Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Sechste Buch.
Und zeigen ihm diß glück: Er aber geht in dessen
In tempel/ und wil nicht des Gottesdiensts vergessen/
Ehrt Feben/ als den Gott/ der diesem orth steht für/
Und geht zur priesterin mit heiliger begier.
Sibylla aber wohnt in einer felsen höhle;
Derselben bliese Gott ein eine weise seele/
Und gabenreichen geist: Macht ihr die dinge kund/
Die künfftig/ aber itzt noch sind im tieffen grund.
Itzt gehn sie auf den Hayn der heilgen Waldgöttinne/
Hernach erreichen sie des tempels güldne zinne/
Da Febus würdig sitzt: Der Daedal (wie man ticht)
Als er in Minos reich wolt länger bleiben nicht/
Der ihm die kühnheit nahm sich zu befreyen wieder/
Und trauen sich der lufft mit wächsernen gefieder/
Schwung sich durch einen weg/ der ihm so unbekand/
Als ungewöhnlich war/ ins kalte nordenland.
Und ließ sich in dem schloß zu Cumas endlich nieder.
Als er nun in das land gekommen erstlich wieder/
Hat sein gesteder er dir/ Febus/ nur allein
Zum heiligen gemerck gewidmet wollen seyn/
Und hat ihm auffgebaut zu ehren einen tempel
Und für der thür den tod Androgens zum exempel
Und denckmahl abgebildt auf einem grossen stein/
Und was der Griechen straff hat dafür müssen seyn;
Dann haben sährlich sie (o elend!) sieben knaben
Und so viel mägdelein zum opffer müssen haben
Und Crete hingeschickt: Es steht darneben auch.
Der eymer/ wie die pursch hat müssen den gebrauch
Zu
Das Sechſte Buch.
Und zeigen ihm diß gluͤck: Er aber geht in deſſen
In tempel/ und wil nicht des Gottesdienſts vergeſſen/
Ehrt Feben/ als den Gott/ der dieſem orth ſteht fuͤr/
Und geht zur prieſterin mit heiliger begier.
Sibylla aber wohnt in einer felſen hoͤhle;
Derſelben blieſe Gott ein eine weiſe ſeele/
Und gabenreichen geiſt: Macht ihr die dinge kund/
Die kuͤnfftig/ aber itzt noch ſind im tieffen grund.
Itzt gehn ſie auf den Hayn der heilgen Waldgoͤttinne/
Hernach erreichen ſie des tempels guͤldne zinne/
Da Febus wuͤrdig ſitzt: Der Daedal (wie man ticht)
Als er in Minos reich wolt laͤnger bleiben nicht/
Der ihm die kuͤhnheit nahm ſich zu befreyen wieder/
Und trauen ſich der lufft mit waͤchſernen gefieder/
Schwung ſich durch einen weg/ der ihm ſo unbekand/
Als ungewoͤhnlich war/ ins kalte nordenland.
Und ließ ſich in dem ſchloß zu Cumas endlich nieder.
Als er nun in das land gekommen erſtlich wieder/
Hat ſein geſteder er dir/ Febus/ nur allein
Zum heiligen gemerck gewidmet wollen ſeyn/
Und hat ihm auffgebaut zu ehren einen tempel
Und fuͤr der thuͤr den tod Androgens zum exempel
Und denckmahl abgebildt auf einem groſſen ſtein/
Und was der Griechen ſtraff hat dafuͤr muͤſſen ſeyn;
Dann haben ſaͤhrlich ſie (o elend!) ſieben knaben
Und ſo viel maͤgdelein zum opffer muͤſſen haben
Und Crete hingeſchickt: Es ſteht darneben auch.
