Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Wer von Poeterey gedenckt Ruhm zuerjagen/
Der muß durch Müh und Fleiß die klugen Sin-
nen wagen.

Rom und Griechenland schreibt der berühmte Schwan
Schlesiens/ Caspari von Lohenstein in seinem Armi-
nio P. 1. Praefat.
ist nie grösser und berühmter gewe-
sen/ als da die Poesis auch bey Bürgemeistern und an-
dern grossen zu Hause war/ als aber ihr Fall er-
folgte/ so war auch der Städte Unglück vor der
Thür/ und obgleich nicht eben mit Absterben der
Poeten eine Stadt zu Grunde gegangen/ so hat
man doch zum wenigsten allemahl erfahren/ daß so
bald aus einem Orte/ die darinnen zum höchsten gestie-
gene Dichter-Kunst sich verlohren/ dieselbe auch in
kurtzem ein gantz anders und verstelltes Gesichte be-
kommen.

10. Wie hoch die Dicht-Kunst ihre Liebhaber
setze und versorge/ ist aus den täglichen Exempeln
zur Gnüge zu erkennen. Hiarnes ist in Dennemarck
allein deswegen zum Königreich kommen/ weil er
dem vorigen Könige Frotho zu Ehren ein Grab-Ge-
dichte gemacht/ daß vor allen andern den Preiß er-
halten/ und daneben den Zunahmen Skald, womit die
Alten ihre Poeten nennten/ welche Skalden oder
Runen hiessen. Saxo Grammaticus L. 6. Hist. Da-
niae pag. 96 Stepan. in not. ad praefat. ejusdem
Grammatici, Lohenstein Arminius P. 2. pag. 1632.
& annotationum in fine pag. 51. Paullini
Poeti-
sche Erstling andere Abtheilung pag. 105. und Phri-
nichus
ward umb eines eintzigen Gedichtes wegen von

den
B 3
Wer von Poeterey gedenckt Ruhm zuerjagen/
Der muß durch Muͤh und Fleiß die klugen Sin-
nen wagen.

Rom und Griechenland ſchreibt der beruͤhmte Schwan
Schleſiens/ Caſpari von Lohenſtein in ſeinem Armi-
nio P. 1. Præfat.
iſt nie groͤſſer und beruͤhmter gewe-
ſen/ als da die Poeſis auch bey Buͤrgemeiſtern und an-
dern groſſen zu Hauſe war/ als aber ihr Fall er-
folgte/ ſo war auch der Staͤdte Ungluͤck vor der
Thuͤr/ und obgleich nicht eben mit Abſterben der
Poeten eine Stadt zu Grunde gegangen/ ſo hat
man doch zum wenigſten allemahl erfahren/ daß ſo
bald aus einem Orte/ die darinnen zum hoͤchſten geſtie-
gene Dichter-Kunſt ſich verlohren/ dieſelbe auch in
kurtzem ein gantz anders und verſtelltes Geſichte be-
kommen.

10. Wie hoch die Dicht-Kunſt ihre Liebhaber
ſetze und verſorge/ iſt aus den taͤglichen Exempeln
zur Gnuͤge zu erkennen. Hiarnes iſt in Dennemarck
allein deswegen zum Koͤnigreich kommen/ weil er
dem vorigen Koͤnige Frotho zu Ehren ein Grab-Ge-
dichte gemacht/ daß vor allen andern den Preiß er-
halten/ und daneben den Zunahmen Skald, womit die
Alten ihre Poeten nennten/ welche Skalden oder
Runen hieſſen. Saxo Grammaticus L. 6. Hiſt. Da-
niæ pag. 96 Stepan. in not. ad præfat. ejusdem
Grammatici, Lohenſtein Arminius P. 2. pag. 1632.
& annotationum in fine pag. 51. Paullini
Poeti-
ſche Erſtling andere Abtheilung pag. 105. und Phri-
nichus
ward umb eines eintzigen Gedichtes wegen von

