Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.wenn er verliert, ist das Unglück für ihn schmerzlicher, als selbst Wenn wir das Gesagte auf eine einfache Formel zurück- Hierin liegt der wesentliche Erklärungsgrund, weshalb wenn er verliert, iſt das Ungluͤck fuͤr ihn ſchmerzlicher, als ſelbſt Wenn wir das Geſagte auf eine einfache Formel zuruͤck- Hierin liegt der weſentliche Erklaͤrungsgrund, weshalb <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0102" n="90"/> wenn er verliert, iſt das Ungluͤck fuͤr ihn ſchmerzlicher, als ſelbſt<lb/> ein groͤßeres Gluͤck fuͤr ihn erfreulich geweſen waͤre.</p><lb/> <p>Wenn wir das Geſagte auf eine einfache Formel zuruͤck-<lb/> fuͤhren wollen und deshalb die Koſten jeder Unternehmung mit<lb/><hi rendition="#aq">K.,</hi> die Zahl der gleichartigen Unternehmungen mit <hi rendition="#aq">U.,</hi> die Zahl<lb/> der gelingenden mit <hi rendition="#aq">G.</hi> bezeichnen, ſo wuͤrde der von einer jeden<lb/> dieſer letzteren mit alleiniger Ruͤckſicht auf die Gefahr zu erwar-<lb/> tende Ertrag = <formula/> ſein. Bezeichnen wir nun weiter das Maß<lb/> der Freude, das Jemand uͤber den Gewinn empfindet mit <hi rendition="#aq">B.</hi><lb/> (Befriedigung), das des Schmerzes, den ihm der Verluſt bereitet,<lb/> mit <hi rendition="#aq">E.</hi> (Entſagung, Entbehrung), ſo verwandelt ſich die Formel<lb/> fuͤr den zu beanſpruchenden Ertrag in <formula/>, und der letztere<lb/> ſteht uͤber oder unter dem mit bloßer Ruͤckſicht auf die Gefahr<lb/> berechneten, je nachdem <hi rendition="#aq">E.</hi> groͤßer oder kleiner iſt als <hi rendition="#aq">B.</hi></p><lb/> <p>Hierin liegt der weſentliche Erklaͤrungsgrund, weshalb<lb/> der zu erwartende Ertrag dauernd ſowohl uͤber als unter dem<lb/> durch das Verhaͤltniß der Koſten zur Gefahr gegebenen Betrag<lb/> ſtehen, oder, was daſſelbe iſt, warum der Geſammtertrag aller<lb/> gleichartigen Unternehmungen dauernd den dafuͤr gemachten Auf-<lb/> wand ſowohl uͤberſteigen, als nicht erreichen kann. Zugleich er-<lb/> geben ſich hieraus die Verhaͤltniſſe, die auf das eine und das<lb/> andere Reſultat von Einfluß ſein muͤſſen. Der Ertrag muß um<lb/> ſo hoͤher ſein, je ſchmerzlicher man etwaige Verluſte empfindet, je<lb/> weniger man Empfaͤnglichkeit fuͤr die Freude des Gewinns hat,<lb/> und umgekehrt. Aus dem erſteren Grunde wird er hoͤher ſein,<lb/> wo große, als wo kleine Summen auf dem Spiele ſtehen, hoͤher<lb/> bei einem armen, als bei einem reichen Volke, aus dem letzteren<lb/> hoͤher bei einer ſtillſtehenden als bei einer in raſcher Entwickelung<lb/> ihres Reichthums begriffenen Nation, deren Streben ausſchließ-<lb/> licher auf Vermoͤgensvermehrung gerichtet iſt, hoͤher bei weniger<lb/> als bei mehr gewagten Unternehmungen, weil die Empfaͤnglich-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0102]
wenn er verliert, iſt das Ungluͤck fuͤr ihn ſchmerzlicher, als ſelbſt
ein groͤßeres Gluͤck fuͤr ihn erfreulich geweſen waͤre.
Wenn wir das Geſagte auf eine einfache Formel zuruͤck-
fuͤhren wollen und deshalb die Koſten jeder Unternehmung mit
K., die Zahl der gleichartigen Unternehmungen mit U., die Zahl
der gelingenden mit G. bezeichnen, ſo wuͤrde der von einer jeden
dieſer letzteren mit alleiniger Ruͤckſicht auf die Gefahr zu erwar-
tende Ertrag = [FORMEL] ſein. Bezeichnen wir nun weiter das Maß
der Freude, das Jemand uͤber den Gewinn empfindet mit B.
(Befriedigung), das des Schmerzes, den ihm der Verluſt bereitet,
mit E. (Entſagung, Entbehrung), ſo verwandelt ſich die Formel
fuͤr den zu beanſpruchenden Ertrag in [FORMEL], und der letztere
ſteht uͤber oder unter dem mit bloßer Ruͤckſicht auf die Gefahr
berechneten, je nachdem E. groͤßer oder kleiner iſt als B.
Hierin liegt der weſentliche Erklaͤrungsgrund, weshalb
der zu erwartende Ertrag dauernd ſowohl uͤber als unter dem
durch das Verhaͤltniß der Koſten zur Gefahr gegebenen Betrag
ſtehen, oder, was daſſelbe iſt, warum der Geſammtertrag aller
gleichartigen Unternehmungen dauernd den dafuͤr gemachten Auf-
wand ſowohl uͤberſteigen, als nicht erreichen kann. Zugleich er-
geben ſich hieraus die Verhaͤltniſſe, die auf das eine und das
andere Reſultat von Einfluß ſein muͤſſen. Der Ertrag muß um
ſo hoͤher ſein, je ſchmerzlicher man etwaige Verluſte empfindet, je
weniger man Empfaͤnglichkeit fuͤr die Freude des Gewinns hat,
und umgekehrt. Aus dem erſteren Grunde wird er hoͤher ſein,
wo große, als wo kleine Summen auf dem Spiele ſtehen, hoͤher
bei einem armen, als bei einem reichen Volke, aus dem letzteren
hoͤher bei einer ſtillſtehenden als bei einer in raſcher Entwickelung
ihres Reichthums begriffenen Nation, deren Streben ausſchließ-
licher auf Vermoͤgensvermehrung gerichtet iſt, hoͤher bei weniger
als bei mehr gewagten Unternehmungen, weil die Empfaͤnglich-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |