Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Vor-Rede würde er traun nicht/ wie von obgemeldten künstlern/wie auch von dem Homero selbst/ daß an demselben viel zu tadeln/ auch von dem Virgilius also geurtheilet ha- ben. Denn wie zwar Homerus in Griechenlande die bahn/ so zu vieler menschlichen dingen erkäntnüß führet/ zuerst gebrochen/ und die natürliche wissenschafft/ des- gleichen die kriegessachen/ sittenbaw und bürgerlichen wandel gewiesen und gelehret hat; Also wird er billich der vater der weißheit genennet: Weil er aber die an sich selbst wahrhafftige geschicht von dem Trojanischen krie- ge mit viel läppischem fabelwercke/ das nirgend zu was dienet/ anfüllet und also verunstellet/ auch hin und wie- der kein nachdencken/ maaß/ ordnung und zier erscheinen lässot/ wird er von Diodoren/ und heutiges tages in der letzten und klügsten weltzeit von dem grossen Scaliger/ der an statt aller gelehrten wort- und sprachen-richter si- tzet/ rechtfüglich getadelt. Dieser mann nun/ ist nicht außzusprechen/ wie er den Virgilius ehret/ lobet/ und in sonderbarer verwunderung hält. Bald nennet er ihn einen geist der natur/ bald eine Idea und vollkommenes muster der weißheit/ bald eine richtschnur des verstandes und aller sachen geschickligkeit. Mit wenigen: Er er- starret darob/ daß er an ihm keinen tadel finden kan. Dem folgen nach Servius/ Turnebus/ Hortensius/ Taub- mannus und der ämbsige und viel belesene Spanier Joh. Ludov. de la Cerda, der beste außleger des Poetens. Diese und andere tragen einmühtiglich und mit eiffri- gem bemühen allerhand geblühme und gesteine zu den Virgilius zu bekräutzen/ zu bekrönen/ zu beehren. Wann dann nun dis buch so nützlich als lobwürdig/ hat man sich
Vor-Rede wuͤrde er traun nicht/ wie von obgemeldten kuͤnſtlern/wie auch von dem Homero ſelbſt/ daß an demſelben viel zu tadeln/ auch von dem Virgilius alſo geurtheilet ha- ben. Denn wie zwar Homerus in Griechenlande die bahn/ ſo zu vieler menſchlichen dingen erkaͤntnuͤß fuͤhret/ zuerſt gebrochen/ und die natuͤrliche wiſſenſchafft/ des- gleichen die kriegesſachen/ ſittenbaw und buͤrgerlichen wandel gewieſen und gelehret hat; Alſo wird er billich der vater der weißheit genennet: Weil er aber die an ſich ſelbſt wahrhafftige geſchicht von dem Trojaniſchen krie- ge mit viel laͤppiſchem fabelwercke/ das nirgend zu was dienet/ anfuͤllet und alſo verunſtellet/ auch hin und wie- der kein nachdencken/ maaß/ ordnung und zier erſcheinen laͤſſot/ wird er von Diodoren/ und heutiges tages in der letzten und kluͤgſten weltzeit von dem groſſen Scaliger/ der an ſtatt aller gelehrten wort- und ſprachen-richter ſi- tzet/ rechtfuͤglich getadelt. Dieſer mann nun/ iſt nicht außzuſprechen/ wie er den Virgilius ehret/ lobet/ und in ſonderbarer verwunderung haͤlt. Bald nennet er ihn einen geiſt der natur/ bald eine Idea und vollkommenes muſter der weißheit/ bald eine richtſchnur des verſtandes und aller ſachen geſchickligkeit. Mit wenigen: Er er- ſtarret darob/ daß er an ihm keinen tadel finden kan. Dem folgen nach Servius/ Turnebus/ Hortenſius/ Taub- mannus und der aͤmbſige und viel beleſene Spanier Joh. Ludov. de la Cerda, der beſte außleger des Poetens. Dieſe und andere tragen einmuͤhtiglich und mit eiffri- gem bemuͤhen allerhand gebluͤhme und geſteine zu den Virgilius zu bekraͤutzen/ zu bekroͤnen/ zu beehren. Wann dann nun dis buch ſo nuͤtzlich als lobwuͤrdig/ hat man ſich
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Vor-Rede
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wie auch von dem Homero ſelbſt/ daß an demſelben viel
zu tadeln/ auch von dem Virgilius alſo geurtheilet ha-
ben. Denn wie zwar Homerus in Griechenlande die
bahn/ ſo zu vieler menſchlichen dingen erkaͤntnuͤß fuͤhret/
zuerſt gebrochen/ und die natuͤrliche wiſſenſchafft/ des-
gleichen die kriegesſachen/ ſittenbaw und buͤrgerlichen
wandel gewieſen und gelehret hat; Alſo wird er billich
der vater der weißheit genennet: Weil er aber die an ſich
ſelbſt wahrhafftige geſchicht von dem Trojaniſchen krie-
ge mit viel laͤppiſchem fabelwercke/ das nirgend zu was
dienet/ anfuͤllet und alſo verunſtellet/ auch hin und wie-
der kein nachdencken/ maaß/ ordnung und zier erſcheinen
laͤſſot/ wird er von Diodoren/ und heutiges tages in der
letzten und kluͤgſten weltzeit von dem groſſen Scaliger/
der an ſtatt aller gelehrten wort- und ſprachen-richter ſi-
tzet/ rechtfuͤglich getadelt. Dieſer mann nun/ iſt nicht
außzuſprechen/ wie er den Virgilius ehret/ lobet/ und in
ſonderbarer verwunderung haͤlt. Bald nennet er ihn
einen geiſt der natur/ bald eine Idea und vollkommenes
muſter der weißheit/ bald eine richtſchnur des verſtandes
und aller ſachen geſchickligkeit. Mit wenigen: Er er-
ſtarret darob/ daß er an ihm keinen tadel finden kan. Dem
folgen nach Servius/ Turnebus/ Hortenſius/ Taub-
mannus und der aͤmbſige und viel beleſene Spanier Joh.
Ludov. de la Cerda, der beſte außleger des Poetens.
Dieſe und andere tragen einmuͤhtiglich und mit eiffri-
gem bemuͤhen allerhand gebluͤhme und geſteine zu den
Virgilius zu bekraͤutzen/ zu bekroͤnen/ zu beehren. Wann
dann nun dis buch ſo nuͤtzlich als lobwuͤrdig/ hat man
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