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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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Rectae facta refert orientia tempora notis
Instruit exemplis; inopem solatur & aegrum.

Was thut nicht ein Poet/ er pflegt mit schönen
Lehren/
Und der Exempel Zier Geschicklichkeit zu mehren.

Es müssen aber die Exempel und Gleichnisse nicht mit
den Haaren herzu gezogen werden/ und in die Rede
genöthigt seyn/ wie ein grosser Bauren-Fuß in ei-
nen kleinen Jungfer-Schuch. Noch allzu überflüs-
sig auf einmahl ausgestreuet worden/ wie deswegen
etliche den beredten Senecam beschuldigen/ daß er zu-
viel dieses Bisams seinen Sendschreiben eingestreuet/
welcher allzustarcke Geruch des Lesers Gemüth viel-
mehr schwäche/ als stärcke/ Harsdörffer Poet.
Trichter Part. 3. pag. 32. Es ist aber hierzu vor al-
len andern zu recommendiren der unvergleiche Ca-
spari von Lohenstein/ der in allen seinen Schrifften/
mehr Sententien, als Worte redet.

Reg. 12. Absonderlich soll ein Christl. Poet
so viel als ihm möglich ist/ sich befleissigen die heydni-
sche Götter und ihre Nahmen zu vermeiden/ es sey
denn/ daß entweder (1) die Materie oder (2) die
Person/ an die ich schreibe/ oder (3) die Zeit und
Umbstände mich dazu anführten/ sonst sind sie quo
ad Notitiam,
daß man von ihnen Wissenschafft habe/
besser/ als quo ad Applicationem, daß man sie citire/
wie Hoffmanswaldau in der Vorrede seiner Helden-
Brieffe/ und Zesius in seinem deutschen Helicon,
Grypius
in seinen Gedichten pag. 636, Dietricus in
Antiquit. Bibl. Prolegom. pag.
34. davon handeln.

Und
Rectæ facta refert orientia tempora notis
Inſtruit exemplis; inopem ſolatur & ægrum.

Was thut nicht ein Poet/ er pflegt mit ſchoͤnen
Lehren/
Und der Exempel Zier Geſchicklichkeit zu mehren.

Es muͤſſen aber die Exempel und Gleichniſſe nicht mit
den Haaren herzu gezogen werden/ und in die Rede
genoͤthigt ſeyn/ wie ein groſſer Bauren-Fuß in ei-
nen kleinen Jungfer-Schuch. Noch allzu uͤberfluͤſ-
ſig auf einmahl ausgeſtreuet worden/ wie deswegen
etliche den beredten Senecam beſchuldigen/ daß er zu-
viel dieſes Biſams ſeinen Sendſchreiben eingeſtreuet/
welcher allzuſtarcke Geruch des Leſers Gemuͤth viel-
mehr ſchwaͤche/ als ſtaͤrcke/ Harsdoͤrffer Poet.
Trichter Part. 3. pag. 32. Es iſt aber hierzu vor al-
len andern zu recommendiren der unvergleiche Ca-
ſpari von Lohenſtein/ der in allen ſeinen Schrifften/
mehr Sententien, als Worte redet.

Reg. 12. Abſonderlich ſoll ein Chriſtl. Poet
ſo viel als ihm moͤglich iſt/ ſich befleiſſigen die heydni-
ſche Goͤtter und ihre Nahmen zu vermeiden/ es ſey
denn/ daß entweder (1) die Materie oder (2) die
Perſon/ an die ich ſchreibe/ oder (3) die Zeit und
Umbſtaͤnde mich dazu anfuͤhrten/ ſonſt ſind ſie quo
ad Notitiam,
daß man von ihnen Wiſſenſchafft habe/
beſſer/ als quo ad Applicationem, daß man ſie citire/
wie Hoffmanswaldau in der Vorrede ſeiner Helden-
Brieffe/ und Zeſius in ſeinem deutſchen Helicon,
Grypius
in ſeinen Gedichten pag. 636, Dietricus in
Antiquit. Bibl. Prolegom. pag.
34. davon handeln.

Und
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[59/0071] Rectæ facta refert orientia tempora notis Inſtruit exemplis; inopem ſolatur & ægrum. Was thut nicht ein Poet/ er pflegt mit ſchoͤnen Lehren/ Und der Exempel Zier Geſchicklichkeit zu mehren. Es muͤſſen aber die Exempel und Gleichniſſe nicht mit den Haaren herzu gezogen werden/ und in die Rede genoͤthigt ſeyn/ wie ein groſſer Bauren-Fuß in ei- nen kleinen Jungfer-Schuch. Noch allzu uͤberfluͤſ- ſig auf einmahl ausgeſtreuet worden/ wie deswegen etliche den beredten Senecam beſchuldigen/ daß er zu- viel dieſes Biſams ſeinen Sendſchreiben eingeſtreuet/ welcher allzuſtarcke Geruch des Leſers Gemuͤth viel- mehr ſchwaͤche/ als ſtaͤrcke/ Harsdoͤrffer Poet. Trichter Part. 3. pag. 32. Es iſt aber hierzu vor al- len andern zu recommendiren der unvergleiche Ca- ſpari von Lohenſtein/ der in allen ſeinen Schrifften/ mehr Sententien, als Worte redet. Reg. 12. Abſonderlich ſoll ein Chriſtl. Poet ſo viel als ihm moͤglich iſt/ ſich befleiſſigen die heydni- ſche Goͤtter und ihre Nahmen zu vermeiden/ es ſey denn/ daß entweder (1) die Materie oder (2) die Perſon/ an die ich ſchreibe/ oder (3) die Zeit und Umbſtaͤnde mich dazu anfuͤhrten/ ſonſt ſind ſie quo ad Notitiam, daß man von ihnen Wiſſenſchafft habe/ beſſer/ als quo ad Applicationem, daß man ſie citire/ wie Hoffmanswaldau in der Vorrede ſeiner Helden- Brieffe/ und Zeſius in ſeinem deutſchen Helicon, Grypius in ſeinen Gedichten pag. 636, Dietricus in Antiquit. Bibl. Prolegom. pag. 34. davon handeln. Und

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/71>, abgerufen am 27.11.2024.