befihlt ihnen die 3. Regeln. (α) GOTT fuͤrchten/
(β) was rechtes lernen/ (γ) gut Haußhalten/ ſolche
Invention koͤnte von einem Præceptor nach parodirt
werden/ daß er den Studioſis, ſo auff die Academie
gehen wollen/ beym Seegens-Wuͤnſchen/ die 3. Re-
geln mit giebt. Oder eine Mutter/ die ihre Tochter
ausgiebt/
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