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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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nisse und darunter die für das Leben der Menschen maßgebend-
sten gestatten in ihrer Befriedigung keine längere Verzögerung.
Wir erinnern nur an das Bedürfniß der Nahrung und des
Schutzes gegen die Unbilden der Witterung. Hier müssen die
Mittel zur Abhülfe sofort zur Stelle sein, wenn sie überhaupt
Etwas helfen sollen. Indem der Unternehmer sie bereit hält
oder wenigstens die Möglichkeit gewährt, sich binnen Kurzem,
wenn das Bedürfniß auftritt, mit ihnen zu versorgen, leistet er
einen wesentlichen Dienst. Was würde aus der Menschheit ge-
worden sein, wenn alle Einzelnen sich jene Güter erst durch
mühsame Transactionen, wie sie nach der obigen Ausführung
beim Mangel von Unternehmungen erforderlich werden würden,
hätten verschaffen sollen? Wahrscheinlich wäre es alsdann am
vortheilhaftesten gewesen, wenn Jeder sich nur auf sich selbst
verlassen hätte; alle Vortheile des Verkehrs würden mithin auf
diesem Gebiete für die Production verloren gegangen sein.
Aber auch bei solchen Bedürfnissen, die nicht gebieterisch eine
unmittelbare Befriedigung erheischen, sobald sie hervortreten,
würde der Zeitverlust, der aus dem Mangel von Unternehmun-
gen entstehen müßte, ein empfindlicher Nachtheil sein, um so
empfindlicher, je verwickelter die Arbeits- und Capitalleistungen
sind, aus denen das gewünschte Product hervorgeht. Gerade
die den höheren Lebensbedürfnissen dienenden Güter würden da-
durch vorzugsweise betroffen werden, und das Vorwärtsschreiten
der Cultur daher ein immer steigendes Hinderniß finden. Auch
hat das Nichtbefriedigen oder das Wartenmüssen auf die Befrie-
digung von Bedürfnissen in vielen Fällen ja nicht bloß die Be-
deutung eines entgehenden oder sich verspätigenden Genusses,
sondern es hängt davon auch die Möglichkeit weiterer Production
ab. Zeit ist Geld, wie die Engländer sagen, ist ein Sprüch-
wort, welches für alle lebensfrischen und strebsamen Völker gleich-

niſſe und darunter die fuͤr das Leben der Menſchen maßgebend-
ſten geſtatten in ihrer Befriedigung keine laͤngere Verzoͤgerung.
Wir erinnern nur an das Beduͤrfniß der Nahrung und des
Schutzes gegen die Unbilden der Witterung. Hier muͤſſen die
Mittel zur Abhuͤlfe ſofort zur Stelle ſein, wenn ſie uͤberhaupt
Etwas helfen ſollen. Indem der Unternehmer ſie bereit haͤlt
oder wenigſtens die Moͤglichkeit gewaͤhrt, ſich binnen Kurzem,
wenn das Beduͤrfniß auftritt, mit ihnen zu verſorgen, leiſtet er
einen weſentlichen Dienſt. Was wuͤrde aus der Menſchheit ge-
worden ſein, wenn alle Einzelnen ſich jene Guͤter erſt durch
muͤhſame Transactionen, wie ſie nach der obigen Ausfuͤhrung
beim Mangel von Unternehmungen erforderlich werden wuͤrden,
haͤtten verſchaffen ſollen? Wahrſcheinlich waͤre es alsdann am
vortheilhafteſten geweſen, wenn Jeder ſich nur auf ſich ſelbſt
verlaſſen haͤtte; alle Vortheile des Verkehrs wuͤrden mithin auf
dieſem Gebiete fuͤr die Production verloren gegangen ſein.
Aber auch bei ſolchen Beduͤrfniſſen, die nicht gebieteriſch eine
unmittelbare Befriedigung erheiſchen, ſobald ſie hervortreten,
wuͤrde der Zeitverluſt, der aus dem Mangel von Unternehmun-
gen entſtehen muͤßte, ein empfindlicher Nachtheil ſein, um ſo
empfindlicher, je verwickelter die Arbeits- und Capitalleiſtungen
ſind, aus denen das gewuͤnſchte Product hervorgeht. Gerade
die den hoͤheren Lebensbeduͤrfniſſen dienenden Guͤter wuͤrden da-
durch vorzugsweiſe betroffen werden, und das Vorwaͤrtsſchreiten
der Cultur daher ein immer ſteigendes Hinderniß finden. Auch
hat das Nichtbefriedigen oder das Wartenmuͤſſen auf die Befrie-
digung von Beduͤrfniſſen in vielen Faͤllen ja nicht bloß die Be-
deutung eines entgehenden oder ſich verſpaͤtigenden Genuſſes,
ſondern es haͤngt davon auch die Moͤglichkeit weiterer Production
ab. Zeit iſt Geld, wie die Englaͤnder ſagen, iſt ein Spruͤch-
wort, welches fuͤr alle lebensfriſchen und ſtrebſamen Voͤlker gleich-

