Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.friedigung erhöhter Bedürfnisse bekannt gemacht haben. Der 5 *
friedigung erhoͤhter Beduͤrfniſſe bekannt gemacht haben. Der 5 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0079" n="67"/> friedigung erhoͤhter Beduͤrfniſſe bekannt gemacht haben. Der<lb/> Anblick des Comforts der Reichen weckt die Aermern erſt zu<lb/> nacheifernder Thaͤtigkeit, u. ſ. w. Der Unternehmungsgeiſt iſt<lb/> es, welcher die Mehrzahl dieſer Erſcheinungen erklaͤrt; er wirkt<lb/> der Kraft der Traͤgheit entgegen, welche die Menſchen bei dem<lb/> jeweilig gegebenen Zuſtande der wirthſchaftlichen Befriedigung<lb/> feſtzuhalten ſtrebt. Von den nur erwaͤhnten Beiſpielen, wo die<lb/> Production dem Beduͤrfniſſe zuvorkommt, ſind die beiden erſte-<lb/> ren nichts Anderes, als Erſcheinungen des Unternehmungsgeiſtes,<lb/> das letztere dagegen weiſt noch auf einen andern Hebel gegen<lb/> die bezeichnete Kraft der Traͤgheit hin, naͤmlich die Ungleichheit<lb/> des Beſitzes. Aber dieſe ſcheint an Bedeutung doch weit hinter<lb/> dem Unternehmungsgeiſte zuruͤckzuſtehen. Sie wirkt einmal nur<lb/> unter mannichfache Abſtufungen darbietenden Beſitzverhaͤltniſſen,<lb/> ſowie unter der Vorausſetzung einer moͤglichſt wenig beſchraͤnkten<lb/> Freiheit des Erwerbs und auch dann nur ſo weit, daß ſie die<lb/> verhaͤltnißmaͤßig Aermern nach den Genuͤſſen trachten laͤßt, wie<lb/> ſie ſich die Reichern in dem jeweilig gegebenen Zuſtande verſchaf-<lb/> fen koͤnnen. Aber ſie hebt uͤber dieſen Zuſtand nicht hinaus.<lb/> Je maͤchtiger ſie wirkt, je mehr alſo die Aermern den Reichern<lb/> nahe kommen, deſto mehr verliert ſie an Kraft und hebt ſich end-<lb/> lich ſelbſt auf. Wie wenig aber dabei darauf zu rechnen iſt,<lb/> daß der Reichthum aus ſich ſelbſt heraus Fortſchritte der Pro-<lb/> duction hervorrufe, daruͤber belehrt uns beiſpielsweiſe die Ver-<lb/> legenheit der Hoͤchſtvermoͤgenden, den Genuͤſſen, uͤber welche ſie<lb/> verfuͤgen koͤnnen, neue noch nicht dageweſene Elemente hinzuzu-<lb/> fuͤgen, ohne in widerſinnige Verſchwendung zu gerathen. Wie<lb/> wenig neue Gattungen von Producten hat der Reichthum her-<lb/> vorgerufen, wie viele dagegen der Unternehmungsgeiſt! Und das<lb/> iſt erklaͤrlich genug. Der reiche Mann wird durch die Genuͤſſe,<lb/> die ihm zu Gebote ſtehen, meiſtens ſo in Anſpruch genommen,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5 *</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0079]
friedigung erhoͤhter Beduͤrfniſſe bekannt gemacht haben. Der
Anblick des Comforts der Reichen weckt die Aermern erſt zu
nacheifernder Thaͤtigkeit, u. ſ. w. Der Unternehmungsgeiſt iſt
es, welcher die Mehrzahl dieſer Erſcheinungen erklaͤrt; er wirkt
der Kraft der Traͤgheit entgegen, welche die Menſchen bei dem
jeweilig gegebenen Zuſtande der wirthſchaftlichen Befriedigung
feſtzuhalten ſtrebt. Von den nur erwaͤhnten Beiſpielen, wo die
Production dem Beduͤrfniſſe zuvorkommt, ſind die beiden erſte-
ren nichts Anderes, als Erſcheinungen des Unternehmungsgeiſtes,
das letztere dagegen weiſt noch auf einen andern Hebel gegen
die bezeichnete Kraft der Traͤgheit hin, naͤmlich die Ungleichheit
des Beſitzes. Aber dieſe ſcheint an Bedeutung doch weit hinter
dem Unternehmungsgeiſte zuruͤckzuſtehen. Sie wirkt einmal nur
unter mannichfache Abſtufungen darbietenden Beſitzverhaͤltniſſen,
ſowie unter der Vorausſetzung einer moͤglichſt wenig beſchraͤnkten
Freiheit des Erwerbs und auch dann nur ſo weit, daß ſie die
verhaͤltnißmaͤßig Aermern nach den Genuͤſſen trachten laͤßt, wie
ſie ſich die Reichern in dem jeweilig gegebenen Zuſtande verſchaf-
fen koͤnnen. Aber ſie hebt uͤber dieſen Zuſtand nicht hinaus.
Je maͤchtiger ſie wirkt, je mehr alſo die Aermern den Reichern
nahe kommen, deſto mehr verliert ſie an Kraft und hebt ſich end-
lich ſelbſt auf. Wie wenig aber dabei darauf zu rechnen iſt,
daß der Reichthum aus ſich ſelbſt heraus Fortſchritte der Pro-
duction hervorrufe, daruͤber belehrt uns beiſpielsweiſe die Ver-
legenheit der Hoͤchſtvermoͤgenden, den Genuͤſſen, uͤber welche ſie
verfuͤgen koͤnnen, neue noch nicht dageweſene Elemente hinzuzu-
fuͤgen, ohne in widerſinnige Verſchwendung zu gerathen. Wie
wenig neue Gattungen von Producten hat der Reichthum her-
vorgerufen, wie viele dagegen der Unternehmungsgeiſt! Und das
iſt erklaͤrlich genug. Der reiche Mann wird durch die Genuͤſſe,
die ihm zu Gebote ſtehen, meiſtens ſo in Anſpruch genommen,
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