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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
Wil sie Trojaner auch/ darzu Trojanerinnen
Nach Argos nehmen mit/ die sie bedienen können?
Sol könig Priamus so schnöd ümbkommen seyn?
Sol Troja seyn nmbsonst zerstört/ geäschert ein?
Nicht also: Denn ob man schon keinen ruhm erläuffet/
Weun man ein weib ergreifft/ und bey den haaren schleiffet
Und schlechtes lob verdient/ wenn man erhält den sieg
Von einer schwachen frau/ die nicht versteht den krieg.
Jedoch wird man mir lob und ehre zuerkennen/
Wenn ich diß böse weib und greuliche beginnen
Werd haben außgetilgt/ gerechtigkeit gestützt/
Die missethat gestrafft/ die frömmigkeit beschützt.
Es sol auch männiglch von meinem rach-grimm sagen/
Und daß ich hertz und muht nach allein wolbehagen
Gekühlet und ergetzt. Ich wil der seelen schaar/
Die abgeschlachtet sind/ diß opfer bringen dar.
So viel wort stieß ich aus: Ich war gantz übernommen
Von tollen eyfers grimm/ da seh ich eben kommen
Die mutter zumir her in klarem glantz und liecht
Bey dickgewölckter nacht/ da sie sich vorhin nicht
So klar mir zeigete: Sie ließ sich also sehen/
Wie eine Göttin sonst bey Göttern pflegt zustehen;
Sie fiel mir in die hand zuwehren ab den mord/
Und aus dem rosen mund gab sie mir diese wort?
Wer hat dir leid gethan/ mein sohn/ daß du so brausest
Von ungehaltnem zorn/ und solchr massen hau sest?
Wo hast du gegen uns gelassen deine pflicht/
Daß du/ was dir gebührt/ im miesten denckest nicht?
Wilst
Das Andere Buch.
Wil ſie Trojaner auch/ darzu Trojanerinnen
Nach Argos nehmen mit/ die ſie bedienen koͤnnen?
Sol koͤnig Priamus ſo ſchnoͤd uͤmbkommen ſeyn?
Sol Troja ſeyn nmbſonſt zerſtoͤrt/ geaͤſchert ein?
Nicht alſo: Denn ob man ſchon keinen ruhm erlaͤuffet/
Weũ man ein weib ergreifft/ und bey den haarẽ ſchleiffet
Und ſchlechtes lob verdient/ wenn man erhaͤlt den ſieg
Von einer ſchwachen frau/ die nicht verſteht den krieg.
Jedoch wird man mir lob und ehre zuerkennen/
Wenn ich diß boͤſe weib und greuliche beginnen
Werd haben außgetilgt/ gerechtigkeit geſtuͤtzt/
Die miſſethat geſtrafft/ die froͤmmigkeit beſchuͤtzt.
Es ſol auch maͤnniglch von meinem rach-grimm ſagen/
Und daß ich hertz und muht nach allein wolbehagen
Gekuͤhlet und ergetzt. Ich wil der ſeelen ſchaar/
Die abgeſchlachtet ſind/ diß opfer bringen dar.
So viel wort ſtieß ich aus: Ich war gantz uͤbernommen
Von tollen eyfers grimm/ da ſeh ich eben kommen
Die mutter zumir her in klarem glantz und liecht
Bey dickgewoͤlckter nacht/ da ſie ſich vorhin nicht
So klar mir zeigete: Sie ließ ſich alſo ſehen/
Wie eine Goͤttin ſonſt bey Goͤttern pflegt zuſtehen;
Sie fiel mir in die hand zuwehren ab den mord/
Und aus dem roſen mund gab ſie mir dieſe wort?
Wer hat dir leid gethan/ mein ſohn/ daß du ſo brauſeſt
Von ungehaltnem zorn/ und ſolchr maſſen hau ſeſt?
Wo haſt du gegen uns gelaſſen deine pflicht/
Daß du/ was dir gebuͤhrt/ im mieſten denckeſt nicht?
Wilſt
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[94/0116] Das Andere Buch. Wil ſie Trojaner auch/ darzu Trojanerinnen Nach Argos nehmen mit/ die ſie bedienen koͤnnen? Sol koͤnig Priamus ſo ſchnoͤd uͤmbkommen ſeyn? Sol Troja ſeyn nmbſonſt zerſtoͤrt/ geaͤſchert ein? Nicht alſo: Denn ob man ſchon keinen ruhm erlaͤuffet/ Weũ man ein weib ergreifft/ und bey den haarẽ ſchleiffet Und ſchlechtes lob verdient/ wenn man erhaͤlt den ſieg Von einer ſchwachen frau/ die nicht verſteht den krieg. Jedoch wird man mir lob und ehre zuerkennen/ Wenn ich diß boͤſe weib und greuliche beginnen Werd haben außgetilgt/ gerechtigkeit geſtuͤtzt/ Die miſſethat geſtrafft/ die froͤmmigkeit beſchuͤtzt. Es ſol auch maͤnniglch von meinem rach-grimm ſagen/ Und daß ich hertz und muht nach allein wolbehagen Gekuͤhlet und ergetzt. Ich wil der ſeelen ſchaar/ Die abgeſchlachtet ſind/ diß opfer bringen dar. So viel wort ſtieß ich aus: Ich war gantz uͤbernommen Von tollen eyfers grimm/ da ſeh ich eben kommen Die mutter zumir her in klarem glantz und liecht Bey dickgewoͤlckter nacht/ da ſie ſich vorhin nicht So klar mir zeigete: Sie ließ ſich alſo ſehen/ Wie eine Goͤttin ſonſt bey Goͤttern pflegt zuſtehen; Sie fiel mir in die hand zuwehren ab den mord/ Und aus dem roſen mund gab ſie mir dieſe wort? Wer hat dir leid gethan/ mein ſohn/ daß du ſo brauſeſt Von ungehaltnem zorn/ und ſolchr maſſen hau ſeſt? Wo haſt du gegen uns gelaſſen deine pflicht/ Daß du/ was dir gebuͤhrt/ im mieſten denckeſt nicht? Wilſt

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/116>, abgerufen am 21.11.2024.