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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Wir stellen demnach an/ wies pflegt zu seyn bey leichen/
Ein grab dem Polydor mit heiligen gebräuchen.
Es wird ein grab gemacht: Man bauet nachmals auch
Der seele zween altär nach üblichem gebrauch/
Behängt sie trauriglich mit schwartzem flor und binden/
Daß durch die augen man mag grösser leid empfinden.
Es wird ein Cypernbaum gesetzet auch darbey/
Daß er der sterbensnoth ein trauerzeichen sey.
Es stunden rings ümbher Trojansche klagefrauen/
Die mit zerstreutem haar sich liessen traurig schauen
Nach hergebrachter sitt: Wir bringen einen nab
Voll warmer milch herbey und schüttens in das grab/
Auch eine schale bluts. Nach dem wir nun die seele
Geruffen an das grab: Wird sie flugs in die höhle
Und grufft gescharret ein: Damit sie käm zur ruh/
Und schrien ihr zuletzt mit lauter stimm zu.
Hernach so bald sich ließ ein klares wetter sehen/
Und daß man sicherlich zu segel kunte gehen/
Da uns ein linder sud rufft auff das hohe meer;
Da machet sich die pursch ans ufer häuffig her
Und stösst die schiffe loß: Da fahren wir von hinnen
Und lassen land und stadt aus unsern aug- und sinnen
Es ligt ein Eyland da auff dem Aegeer meer/
Das ist gewidmet dem Neptun mit heilger ehr/
Der mutter ebenfalls der meer einwohnerinnen/
Der Doris/ die dis land nach ihrem wuntsch und sinnen
Hält lieb und ehren wehrt. Dieselbe Insul hat
Als sie schwumm hin und her ümbs ufer und gestad/
Der
Das Dritte Buch.
Wir ſtellen demnach an/ wies pflegt zu ſeyn bey leichen/
Ein grab dem Polydor mit heiligen gebraͤuchen.
Es wird ein grab gemacht: Man bauet nachmals auch
Der ſeele zween altaͤr nach uͤblichem gebrauch/
Behaͤngt ſie trauriglich mit ſchwartzem flor und binden/
Daß durch die augen man mag groͤſſer leid empfinden.
Es wird ein Cypernbaum geſetzet auch darbey/
Daß er der ſterbensnoth ein trauerzeichen ſey.
Es ſtunden rings uͤmbher Trojanſche klagefrauen/
Die mit zerſtreutem haar ſich lieſſen traurig ſchauen
Nach hergebrachter ſitt: Wir bringen einen nab
Voll warmer milch herbey und ſchuͤttens in das grab/
Auch eine ſchale bluts. Nach dem wir nun die ſeele
Geruffen an das grab: Wird ſie flugs in die hoͤhle
Und grufft geſcharret ein: Damit ſie kaͤm zur ruh/
Und ſchrien ihr zuletzt mit lauter ſtimm zu.
Hernach ſo bald ſich ließ ein klares wetter ſehen/
Und daß man ſicherlich zu ſegel kunte gehen/
Da uns ein linder ſud rufft auff das hohe meer;
Da machet ſich die purſch ans ufer haͤuffig her
Und ſtoͤſſt die ſchiffe loß: Da fahren wir von hinnen
Und laſſen land und ſtadt aus unſern aug- und ſinnen
Es ligt ein Eyland da auff dem Aegeer meer/
Das iſt gewidmet dem Neptun mit heilger ehr/
Der mutter ebenfalls der meer einwohnerinnen/
Der Doris/ die dis land nach ihrem wuntſch und ſinnen
Haͤlt lieb und ehren wehrt. Dieſelbe Inſul hat
Als ſie ſchwumm hin und her uͤmbs ufer und geſtad/
Der
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[112/0134] Das Dritte Buch. Wir ſtellen demnach an/ wies pflegt zu ſeyn bey leichen/ Ein grab dem Polydor mit heiligen gebraͤuchen. Es wird ein grab gemacht: Man bauet nachmals auch Der ſeele zween altaͤr nach uͤblichem gebrauch/ Behaͤngt ſie trauriglich mit ſchwartzem flor und binden/ Daß durch die augen man mag groͤſſer leid empfinden. Es wird ein Cypernbaum geſetzet auch darbey/ Daß er der ſterbensnoth ein trauerzeichen ſey. Es ſtunden rings uͤmbher Trojanſche klagefrauen/ Die mit zerſtreutem haar ſich lieſſen traurig ſchauen Nach hergebrachter ſitt: Wir bringen einen nab Voll warmer milch herbey und ſchuͤttens in das grab/ Auch eine ſchale bluts. Nach dem wir nun die ſeele Geruffen an das grab: Wird ſie flugs in die hoͤhle Und grufft geſcharret ein: Damit ſie kaͤm zur ruh/ Und ſchrien ihr zuletzt mit lauter ſtimm zu. Hernach ſo bald ſich ließ ein klares wetter ſehen/ Und daß man ſicherlich zu ſegel kunte gehen/ Da uns ein linder ſud rufft auff das hohe meer; Da machet ſich die purſch ans ufer haͤuffig her Und ſtoͤſſt die ſchiffe loß: Da fahren wir von hinnen Und laſſen land und ſtadt aus unſern aug- und ſinnen Es ligt ein Eyland da auff dem Aegeer meer/ Das iſt gewidmet dem Neptun mit heilger ehr/ Der mutter ebenfalls der meer einwohnerinnen/ Der Doris/ die dis land nach ihrem wuntſch und ſinnen Haͤlt lieb und ehren wehrt. Dieſelbe Inſul hat Als ſie ſchwumm hin und her uͤmbs ufer und geſtad/ Der

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/134>, abgerufen am 24.11.2024.