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[60/0072] niſſe und darunter die fuͤr das Leben der Menſchen maßgebend- ſten geſtatten in ihrer Befriedigung keine laͤngere Verzoͤgerung. Wir erinnern nur an das Beduͤrfniß der Nahrung und des Schutzes gegen die Unbilden der Witterung. Hier muͤſſen die Mittel zur Abhuͤlfe ſofort zur Stelle ſein, wenn ſie uͤberhaupt Etwas helfen ſollen. Indem der Unternehmer ſie bereit haͤlt oder wenigſtens die Moͤglichkeit gewaͤhrt, ſich binnen Kurzem, wenn das Beduͤrfniß auftritt, mit ihnen zu verſorgen, leiſtet er einen weſentlichen Dienſt. Was wuͤrde aus der Menſchheit ge- worden ſein, wenn alle Einzelnen ſich jene Guͤter erſt durch muͤhſame Transactionen, wie ſie nach der obigen Ausfuͤhrung beim Mangel von Unternehmungen erforderlich werden wuͤrden, haͤtten verſchaffen ſollen? Wahrſcheinlich waͤre es alsdann am vortheilhafteſten geweſen, wenn Jeder ſich nur auf ſich ſelbſt verlaſſen haͤtte; alle Vortheile des Verkehrs wuͤrden mithin auf dieſem Gebiete fuͤr die Production verloren gegangen ſein. Aber auch bei ſolchen Beduͤrfniſſen, die nicht gebieteriſch eine unmittelbare Befriedigung erheiſchen, ſobald ſie hervortreten, wuͤrde der Zeitverluſt, der aus dem Mangel von Unternehmun- gen entſtehen muͤßte, ein empfindlicher Nachtheil ſein, um ſo empfindlicher, je verwickelter die Arbeits- und Capitalleiſtungen ſind, aus denen das gewuͤnſchte Product hervorgeht. Gerade die den hoͤheren Lebensbeduͤrfniſſen dienenden Guͤter wuͤrden da- durch vorzugsweiſe betroffen werden, und das Vorwaͤrtsſchreiten der Cultur daher ein immer ſteigendes Hinderniß finden. Auch hat das Nichtbefriedigen oder das Wartenmuͤſſen auf die Befrie- digung von Beduͤrfniſſen in vielen Faͤllen ja nicht bloß die Be- deutung eines entgehenden oder ſich verſpaͤtigenden Genuſſes, ſondern es haͤngt davon auch die Moͤglichkeit weiterer Production ab. Zeit iſt Geld, wie die Englaͤnder ſagen, iſt ein Spruͤch- wort, welches fuͤr alle lebensfriſchen und ſtrebſamen Voͤlker gleich-

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/72>, abgerufen am 26.11.2024.