will vielmehr meinen Geist desto öfter und länger von den Geschäften und Sorgen des Lebens sammeln, mich desto eifriger und ungestörter mit dir unterhalten, und so täglich an meiner eigenen Bildung, an meiner Voll- kommenheit und Glückseligkeit arbeiten. Amen.
XI. Die mit Leibesfrucht gesegnete Gattin.
Gott, mein Daseyn hat nun seine ganze irrdische Bestimmung erreicht. Deine Vorsehung hat mich in die Umstände gesetzt, daß ich auch einem an- dern vernünftigen Geschöpfe das Daseyn geben soll. O welche Ehre, welcher Vorzug ist das nicht! Wie wichtig, wie werthvoll ist ein Menschenleben! Und wie sehr muß ich mich freuen, daß ich einem zur Glück- seligkeit bestimmten Wesen, einem Menschen, einem Christen das Leben geben kann! -- Möchte doch auch diese meine Freude gegründet und vernünftig seyn! Möchte ich alle Umstände hierbey wohl erwägen und mich keines Leichtsinns und keiner Nachlässigkeit schuldig machen! Möchte ich die Pflichten kennen, die mir ge- genwärtig in Absicht meines Kindes obliegen und sie alle treu und gewissenhaft erfüllen!
Ja,
O 5
Die mit Leibesfrucht geſegnete Gattin.
will vielmehr meinen Geiſt deſto öfter und länger von den Geſchäften und Sorgen des Lebens ſammeln, mich deſto eifriger und ungeſtörter mit dir unterhalten, und ſo täglich an meiner eigenen Bildung, an meiner Voll- kommenheit und Glückſeligkeit arbeiten. Amen.
XI. Die mit Leibesfrucht geſegnete Gattin.
Gott, mein Daſeyn hat nun ſeine ganze irrdiſche Beſtimmung erreicht. Deine Vorſehung hat mich in die Umſtände geſetzt, daß ich auch einem an- dern vernünftigen Geſchöpfe das Daſeyn geben ſoll. O welche Ehre, welcher Vorzug iſt das nicht! Wie wichtig, wie werthvoll iſt ein Menſchenleben! Und wie ſehr muß ich mich freuen, daß ich einem zur Glück- ſeligkeit beſtimmten Weſen, einem Menſchen, einem Chriſten das Leben geben kann! — Möchte doch auch dieſe meine Freude gegründet und vernünftig ſeyn! Möchte ich alle Umſtände hierbey wohl erwägen und mich keines Leichtſinns und keiner Nachläſſigkeit ſchuldig machen! Möchte ich die Pflichten kennen, die mir ge- genwärtig in Abſicht meines Kindes obliegen und ſie alle treu und gewiſſenhaft erfüllen!
Ja,
O 5
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Die mit Leibesfrucht geſegnete Gattin.
will vielmehr meinen Geiſt deſto öfter und länger von
den Geſchäften und Sorgen des Lebens ſammeln, mich
deſto eifriger und ungeſtörter mit dir unterhalten, und
ſo täglich an meiner eigenen Bildung, an meiner Voll-
kommenheit und Glückſeligkeit arbeiten. Amen.
XI.
Die mit Leibesfrucht geſegnete Gattin.
Gott, mein Daſeyn hat nun ſeine ganze irrdiſche
Beſtimmung erreicht. Deine Vorſehung hat
mich in die Umſtände geſetzt, daß ich auch einem an-
dern vernünftigen Geſchöpfe das Daſeyn geben ſoll. O
welche Ehre, welcher Vorzug iſt das nicht! Wie
wichtig, wie werthvoll iſt ein Menſchenleben! Und
wie ſehr muß ich mich freuen, daß ich einem zur Glück-
ſeligkeit beſtimmten Weſen, einem Menſchen, einem
Chriſten das Leben geben kann! — Möchte doch auch
dieſe meine Freude gegründet und vernünftig ſeyn!
Möchte ich alle Umſtände hierbey wohl erwägen und
mich keines Leichtſinns und keiner Nachläſſigkeit ſchuldig
machen! Möchte ich die Pflichten kennen, die mir ge-
genwärtig in Abſicht meines Kindes obliegen und ſie
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Ja,
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/229>, abgerufen am 16.02.2025.
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