Der eymer/ wie die purſch hat muͤſſen den gebrauch
Zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0282" n="260"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Sech&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und zeigen ihm diß glu&#x0364;ck: Er aber geht in de&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>In tempel/ und wil nicht des Gottesdien&#x017F;ts verge&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Ehrt Feben/ als den Gott/ der die&#x017F;em orth &#x017F;teht fu&#x0364;r/</l><lb/>
          <l>Und geht zur prie&#x017F;terin mit heiliger begier.</l><lb/>
          <l>Sibylla aber wohnt in einer fel&#x017F;en ho&#x0364;hle;</l><lb/>
          <l>Der&#x017F;elben blie&#x017F;e Gott ein eine wei&#x017F;e &#x017F;eele/</l><lb/>
          <l>Und gabenreichen gei&#x017F;t: Macht ihr die dinge kund/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie ku&#x0364;nfftig/ aber itzt noch &#x017F;ind im tieffen grund.</l><lb/>
          <l>Itzt gehn &#x017F;ie auf den Hayn der heilgen Waldgo&#x0364;ttinne/</l><lb/>
          <l>Hernach erreichen &#x017F;ie des tempels gu&#x0364;ldne zinne/</l><lb/>
          <l>Da Febus wu&#x0364;rdig &#x017F;itzt: Der <hi rendition="#fr">D</hi>aedal (wie man ticht)</l><lb/>
          <l>Als er in Minos reich wolt la&#x0364;nger bleiben nicht/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er ihm die ku&#x0364;hnheit nahm &#x017F;ich zu befreyen wieder/</l><lb/>
          <l>Und trauen &#x017F;ich der lufft mit wa&#x0364;ch&#x017F;ernen gefieder/</l><lb/>
          <l>Schwung &#x017F;ich durch einen weg/ der ihm &#x017F;o unbekand/</l><lb/>
          <l>Als ungewo&#x0364;hnlich war/ ins kalte nordenland.</l><lb/>
          <l>Und ließ &#x017F;ich in dem &#x017F;chloß zu <hi rendition="#fr">C</hi>umas endlich nieder.</l><lb/>
          <l>Als er nun in das land gekommen er&#x017F;tlich wieder/</l><lb/>
          <l>Hat &#x017F;ein ge&#x017F;teder er dir/ Febus/ nur allein</l><lb/>
          <l>Zum heiligen gemerck gewidmet wollen &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Und hat ihm auffgebaut zu ehren einen tempel</l><lb/>
          <l>Und fu&#x0364;r der thu&#x0364;r den tod Androgens zum exempel</l><lb/>
          <l>Und denckmahl abgebildt auf einem gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tein/</l><lb/>
          <l>Und was der Griechen &#x017F;traff hat dafu&#x0364;r mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Dann haben &#x017F;a&#x0364;hrlich &#x017F;ie (o elend<hi rendition="#i">!</hi>) &#x017F;ieben knaben</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;o viel ma&#x0364;gdelein zum opffer mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en haben</l><lb/>
          <l>Und Crete hinge&#x017F;chickt: Es &#x017F;teht darneben auch.</l><lb/>
          <l>Der eymer/ wie die pur&#x017F;ch hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en den gebrauch</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Zu</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0282] Das Sechſte Buch. Und zeigen ihm diß gluͤck: Er aber geht in deſſen In tempel/ und wil nicht des Gottesdienſts vergeſſen/ Ehrt Feben/ als den Gott/ der dieſem orth ſteht fuͤr/ Und geht zur prieſterin mit heiliger begier. Sibylla aber wohnt in einer felſen hoͤhle; Derſelben blieſe Gott ein eine weiſe ſeele/ Und gabenreichen geiſt: Macht ihr die dinge kund/ Die kuͤnfftig/ aber itzt noch ſind im tieffen grund. Itzt gehn ſie auf den Hayn der heilgen Waldgoͤttinne/ Hernach erreichen ſie des tempels guͤldne zinne/ Da Febus wuͤrdig ſitzt: Der Daedal (wie man ticht) Als er in Minos reich wolt laͤnger bleiben nicht/ Der ihm die kuͤhnheit nahm ſich zu befreyen wieder/ Und trauen ſich der lufft mit waͤchſernen gefieder/ Schwung ſich durch einen weg/ der ihm ſo unbekand/ Als ungewoͤhnlich war/ ins kalte nordenland. Und ließ ſich in dem ſchloß zu Cumas endlich nieder. Als er nun in das land gekommen erſtlich wieder/ Hat ſein geſteder er dir/ Febus/ nur allein Zum heiligen gemerck gewidmet wollen ſeyn/ Und hat ihm auffgebaut zu ehren einen tempel Und fuͤr der thuͤr den tod Androgens zum exempel Und denckmahl abgebildt auf einem groſſen ſtein/ Und was der Griechen ſtraff hat dafuͤr muͤſſen ſeyn; Dann haben ſaͤhrlich ſie (o elend!) ſieben knaben Und ſo viel maͤgdelein zum opffer muͤſſen haben Und Crete hingeſchickt: Es ſteht darneben auch. Der eymer/ wie die purſch hat muͤſſen den gebrauch Zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/282
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/282>, abgerufen am 24.11.2024.