Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.Die Schrifft sagt / Rom. 8. Gott habe seines eygen Sohns nicht verschonet / sondern für vns alle dahin gegeben / vnd das darumm / daß er vns von der Sünde errettete. Also hat er sich nicht nur für einen blossen Zufall dahin gegeben / sondern für vns verlorne vnd verdampte Menschen / auff daß er vns von dem bösen vnnd schädlichen Zufall der Sünden erlösete. Darauß schleust sich aber nicht / daß er darumb die Erbsünde selbst erlöset habe / sondern vns Menschen hat er von der Sünde erlöset. Die Schrifft spricht auch nicht / Gott habe seinen Sohn für die Erbsünde dahin gegeben / daß er die erlösete: Sondern er habe seinen Sohn für vns dahin gegeben / daß er vns erlösete. Item / 2. Cor. 5. GOtt hat Christum für vns zur Sünde gemacht. Ergo so müssen wir wesentlich die Sünde selbst seyn. Antwort: Sünde heißt in gemeltem Spruch ein Opffer für die Sünde / wie Rom. 8. zu sehen / vnd nicht / daß Christus wesentlich für vns zur Sünde sey gemacht. Dann Christus weder zur Erbsünde noch zur wircklichen Sünde gemacht. Darumb dieser Spruch zu deß Gegentheils Fürhaben / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey / vnd daß Christus die Erbsünde erlöset / im wenigsten nicht dienet. Folget auch darauß nicht / daß wir die Sünde selbst seyn. Wie auch Christus nicht für vns zur Sünde selbst gemacht / daß wir in jhm die wesentliche Gerechtigkeit würden / sondern daß vns per imputationen seine Gerechtigkeit zugerechnet würde. Also ist vnsere verderbte Natur nicht wesentlich die Sünde selbst: Sondern durch die Sünde verderbt / von welcher Verderbung vns zu entledigen / Christus für vns zur Sünde / das ist / zum Opffer für die Sünde gemacht / auff daß vns durch den Glauben seine Gerechtigkeit zugerechnet würde. Vns ist auch nicht zu wider / wie das Gegentheil bößlich fürgibt / daß wir die Sünde genannt werden / aber doch in rechtem Verstande. Wir sind Sünde / das ist / sündig / verderbt / vnge- Die Schrifft sagt / Rom. 8. Gott habe seines eygen Sohns nicht verschonet / sondern für vns alle dahin gegeben / vñ das darum̃ / daß er vns von der Sünde errettete. Also hat er sich nicht nur für einen blossen Zufall dahin gegeben / sondern für vns verlorne vnd verdampte Menschen / auff daß er vns von dem bösen vnnd schädlichen Zufall der Sünden erlösete. Darauß schleust sich aber nicht / daß er darumb die Erbsünde selbst erlöset habe / sondern vns Menschen hat er von der Sünde erlöset. Die Schrifft spricht auch nicht / Gott habe seinen Sohn für die Erbsünde dahin gegeben / daß er die erlösete: Sondern er habe seinen Sohn für vns dahin gegeben / daß er vns erlösete. Item / 2. Cor. 5. GOtt hat Christum für vns zur Sünde gemacht. Ergo so müssen wir wesentlich die Sünde selbst seyn. Antwort: Sünde heißt in gemeltem Spruch ein Opffer für die Sünde / wie Rom. 8. zu sehen / vnd nicht / daß Christus wesentlich für vns zur Sünde sey gemacht. Dann Christus weder zur Erbsünde noch zur wircklichen Sünde gemacht. Darumb dieser Spruch zu deß Gegentheils Fürhaben / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey / vnd daß Christus die Erbsünde erlöset / im wenigsten nicht dienet. Folget auch darauß nicht / daß wir die Sünde selbst seyn. Wie auch Christus nicht für vns zur Sünde selbst gemacht / daß wir in jhm die wesentliche Gerechtigkeit würden / sondern daß vns per imputationẽ seine Gerechtigkeit zugerechnet würde. Also ist vnsere verderbte Natur nicht wesentlich die Sünde selbst: Sondern durch die Sünde verderbt / võ welcher Verderbung vns zu entledigen / Christus für vns zur Sünde / das ist / zum Opffer für die Sünde gemacht / auff daß vns durch den Glauben seine Gerechtigkeit zugerechnet würde. Vns ist auch nicht zu wider / wie das Gegentheil bößlich fürgibt / daß wir die Sünde genannt werden / aber doch in rechtem Verstande. Wir sind Sünde / das ist / sündig / verderbt / vnge- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0086"/> <p>Die