Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Fünffte Buch. Zu seinem ampte wolt; Und greifft das ruder an/Und führt es wiederumb/ wies löblich war gethan/ Daß ers nicht fallen ließ/ und hub die aug- und sinnen Zum goldgestirnten thron/ zu steiffen sein beginnen. Schau! da kam wiederum der Schlaffgott/ schliche sacht Und nahm den zweig/ den er in Lethe bach naß macht Und mit bewehrter krafft benetzt in Stygens flusse/ Der sich durchs hellenreich mit schwartzer fluth ergosse/ Und rühret seinen schlaff auff beyden seiten an/ Und ob er sich schon wehrt/ wars doch umbsonst gethan/ Er zwingt die augen doch/ die matt und müde nicken Bis er sie durch den schlaff kan schliessen und berücken: Er hatte sich itzt kaum erquickt an susser ruh/ Da fället über ihn der geist und setzt ihm zu/ Daß er ihn über bord wirfft in des meeres tieffe/ Er nimmt das ruder mit/ das er fest hielt und schlieffe; Reist auch ein stücke weg vom hindertheil am schiff/ Und offtmal seine pursch umbsonst umb hülff an rieff. der Schlaffgott schwingt sich auf in hohe lufft von hinnen Und wird ein vögelein: Die schiff ingleichen können Nicht minder lauffen schnell und sicher durch das meer/ Als sie der Meergott hatt befreyet vom beschwer/ Der ihnen gab den trost mit kräfftigem versprechen/ Es solten ihre schiff hinfüro nicht mehr brechen/ Sie solten ohngefahr nach Welschland kommen hin. Drumb halten sie sich dran mit unerschrocknem sinn; Sie kamen numehr hin an diese stein- und klippen/ Da die Sirenen sich mit honig süssen lippeu Ver-
Das Fuͤnffte Buch. Zu ſeinem ampte wolt; Und greifft das ruder an/Und fuͤhrt es wiederumb/ wies loͤblich war gethan/ Daß ers nicht fallen ließ/ und hub die aug- und ſinnen Zum goldgeſtirnten thron/ zu ſteiffen ſein beginnen. Schau! da kam wiederum der Schlaffgott/ ſchliche ſacht Und nahm den zweig/ den er in Lethe bach naß macht Und mit bewehrter krafft benetzt in Stygens fluſſe/ Der ſich durchs hellenreich mit ſchwartzer fluth ergoſſe/ Und ruͤhret ſeinen ſchlaff auff beyden ſeiten an/ Und ob er ſich ſchon wehrt/ wars doch umbſonſt gethan/ Er zwingt die augen doch/ die matt und muͤde nicken Bis er ſie durch den ſchlaff kan ſchlieſſen und beruͤcken: Er hatte ſich itzt kaum erquickt an ſuſſer ruh/ Da faͤllet uͤber ihn der geiſt und ſetzt ihm zu/ Daß er ihn uͤber bord wirfft in des meeres tieffe/ Er nimmt das ruder mit/ das er feſt hielt und ſchlieffe; Reiſt auch ein ſtuͤcke weg vom hindertheil am ſchiff/ Und offtmal ſeine purſch umbſonſt umb huͤlff an rieff. der Schlaffgott ſchwingt ſich auf in hohe lufft von hiñen Und wird ein voͤgelein: Die ſchiff ingleichen koͤnnen Nicht minder lauffen ſchnell und ſicher durch das meer/ Als ſie der Meergott hatt befreyet vom beſchwer/ Der ihnen gab den troſt mit kraͤfftigem verſprechen/ Es ſolten ihre ſchiff hinfuͤro nicht mehr brechen/ Sie ſolten ohngefahr nach Welſchland kommen hin. Drumb halten ſie ſich dran mit unerſchrocknem ſinn; Sie kamen numehr hin an dieſe ſtein- und klippen/ Da die Sirenen ſich mit honig ſuͤſſen lippeu Ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0280" n="258"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Fuͤnffte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Zu ſeinem ampte wolt; Und greifft das ruder an/</l><lb/> <l>Und fuͤhrt es wiederumb/ wies loͤblich war gethan/</l><lb/> <l>Daß ers nicht fallen ließ/ und hub die aug- und ſinnen</l><lb/> <l>Zum goldgeſtirnten thron/ zu ſteiffen ſein beginnen.