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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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mäßig Geltung hat 1). In dem Maße, als ein Volk sich ge-
wöhnt hat, seine Zeit auszunützen, müßte die Verzögerung im
Umsatz der Güter, wenn sie durch die Unternehmungen nicht er-
spart würde, nachtheiligere Folgen haben 2).

Ein weiterer Vortheil der Production durch Unternehmung bei
Darbringung der Producte liegt in der Sicherheit, die dem Aus-
nutzer in Bezug auf die einzutauschenden Objecte gewährt wird. Ein
Ausnutzer, der keinen Unternehmer fände, welcher ihm fertige Pro-
ducte anböte, würde genöthigt sein, sich die Güter, deren er be-

1) Nicht minder bezeichnend sagen die Amerikaner: Zeit ist der Stoff,
aus dem das Leben gemacht wird.
2) Auf der andern Seite ist nicht zu leugnen, daß gerade auch durch
das unternehmungsweise Betreiben der Geschäfte Zeit verloren geht. Denn
eben so gut, wie es ein Zeitverlust ist, wenn der Consument auf den Pro-
ducenten warten muß, eben so gut ist es umgekehrt auch einer, wenn der
Producent auf den Consumenten wartet. Allein es ist keine Frage, daß im
letzteren Falle sich der Verlust in engern Schranken hält, als im ersteren.
Es hängt dieß namentlich mit der in Folge der Unternehmungen eintreten-
den Arbeitstheilung zusammen, welche das Sichfinden von Nachfrage und
Angebot erleichtert. Auch ist nicht zu übersehen, daß bei einer Production
durch Uebernehmung die Reihe der Tauschverhandlungen, welche bei der Pro-
duction durch Unternehmungen vorkommt, doppelt und mehrfach durch-
gemacht werden müßte. Während jetzt diese Verhandlungen einfach von den
Urproducenten durch die successiven Theilhaber an der Production bis zum
Consumenten hinabgehen, würden sie in jenem Falle erst vom Consumenten
zu den Urproducenten hinauf, dann wieder von diesen zu jenem herunter und
so vielleicht mehrmals hin und her gehen müssen, ehe das Product wirklich
hergestellt würde. Dadurch würde der in dem Lagern der Rohmaterialien,
der Halbfabrikate und fertigen Producte liegende Zeitverlust gewiß weit
überwogen werden. Dieß ist um so sicherer anzunehmen, als die meisten
Unternehmungen, sobald der Absatz zu stocken beginnt, die Lager zu über-
füllt werden, die Möglichkeit besitzen, sich in ihrer Production einzuschränken
und die dabei mitwirkenden Kräfte für eine anderweite Verwerthung frei
zu machen.

maͤßig Geltung hat 1). In dem Maße, als ein Volk ſich ge-
woͤhnt hat, ſeine Zeit auszunuͤtzen, muͤßte die Verzoͤgerung im
Umſatz der Guͤter, wenn ſie durch die Unternehmungen nicht er-
ſpart wuͤrde, nachtheiligere Folgen haben 2).

Ein weiterer Vortheil der Production durch Unternehmung bei
Darbringung der Producte liegt in der Sicherheit, die dem Aus-
nutzer in Bezug auf die einzutauſchenden Objecte gewaͤhrt wird. Ein
Ausnutzer, der keinen Unternehmer faͤnde, welcher ihm fertige Pro-
ducte anboͤte, wuͤrde genoͤthigt ſein, ſich die Guͤter, deren er be-

1) Nicht minder bezeichnend ſagen die Amerikaner: Zeit iſt der Stoff,
aus dem das Leben gemacht wird.
2) Auf der andern Seite iſt nicht zu leugnen, daß gerade auch durch
das unternehmungsweiſe Betreiben der Geſchäfte Zeit verloren geht. Denn
eben ſo gut, wie es ein Zeitverluſt iſt, wenn der Conſument auf den Pro-
ducenten warten muß, eben ſo gut iſt es umgekehrt auch einer, wenn der
Producent auf den Conſumenten wartet. Allein es iſt keine Frage, daß im
letzteren Falle ſich der Verluſt in engern Schranken hält, als im erſteren.
Es hängt dieß namentlich mit der in Folge der Unternehmungen eintreten-
den Arbeitstheilung zuſammen, welche das Sichfinden von Nachfrage und
Angebot erleichtert. Auch iſt nicht zu überſehen, daß bei einer Production
durch Uebernehmung die Reihe der Tauſchverhandlungen, welche bei der Pro-
duction durch Unternehmungen vorkommt, doppelt und mehrfach durch-
gemacht werden müßte. Während jetzt dieſe Verhandlungen einfach von den
Urproducenten durch die ſucceſſiven Theilhaber an der Production bis zum
Conſumenten hinabgehen, würden ſie in jenem Falle erſt vom Conſumenten
zu den Urproducenten hinauf, dann wieder von dieſen zu jenem herunter und
ſo vielleicht mehrmals hin und her gehen müſſen, ehe das Product wirklich
hergeſtellt würde. Dadurch würde der in dem Lagern der Rohmaterialien,
der Halbfabrikate und fertigen Producte liegende Zeitverluſt gewiß weit
überwogen werden. Dieß iſt um ſo ſicherer anzunehmen, als die meiſten
Unternehmungen, ſobald der Abſatz zu ſtocken beginnt, die Lager zu über-
füllt werden, die Möglichkeit beſitzen, ſich in ihrer Production einzuſchränken
und die dabei mitwirkenden Kräfte für eine anderweite Verwerthung frei
zu machen.
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[61/0073] maͤßig Geltung hat 1). In dem Maße, als ein Volk ſich ge- woͤhnt hat, ſeine Zeit auszunuͤtzen, muͤßte die Verzoͤgerung im Umſatz der Guͤter, wenn ſie durch die Unternehmungen nicht er- ſpart wuͤrde, nachtheiligere Folgen haben 2). Ein weiterer Vortheil der Production durch Unternehmung bei Darbringung der Producte liegt in der Sicherheit, die dem Aus- nutzer in Bezug auf die einzutauſchenden Objecte gewaͤhrt wird. Ein Ausnutzer, der keinen Unternehmer faͤnde, welcher ihm fertige Pro- ducte anboͤte, wuͤrde genoͤthigt ſein, ſich die Guͤter, deren er be- 1) Nicht minder bezeichnend ſagen die Amerikaner: Zeit iſt der Stoff, aus dem das Leben gemacht wird. 2) Auf der andern Seite iſt nicht zu leugnen, daß gerade auch durch das unternehmungsweiſe Betreiben der Geſchäfte Zeit verloren geht. Denn eben ſo gut, wie es ein Zeitverluſt iſt, wenn der Conſument auf den Pro- ducenten warten muß, eben ſo gut iſt es umgekehrt auch einer, wenn der Producent auf den Conſumenten wartet. Allein es iſt keine Frage, daß im letzteren Falle ſich der Verluſt in engern Schranken hält, als im erſteren. Es hängt dieß namentlich mit der in Folge der Unternehmungen eintreten- den Arbeitstheilung zuſammen, welche das Sichfinden von Nachfrage und Angebot erleichtert. Auch iſt nicht zu überſehen, daß bei einer Production durch Uebernehmung die Reihe der Tauſchverhandlungen, welche bei der Pro- duction durch Unternehmungen vorkommt, doppelt und mehrfach durch- gemacht werden müßte. Während jetzt dieſe Verhandlungen einfach von den Urproducenten durch die ſucceſſiven Theilhaber an der Production bis zum Conſumenten hinabgehen, würden ſie in jenem Falle erſt vom Conſumenten zu den Urproducenten hinauf, dann wieder von dieſen zu jenem herunter und ſo vielleicht mehrmals hin und her gehen müſſen, ehe das Product wirklich hergeſtellt würde. Dadurch würde der in dem Lagern der Rohmaterialien, der Halbfabrikate und fertigen Producte liegende Zeitverluſt gewiß weit überwogen werden. Dieß iſt um ſo ſicherer anzunehmen, als die meiſten Unternehmungen, ſobald der Abſatz zu ſtocken beginnt, die Lager zu über- füllt werden, die Möglichkeit beſitzen, ſich in ihrer Production einzuſchränken und die dabei mitwirkenden Kräfte für eine anderweite Verwerthung frei zu machen.

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/73>, abgerufen am 26.11.2024.