Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Hat sich die stadt und schloß entgegen euch gewehretUnd daß der Troer volck war prächtiglich geehret Durch manchen streit und sieg; So seyd doch dran ver- daß ihre macht und pracht im brand und asche ligt. (gnügt/ Und du/ o heilige prophetin/ die/ was kommen Auff erden künfftig sol/ vorher schon hat vernommeu Von himmels vollen geist gib/ (denn ich nicht begehr/ Was mir vom himmel nicht versprochen kommet her) Daß sich die Troer doch im Welschland mögen setzen Mit ihrer Götter schaar und wieder sich ergetzen Nach viel erlittner noth/ als welche hin und her Vertrieben worden sind auff manchem wilden meer. Ich wil dem Feben und Dianen zum exempel Der ewgen danckgebühr erbauen einen tempel Von dichtem marmorstein und ordnen nach gebühr Ein fest auff alle jahr zu Febens namens zier. Sibylla/ dir sol auch in unserm reich und lande Ein tempel stehn gebaut/ wenn uns im besserm stande Wird scheinen das gelück; Da wil ich froh und frey Dein hoch berühmte kunst und schrifften legen bey Der nach gebornen welt und künfftigen geschlechte Und wil getreue leut erwehlen deine rechte Zu heben fleißig auf: Doch schreibe die geticht Und hoch gesinnte sprüch auff palmenblätter nicht/ Damit sie in die lufft die winde nicht zerstreuen/ Und deine mühe dich hernachmals mög gereuen. Laß lieber sie von dir gesungen klärlich seyn. Mit diesem hört er auff und stellt sein reden ein. Allein
Das Sechſte Buch. Hat ſich die ſtadt und ſchloß entgegen euch gewehretUnd daß der Troer volck war praͤchtiglich geehret Durch manchẽ ſtreit und ſieg; So ſeyd doch dran ver- daß ihre macht uñ pracht im brand uñ aſche ligt. (gnuͤgt/ Und du/ o heilige prophetin/ die/ was kommen Auff erden kuͤnfftig ſol/ vorher ſchon hat vernommeu Von himmels vollen geiſt gib/ (denn ich nicht begehr/ Was mir vom himmel nicht verſprochen kommet her) Daß ſich die Troer doch im Welſchland moͤgen ſetzen Mit ihrer Goͤtter ſchaar und wieder ſich ergetzen Nach viel erlittner noth/ als welche hin und her Vertrieben worden ſind auff manchem wilden meer. Ich wil dem Feben und Dianen zum exempel Der ewgen danckgebuͤhr erbauen einen tempel Von dichtem marmorſtein und ordnen nach gebuͤhr Ein feſt auff alle jahr zu Febens namens zier. Sibylla/ dir ſol auch in unſerm reich und lande Ein tempel ſtehn gebaut/ wenn uns im beſſerm ſtande Wird ſcheinen das geluͤck; Da wil ich froh und frey Dein hoch beruͤhmte kunſt und ſchrifften legen bey Der nach gebornen welt und kuͤnfftigen geſchlechte Und wil getreue leut erwehlen deine rechte Zu heben fleißig auf: Doch ſchreibe die geticht Und hoch geſinnte ſpruͤch auff palmenblaͤtter nicht/ Damit ſie in die lufft die winde nicht zerſtreuen/ Und deine muͤhe dich hernachmals moͤg gereuen. Laß lieber ſie von dir geſungen klaͤrlich ſeyn. Mit dieſem hoͤrt er auff und ſtellt ſein reden ein. Allein
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Das Sechſte Buch.
Hat ſich die ſtadt und ſchloß entgegen euch gewehret
Und daß der Troer volck war praͤchtiglich geehret
Durch manchẽ ſtreit und ſieg; So ſeyd doch dran ver-
daß ihre macht uñ pracht im brand uñ aſche ligt. (gnuͤgt/
Und du/ o heilige prophetin/ die/ was kommen
Auff erden kuͤnfftig ſol/ vorher ſchon hat vernommeu
Von himmels vollen geiſt gib/ (denn ich nicht begehr/
Was mir vom himmel nicht verſprochen kommet her)
Daß ſich die Troer doch im Welſchland moͤgen ſetzen
Mit ihrer Goͤtter ſchaar und wieder ſich ergetzen
Nach viel erlittner noth/ als welche hin und her
Vertrieben worden ſind auff manchem wilden meer.
Ich wil dem Feben und Dianen zum exempel
Der ewgen danckgebuͤhr erbauen einen tempel
Von dichtem marmorſtein und ordnen nach gebuͤhr
Ein feſt auff alle jahr zu Febens namens zier.
Sibylla/ dir ſol auch in unſerm reich und lande
Ein tempel ſtehn gebaut/ wenn uns im beſſerm ſtande
Wird ſcheinen das geluͤck; Da wil ich froh und frey
Dein hoch beruͤhmte kunſt und ſchrifften legen bey
Der nach gebornen welt und kuͤnfftigen geſchlechte
Und wil getreue leut erwehlen deine rechte
Zu heben fleißig auf: Doch ſchreibe die geticht
Und hoch geſinnte ſpruͤch auff palmenblaͤtter nicht/
Damit ſie in die lufft die winde nicht zerſtreuen/
Und deine muͤhe dich hernachmals moͤg gereuen.
Laß lieber ſie von dir geſungen klaͤrlich ſeyn.
Mit dieſem hoͤrt er auff und ſtellt ſein reden ein.
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