</l><lb/> <l>Schau! da kam wiederum der Schlaffgott/ ſchliche ſacht</l><lb/> <l>Und nahm den zweig/ den er in Lethe bach naß macht</l><lb/> <l>Und mit bewehrter krafft benetzt in Stygens fluſſe/</l><lb/> <l>Der ſich durchs hellenreich mit ſchwartzer fluth ergoſſe/</l><lb/> <l>Und ruͤhret ſeinen ſchlaff auff beyden ſeiten an/</l><lb/> <l>Und ob er ſich ſchon wehrt/ wars doch umbſonſt gethan/</l><lb/> <l>Er zwingt die augen doch/ die matt und muͤde nicken</l><lb/> <l>Bis er ſie durch den ſchlaff kan ſchlieſſen und beruͤcken:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>r hatte ſich itzt kaum erquickt an ſuſſer ruh/</l><lb/> <l>Da faͤllet uͤber ihn der geiſt und ſetzt ihm zu/</l><lb/> <l>Daß er ihn uͤber bord wirfft in des meeres tieffe/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>r nimmt das ruder mit/ das er feſt hielt und ſchlieffe;</l><lb/> <l>Reiſt auch ein ſtuͤcke weg vom hindertheil am ſchiff/</l><lb/> <l>Und offtmal ſeine purſch umbſonſt umb huͤlff an rieff.</l><lb/> <l>der Schlaffgott ſchwingt ſich auf in hohe lufft von hiñen</l><lb/> <l>Und wird ein voͤgelein: <hi rendition="#fr">D</hi>ie ſchiff ingleichen koͤnnen</l><lb/> <l>Nicht minder lauffen ſchnell und ſicher durch das meer/</l><lb/> <l>Als ſie der Meergott hatt befreyet vom beſchwer/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er ihnen gab den troſt mit kraͤfftigem verſprechen/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s ſolten ihre ſchiff hinfuͤro nicht mehr brechen/</l><lb/> <l>Sie ſolten ohngefahr nach Welſchland kommen hin.</l><lb/> <l>Drumb halten ſie ſich dran mit unerſchrocknem ſinn;</l><lb/> <l>Sie kamen numehr hin an dieſe ſtein- und klippen/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>a die Sirenen ſich mit honig ſuͤſſen lippeu</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [258/0280]
Das Fuͤnffte Buch.
Zu ſeinem ampte wolt; Und greifft das ruder an/
Und fuͤhrt es wiederumb/ wies loͤblich war gethan/
Daß ers nicht fallen ließ/ und hub die aug- und ſinnen
Zum goldgeſtirnten thron/ zu ſteiffen ſein beginnen.
Schau! da kam wiederum der Schlaffgott/ ſchliche ſacht
Und nahm den zweig/ den er in Lethe bach naß macht
Und mit bewehrter krafft benetzt in Stygens fluſſe/
Der ſich durchs hellenreich mit ſchwartzer fluth ergoſſe/
Und ruͤhret ſeinen ſchlaff auff beyden ſeiten an/
Und ob er ſich ſchon wehrt/ wars doch umbſonſt gethan/
Er zwingt die augen doch/ die matt und muͤde nicken
Bis er ſie durch den ſchlaff kan ſchlieſſen und beruͤcken:
Er hatte ſich itzt kaum erquickt an ſuſſer ruh/
Da faͤllet uͤber ihn der geiſt und ſetzt ihm zu/
Daß er ihn uͤber bord wirfft in des meeres tieffe/
Er nimmt das ruder mit/ das er feſt hielt und ſchlieffe;
Reiſt auch ein ſtuͤcke weg vom hindertheil am ſchiff/
Und offtmal ſeine purſch umbſonſt umb huͤlff an rieff.
der Schlaffgott ſchwingt ſich auf in hohe lufft von hiñen
Und wird ein voͤgelein: Die ſchiff ingleichen koͤnnen
Nicht minder lauffen ſchnell und ſicher durch das meer/
Als ſie der Meergott hatt befreyet vom beſchwer/
Der ihnen gab den troſt mit kraͤfftigem verſprechen/
Es ſolten ihre ſchiff hinfuͤro nicht mehr brechen/
Sie ſolten ohngefahr nach Welſchland kommen hin.
Drumb halten ſie ſich dran mit unerſchrocknem ſinn;
Sie kamen numehr hin an dieſe ſtein- und klippen/
Da die Sirenen ſich mit honig ſuͤſſen lippeu
Ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |