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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

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Abendgebet.
terung zu deinem Lobe und Danke und läßt es mir
nicht an Stoff zu guten, frommen Empfindungen feh-
len. Ja, gelobet und gepriesen seyst du von mir! Gelo-
bet und gepriesen sey deine unaussprechliche Güte, die
so väterlich für mich sorget und alles, was zu meinem
Besten dienet, veranstaltet und herbeyführet!

Aber habe ich dir denn auch heute dieses Lob und
diesen Dank durch mein Leben, durch meine Gesinnungen
und Handlungen an den Tag gelegt? Habe ich heute in
meinem Stande und in meinen Verhältnissen das gethan
und geleistet und es so gethan und geleistet, was und wie
es Pflicht für mich ist? Habe ich alles Gute, alle
Freuden dieses Tages so genossen, wie ich des Morgens
einsahe, daß sie von mir genossen werden mußten? Habe
ich alle Beschwerden und Mühseligkeiten dieses Tages so
ertragen und mich so dabey verhalten, wie es die Tugend
und das Christenthum von mir fordern? Habe ich Freu-
den und Leiden, Gutes und Böses, Verlust und Gewinn
so von dir angenommen und so angewandt, wie ich, dein
Kind, dein vernünftiges Geschöpf, dieselben annehmen
und anwenden muß? Bin ich durch alle Begebenhei-
ten dieses Tages verständiger, tugendhafter, zufriedener,
vollkommner geworden? Habe ich als eine Schülerin
und Nachfolgerin Jesu Christi so gedacht und empfunden,
wie mich meine Vernunft und die vortrefflichste Religion
denken und empfinden heißt? Habe ich meine Pflichten
als Gattin und Hausfrau so treu und gewissenhaft beob-
achtet, wie ich mir es vorgenommen hatte? Bin ich in
allen Umständen das gewesen und habe ich mich stets

das

Abendgebet.
terung zu deinem Lobe und Danke und läßt es mir
nicht an Stoff zu guten, frommen Empfindungen feh-
len. Ja, gelobet und geprieſen ſeyſt du von mir! Gelo-
bet und geprieſen ſey deine unausſprechliche Güte, die
ſo väterlich für mich ſorget und alles, was zu meinem
Beſten dienet, veranſtaltet und herbeyführet!

Aber habe ich dir denn auch heute dieſes Lob und
dieſen Dank durch mein Leben, durch meine Geſinnungen
und Handlungen an den Tag gelegt? Habe ich heute in
meinem Stande und in meinen Verhältniſſen das gethan
und geleiſtet und es ſo gethan und geleiſtet, was und wie
es Pflicht für mich iſt? Habe ich alles Gute, alle
Freuden dieſes Tages ſo genoſſen, wie ich des Morgens
einſahe, daß ſie von mir genoſſen werden mußten? Habe
ich alle Beſchwerden und Mühſeligkeiten dieſes Tages ſo
ertragen und mich ſo dabey verhalten, wie es die Tugend
und das Chriſtenthum von mir fordern? Habe ich Freu-
den und Leiden, Gutes und Böſes, Verluſt und Gewinn
ſo von dir angenommen und ſo angewandt, wie ich, dein
Kind, dein vernünftiges Geſchöpf, dieſelben annehmen
und anwenden muß? Bin ich durch alle Begebenhei-
ten dieſes Tages verſtändiger, tugendhafter, zufriedener,
vollkommner geworden? Habe ich als eine Schülerin
und Nachfolgerin Jeſu Chriſti ſo gedacht und empfunden,
wie mich meine Vernunft und die vortrefflichſte Religion
denken und empfinden heißt? Habe ich meine Pflichten
als Gattin und Hausfrau ſo treu und gewiſſenhaft beob-
achtet, wie ich mir es vorgenommen hatte? Bin ich in
allen Umſtänden das geweſen und habe ich mich ſtets

das
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[228/0240] Abendgebet. terung zu deinem Lobe und Danke und läßt es mir nicht an Stoff zu guten, frommen Empfindungen feh- len. Ja, gelobet und geprieſen ſeyſt du von mir! Gelo- bet und geprieſen ſey deine unausſprechliche Güte, die ſo väterlich für mich ſorget und alles, was zu meinem Beſten dienet, veranſtaltet und herbeyführet! Aber habe ich dir denn auch heute dieſes Lob und dieſen Dank durch mein Leben, durch meine Geſinnungen und Handlungen an den Tag gelegt? Habe ich heute in meinem Stande und in meinen Verhältniſſen das gethan und geleiſtet und es ſo gethan und geleiſtet, was und wie es Pflicht für mich iſt? Habe ich alles Gute, alle Freuden dieſes Tages ſo genoſſen, wie ich des Morgens einſahe, daß ſie von mir genoſſen werden mußten? Habe ich alle Beſchwerden und Mühſeligkeiten dieſes Tages ſo ertragen und mich ſo dabey verhalten, wie es die Tugend und das Chriſtenthum von mir fordern? Habe ich Freu- den und Leiden, Gutes und Böſes, Verluſt und Gewinn ſo von dir angenommen und ſo angewandt, wie ich, dein Kind, dein vernünftiges Geſchöpf, dieſelben annehmen und anwenden muß? Bin ich durch alle Begebenhei- ten dieſes Tages verſtändiger, tugendhafter, zufriedener, vollkommner geworden? Habe ich als eine Schülerin und Nachfolgerin Jeſu Chriſti ſo gedacht und empfunden, wie mich meine Vernunft und die vortrefflichſte Religion denken und empfinden heißt? Habe ich meine Pflichten als Gattin und Hausfrau ſo treu und gewiſſenhaft beob- achtet, wie ich mir es vorgenommen hatte? Bin ich in allen Umſtänden das geweſen und habe ich mich ſtets das

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Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/240>, abgerufen am 21.11.2024.