Schrifft sagt / Rom. 8. Gott habe seines eygen Sohns nicht verschonet / sondern für vns alle dahin gegeben / vñ das darum̃ / daß er vns von der Sünde errettete. Also hat er sich nicht nur für einen blossen Zufall dahin gegeben / sondern für vns verlorne vnd verdampte Menschen / auff daß er vns von dem bösen vnnd schädlichen Zufall der Sünden erlösete. Darauß schleust sich aber nicht / daß er darumb die Erbsünde selbst erlöset habe / sondern vns Menschen hat er von der Sünde erlöset. Die Schrifft spricht auch nicht / Gott habe seinen Sohn für die Erbsünde dahin gegeben / daß er die erlösete: Sondern er habe seinen Sohn für vns dahin gegeben / daß er vns erlösete.</p> <p>Item / 2. Cor. 5. GOtt hat Christum für vns zur Sünde gemacht. Ergo so müssen wir wesentlich die Sünde selbst seyn.</p> <p>Antwort: Sünde heißt in gemeltem Spruch ein Opffer für die Sünde / wie Rom. 8. zu sehen / vnd nicht / daß Christus wesentlich für vns zur Sünde sey gemacht. Dann Christus weder zur Erbsünde noch zur wircklichen Sünde gemacht. Darumb dieser Spruch zu deß Gegentheils Fürhaben / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey / vnd daß Christus die Erbsünde erlöset / im wenigsten nicht dienet. Folget auch darauß nicht / daß wir die Sünde selbst seyn. Wie auch Christus nicht für vns zur Sünde selbst gemacht / daß wir in jhm die wesentliche Gerechtigkeit würden / sondern daß vns per imputationẽ seine Gerechtigkeit zugerechnet würde. Also ist vnsere verderbte Natur nicht wesentlich die Sünde selbst: Sondern durch die Sünde verderbt / võ welcher Verderbung vns zu entledigen / Christus für vns zur Sünde / das ist / zum Opffer für die Sünde gemacht / auff daß vns durch den Glauben seine Gerechtigkeit zugerechnet würde.</p> <p>Vns ist auch nicht zu wider / wie das Gegentheil bößlich fürgibt / daß wir die Sünde genannt werden / aber doch in rechtem Verstande. Wir sind Sünde / das ist / sündig / verderbt / vnge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0086]
Die Schrifft sagt / Rom. 8. Gott habe seines eygen Sohns nicht verschonet / sondern für vns alle dahin gegeben / vñ das darum̃ / daß er vns von der Sünde errettete. Also hat er sich nicht nur für einen blossen Zufall dahin gegeben / sondern für vns verlorne vnd verdampte Menschen / auff daß er vns von dem bösen vnnd schädlichen Zufall der Sünden erlösete. Darauß schleust sich aber nicht / daß er darumb die Erbsünde selbst erlöset habe / sondern vns Menschen hat er von der Sünde erlöset. Die Schrifft spricht auch nicht / Gott habe seinen Sohn für die Erbsünde dahin gegeben / daß er die erlösete: Sondern er habe seinen Sohn für vns dahin gegeben / daß er vns erlösete.
Item / 2. Cor. 5. GOtt hat Christum für vns zur Sünde gemacht. Ergo so müssen wir wesentlich die Sünde selbst seyn.
Antwort: Sünde heißt in gemeltem Spruch ein Opffer für die Sünde / wie Rom. 8. zu sehen / vnd nicht / daß Christus wesentlich für vns zur Sünde sey gemacht. Dann Christus weder zur Erbsünde noch zur wircklichen Sünde gemacht. Darumb dieser Spruch zu deß Gegentheils Fürhaben / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey / vnd daß Christus die Erbsünde erlöset / im wenigsten nicht dienet. Folget auch darauß nicht / daß wir die Sünde selbst seyn. Wie auch Christus nicht für vns zur Sünde selbst gemacht / daß wir in jhm die wesentliche Gerechtigkeit würden / sondern daß vns per imputationẽ seine Gerechtigkeit zugerechnet würde. Also ist vnsere verderbte Natur nicht wesentlich die Sünde selbst: Sondern durch die Sünde verderbt / võ welcher Verderbung vns zu entledigen / Christus für vns zur Sünde / das ist / zum Opffer für die Sünde gemacht / auff daß vns durch den Glauben seine Gerechtigkeit zugerechnet würde.
Vns ist auch nicht zu wider / wie das Gegentheil bößlich fürgibt / daß wir die Sünde genannt werden / aber doch in rechtem Verstande. Wir sind Sünde / das ist / sündig / verderbt / vnge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |