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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
In Elis grosse stadt mit schnödem triumphieren/
Und wolte/ daß man ihn mit Götter ehre zieren
Und heilig halten solt: O armer stöltzeling!
Der sich in seinem sinn solch unerhörte ding
Und thorheit nahme für: Der sturm und donnerkrachen
Auff einer kupffern brück mit wagen nach-wolt-machen/
Das unnaehthunlich ist: Allein der Jupiter
Der grosse Gott/ der thun kan überschwenglich mehr/
Warff einen scharffen keil von wolcken auff ihn nieder/
Daß er zu boden fiel/ und nicht vermochte wieder
Zustehen auff: Er warff nicht fackeln nur herab
Noch kienholtz/ das nur rauch und dicke dünste gab.
Man sah auch Tityum mit unterm hauffen gehen/
Der milden erden sohn/ des leib man kunte sehen
Neun huffen landes lang/ wie er gestrecket lag;
Da kam der grimme geyr/ der legt ihm an viel plag;
In dem er grausamlich den krummen schnabel stackte
In seine leber ein/ und auf dieselbe hackte
Gantz unabläßiglich/ er senckte tieff sich ein
In seine brust/ und ließ ihn nimmer ruhig seyn.
Die leber/ eingeweyd und hertz/ das er zerpicket/
Wächst jmmer wiederumb und bleibet unzerstücket/
Der schmertz ist immer neu/ und an desselben leid
Sucht der ergrimmte Geyr stets seine kost und weyd.
Was sol ich Ixion und Pirithoen melden/
Wie auch die Lapither die sonst berühmten helden/
Doch wie dieselbten sich durch grimmen mord und streit
Hernach beflecketen und übten grausamkeit;
So
T 5
Das Sechſte Buch.
In Elis groſſe ſtadt mit ſchnoͤdem triumphieren/
Und wolte/ daß man ihn mit Goͤtter ehre zieren
Und heilig halten ſolt: O armer ſtoͤltzeling!
Der ſich in ſeinem ſinn ſolch unerhoͤrte ding
Und thorheit nahme fuͤr: Der ſturm und donnerkrachẽ
Auff einer kupffern bruͤck mit wagen nach-wolt-machen/
Das unnaehthunlich iſt: Allein der Jupiter
Der groſſe Gott/ der thun kan uͤberſchwenglich mehr/
Warff einen ſcharffen keil von wolcken auff ihn nieder/
Daß er zu boden fiel/ und nicht vermochte wieder
Zuſtehen auff: Er warff nicht fackeln nur herab
Noch kienholtz/ das nur rauch und dicke duͤnſte gab.
Man ſah auch Tityum mit unterm hauffen gehen/
Der milden erden ſohn/ des leib man kunte ſehen
Neun huffen landes lang/ wie er geſtrecket lag;
Da kam der grimme geyr/ der legt ihm an viel plag;
In dem er grauſamlich den krummen ſchnabel ſtackte
In ſeine leber ein/ und auf dieſelbe hackte
Gantz unablaͤßiglich/ er ſenckte tieff ſich ein
In ſeine bruſt/ und ließ ihn nimmer ruhig ſeyn.
Die leber/ eingeweyd und hertz/ das er zerpicket/
Waͤchſt jmmer wiederumb und bleibet unzerſtuͤcket/
Der ſchmertz iſt immer neu/ und an deſſelben leid
Sucht der ergrimmte Geyr ſtets ſeine koſt und weyd.
Was ſol ich Ixion und Pirithoen melden/
Wie auch die Lapither die ſonſt beruͤhmten helden/
Doch wie dieſelbten ſich durch grimmen mord und ſtreit
Hernach beflecketen und uͤbten grauſamkeit;
So
T 5
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[297/0319] Das Sechſte Buch. In Elis groſſe ſtadt mit ſchnoͤdem triumphieren/ Und wolte/ daß man ihn mit Goͤtter ehre zieren Und heilig halten ſolt: O armer ſtoͤltzeling! Der ſich in ſeinem ſinn ſolch unerhoͤrte ding Und thorheit nahme fuͤr: Der ſturm und donnerkrachẽ Auff einer kupffern bruͤck mit wagen nach-wolt-machen/ Das unnaehthunlich iſt: Allein der Jupiter Der groſſe Gott/ der thun kan uͤberſchwenglich mehr/ Warff einen ſcharffen keil von wolcken auff ihn nieder/ Daß er zu boden fiel/ und nicht vermochte wieder Zuſtehen auff: Er warff nicht fackeln nur herab Noch kienholtz/ das nur rauch und dicke duͤnſte gab. Man ſah auch Tityum mit unterm hauffen gehen/ Der milden erden ſohn/ des leib man kunte ſehen Neun huffen landes lang/ wie er geſtrecket lag; Da kam der grimme geyr/ der legt ihm an viel plag; In dem er grauſamlich den krummen ſchnabel ſtackte In ſeine leber ein/ und auf dieſelbe hackte Gantz unablaͤßiglich/ er ſenckte tieff ſich ein In ſeine bruſt/ und ließ ihn nimmer ruhig ſeyn. Die leber/ eingeweyd und hertz/ das er zerpicket/ Waͤchſt jmmer wiederumb und bleibet unzerſtuͤcket/ Der ſchmertz iſt immer neu/ und an deſſelben leid Sucht der ergrimmte Geyr ſtets ſeine koſt und weyd. Was ſol ich Ixion und Pirithoen melden/ Wie auch die Lapither die ſonſt beruͤhmten helden/ Doch wie dieſelbten ſich durch grimmen mord und ſtreit Hernach beflecketen und uͤbten grauſamkeit; So T 5

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/319>, abgerufen am 21.11.2024.