das zu werden bemühet, was ich seyn und werden kann und soll? Habe ich dich mit einem Worte durch mein ganzes Thun und Lassen und mit meinem Geiste und Körper verherrlichet? Bin ich heute wirklich glückse- liger geworden? Habe ich mich an diesem Tage mei- nes Lebens, meiner Fähigk[ - 2 Zeichen fehlen][t]en und Kräfte, meiner Würde und Bestimmung und der Stelle, die du mir in deinem Reiche angewiesen hast, gefreuet?
Ja, o Gott, wenn ich diese Glückseligkeit empfun- den habe, so habe ich auch deine Weisheit und Güte verherrlichet. Denn du kennest und achtest keine an- dere Ehre, als die, welche du dir durch die Be- glückung deiner Geschöpfe bereitest; und niemand kann dich würdig verehren, als wer deine väterlichen Absichten erkennet, deinem heiligen Willen gehorchet und auf dem Wege der Tugend und Rechtschaffen- heit zufrieden und selig wird.
O möchte ich diese trostvolle Wahrheit tief in mein Herz eindrücken! Möchte sie mir am Anfange so wie am Schlusse eines jeden Tages gegenwärtig seyn und meine ganze Seele erfüllen! Möchte ich ihre Kraft und ihren Einfluß täglich mehr empfinden und an mir er- fahren und mir dadurch die Erfüllung aller meiner Pflichten erleichtern! Wie ganz anders würde ich dann viele Dinge in der Welt ansehen und beurthei- len! wie ganz anders sie gebrauchen und benutzen! wie wenig zur Zeit der Leiden an deiner höchsten Weis- heit und Güte und an meiner Bestimmung zur Glück- seligkeit zweifeln!
Fer-
P 3
Allgemeinen Jnhalts.
das zu werden bemühet, was ich ſeyn und werden kann und ſoll? Habe ich dich mit einem Worte durch mein ganzes Thun und Laſſen und mit meinem Geiſte und Körper verherrlichet? Bin ich heute wirklich glückſe- liger geworden? Habe ich mich an dieſem Tage mei- nes Lebens, meiner Fähigk[ – 2 Zeichen fehlen][t]en und Kräfte, meiner Würde und Beſtimmung und der Stelle, die du mir in deinem Reiche angewieſen haſt, gefreuet?
Ja, o Gott, wenn ich dieſe Glückſeligkeit empfun- den habe, ſo habe ich auch deine Weisheit und Güte verherrlichet. Denn du kenneſt und achteſt keine an- dere Ehre, als die, welche du dir durch die Be- glückung deiner Geſchöpfe bereiteſt; und niemand kann dich würdig verehren, als wer deine väterlichen Abſichten erkennet, deinem heiligen Willen gehorchet und auf dem Wege der Tugend und Rechtſchaffen- heit zufrieden und ſelig wird.
O möchte ich dieſe troſtvolle Wahrheit tief in mein Herz eindrücken! Möchte ſie mir am Anfange ſo wie am Schluſſe eines jeden Tages gegenwärtig ſeyn und meine ganze Seele erfüllen! Möchte ich ihre Kraft und ihren Einfluß täglich mehr empfinden und an mir er- fahren und mir dadurch die Erfüllung aller meiner Pflichten erleichtern! Wie ganz anders würde ich dann viele Dinge in der Welt anſehen und beurthei- len! wie ganz anders ſie gebrauchen und benutzen! wie wenig zur Zeit der Leiden an deiner höchſten Weis- heit und Güte und an meiner Beſtimmung zur Glück- ſeligkeit zweifeln!
Fer-
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Allgemeinen Jnhalts.
das zu werden bemühet, was ich ſeyn und werden kann
und ſoll? Habe ich dich mit einem Worte durch mein
ganzes Thun und Laſſen und mit meinem Geiſte und
Körper verherrlichet? Bin ich heute wirklich glückſe-
liger geworden? Habe ich mich an dieſem Tage mei-
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Würde und Beſtimmung und der Stelle, die du mir
in deinem Reiche angewieſen haſt, gefreuet?
Ja, o Gott, wenn ich dieſe Glückſeligkeit empfun-
den habe, ſo habe ich auch deine Weisheit und Güte
verherrlichet. Denn du kenneſt und achteſt keine an-
dere Ehre, als die, welche du dir durch die Be-
glückung deiner Geſchöpfe bereiteſt; und niemand
kann dich würdig verehren, als wer deine väterlichen
Abſichten erkennet, deinem heiligen Willen gehorchet
und auf dem Wege der Tugend und Rechtſchaffen-
heit zufrieden und ſelig wird.
O möchte ich dieſe troſtvolle Wahrheit tief in
mein Herz eindrücken! Möchte ſie mir am Anfange ſo
wie am Schluſſe eines jeden Tages gegenwärtig ſeyn und
meine ganze Seele erfüllen! Möchte ich ihre Kraft und
ihren Einfluß täglich mehr empfinden und an mir er-
fahren und mir dadurch die Erfüllung aller meiner
Pflichten erleichtern! Wie ganz anders würde ich
dann viele Dinge in der Welt anſehen und beurthei-
len! wie ganz anders ſie gebrauchen und benutzen!
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heit und Güte und an meiner Beſtimmung zur Glück-
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/241>, abgerufen am 16.02.2025.
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