Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Die kranke Mutter. Glücke deiner Menschen zu benutzen wüßtest? Stehennicht Tod und Leben in deiner Hand? Kommen nicht Gesundheit und Krankheit von dir? Bist du nicht auch mein Vater und der Vater meiner Kinder? -- Ja, das bist und bleibest du, o Gott. Nichts kann mir begegnen, kein Zufall kann mich treffen, den du nicht vorhersähest, nicht mit dem Ganzen verbunden, nicht zu meiner Vollkommenheit und Glückseligkeit ver- anstaltet oder zugelassen hättest. Und der Tod, -- die wichtigste Veränderung, Ja, du wirst der Vater und Versorger meiner nicht
Die kranke Mutter. Glücke deiner Menſchen zu benutzen wüßteſt? Stehennicht Tod und Leben in deiner Hand? Kommen nicht Geſundheit und Krankheit von dir? Biſt du nicht auch mein Vater und der Vater meiner Kinder? — Ja, das biſt und bleibeſt du, o Gott. Nichts kann mir begegnen, kein Zufall kann mich treffen, den du nicht vorherſäheſt, nicht mit dem Ganzen verbunden, nicht zu meiner Vollkommenheit und Glückſeligkeit ver- anſtaltet oder zugelaſſen hätteſt. Und der Tod, — die wichtigſte Veränderung, Ja, du wirſt der Vater und Verſorger meiner nicht
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Die kranke Mutter.
Glücke deiner Menſchen zu benutzen wüßteſt? Stehen
nicht Tod und Leben in deiner Hand? Kommen nicht
Geſundheit und Krankheit von dir? Biſt du nicht
auch mein Vater und der Vater meiner Kinder? —
Ja, das biſt und bleibeſt du, o Gott. Nichts kann
mir begegnen, kein Zufall kann mich treffen, den du
nicht vorherſäheſt, nicht mit dem Ganzen verbunden,
nicht zu meiner Vollkommenheit und Glückſeligkeit ver-
anſtaltet oder zugelaſſen hätteſt.
Und der Tod, — die wichtigſte Veränderung,
die ſich mit mir zutragen kann; — der Tod ſollte
mich dieſer Erde und meinen Kindern entziehen kön-
nen, ohne daß du, der Regierer und Beherrſcher
aller Dinge und aller Welten, weiſe und höhere Ab-
ſichten dabey hätteſt? Nein, wenn es dir gefällt, mich
von hier abzufordern, mich von meinen noch ungebil-
deten Kindern zu trennen, ſo weiß und glaube ich es
gewiß, ſo gewiß, als ich an dein Daſeyn glaube, daß
dieſe Trennung gut und heilſam iſt, daß weder ich
noch die Meinigen wirklich dadurch verlieren, ſo viel
wir auch vielleicht zu verlieren ſcheinen, daß unſer
aller Vollkommenheit und Glückſeligkeit dadurch be-
fördert werden kann und muß.
Ja, du wirſt der Vater und Verſorger meiner
Kinder bleiben, wenn ich auch nicht mehr bin, und
nichts mehr zu ihrer Beglückung beytragen kann. Jch
bin ja nur ein Werkzeug in deiner Hand, deſſen du
dich bedienteſt, meinen Kindern das Leben zu geben
und ſie bisher zu erhalten: aber du, der Allweiſe und
Allmächtige, biſt bey der Erreichung deiner Abſichten
nicht
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