den
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0033" n="21"/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer von Poeterey gedenckt Ruhm zuerjagen/</l><lb/>
            <l>Der muß durch Mu&#x0364;h und Fleiß die klugen Sin-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nen wagen.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Rom und Griechenland &#x017F;chreibt der beru&#x0364;hmte Schwan<lb/>
Schle&#x017F;iens/ <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;pari</hi> von <hi rendition="#aq">Lohen&#x017F;tein</hi> in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Armi-<lb/>
nio P. 1. Præfat.</hi> i&#x017F;t nie gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und beru&#x0364;hmter gewe-<lb/>
&#x017F;en/ als da die Poe&#x017F;is auch bey Bu&#x0364;rgemei&#x017F;tern und an-<lb/>
dern gro&#x017F;&#x017F;en zu Hau&#x017F;e war/ als aber ihr Fall er-<lb/>
folgte/ &#x017F;o war auch der Sta&#x0364;dte Unglu&#x0364;ck vor der<lb/>
Thu&#x0364;r/ und obgleich nicht eben mit Ab&#x017F;terben der<lb/>
Poeten eine Stadt zu Grunde gegangen/ &#x017F;o hat<lb/>
man doch zum wenig&#x017F;ten allemahl erfahren/ daß &#x017F;o<lb/>
bald aus einem Orte/ die darinnen zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten ge&#x017F;tie-<lb/>
gene Dichter-Kun&#x017F;t &#x017F;ich verlohren/ die&#x017F;elbe auch in<lb/>
kurtzem ein gantz anders und ver&#x017F;telltes Ge&#x017F;ichte be-<lb/>
kommen.</p><lb/>
          <p>10. Wie hoch die Dicht-Kun&#x017F;t ihre Liebhaber<lb/>
&#x017F;etze und ver&#x017F;orge/ i&#x017F;t aus den ta&#x0364;glichen <hi rendition="#aq">Exempeln</hi><lb/>
zur Gnu&#x0364;ge zu erkennen. <hi rendition="#aq">Hiarnes</hi> i&#x017F;t in Dennemarck<lb/>
allein deswegen zum Ko&#x0364;nigreich kommen/ weil er<lb/>
dem vorigen Ko&#x0364;nige <hi rendition="#aq">Frotho</hi> zu Ehren ein Grab-Ge-<lb/>
dichte gemacht/ daß vor allen andern den Preiß er-<lb/>
halten/ und daneben den Zunahmen <hi rendition="#aq">Skald,</hi> womit die<lb/>
Alten ihre Poeten nennten/ welche <hi rendition="#aq">Skalden</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Runen</hi> hie&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Saxo Grammaticus L. 6. Hi&#x017F;t. Da-<lb/>
niæ pag. 96 Stepan. in not. ad præfat. ejusdem<lb/>
Grammatici, Lohen&#x017F;tein Arminius P. 2. pag. 1632.<lb/>
&amp; annotationum in fine pag. 51. Paullini</hi> Poeti-<lb/>
&#x017F;che Er&#x017F;tling andere Abtheilung <hi rendition="#aq">pag.</hi> 105. und <hi rendition="#aq">Phri-<lb/>
nichus</hi> ward umb eines eintzigen Gedichtes wegen von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0033] Wer von Poeterey gedenckt Ruhm zuerjagen/ Der muß durch Muͤh und Fleiß die klugen Sin- nen wagen. Rom und Griechenland ſchreibt der beruͤhmte Schwan Schleſiens/ Caſpari von Lohenſtein in ſeinem Armi- nio P. 1. Præfat. iſt nie groͤſſer und beruͤhmter gewe- ſen/ als da die Poeſis auch bey Buͤrgemeiſtern und an- dern groſſen zu Hauſe war/ als aber ihr Fall er- folgte/ ſo war auch der Staͤdte Ungluͤck vor der Thuͤr/ und obgleich nicht eben mit Abſterben der Poeten eine Stadt zu Grunde gegangen/ ſo hat man doch zum wenigſten allemahl erfahren/ daß ſo bald aus einem Orte/ die darinnen zum hoͤchſten geſtie- gene Dichter-Kunſt ſich verlohren/ dieſelbe auch in kurtzem ein gantz anders und verſtelltes Geſichte be- kommen. 10. Wie hoch die Dicht-Kunſt ihre Liebhaber ſetze und verſorge/ iſt aus den taͤglichen Exempeln zur Gnuͤge zu erkennen. Hiarnes iſt in Dennemarck allein deswegen zum Koͤnigreich kommen/ weil er dem vorigen Koͤnige Frotho zu Ehren ein Grab-Ge- dichte gemacht/ daß vor allen andern den Preiß er- halten/ und daneben den Zunahmen Skald, womit die Alten ihre Poeten nennten/ welche Skalden oder Runen hieſſen. Saxo Grammaticus L. 6. Hiſt. Da- niæ pag. 96 Stepan. in not. ad præfat. ejusdem Grammatici, Lohenſtein Arminius P. 2. pag. 1632. & annotationum in fine pag. 51. Paullini Poeti- ſche Erſtling andere Abtheilung pag. 105. und Phri- nichus ward umb eines eintzigen Gedichtes wegen von den B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe von 1704 handelt es sich, um die … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/33
Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/33>, abgerufen am 21.11.2024.