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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Neunde Buch.
Was sol nun Nisus thun/ mit was für macht und stärcke
Sol er ihm stehen bey/ und zeigen ein gemercke
Der unverrückten treu? Was sol er gegen feind
Gebrauchen für gewehr/ daß er rett seinen freund?
Sol er sich in gefahr zu stecken kecker wagen?
Sol er sich lassen sammt dem freund von feind erschlagen
Von wegen schnöden ruhms? Er zeucht den bogen an
Geschwind/ und sieht am mon an hohem himmelsplan/
Und betet inniglich: O göttin dort von ferne
Latonen liebstes kind! O zier der schönen sterne/
Der wälder fürstin du! Steh mir doch gnädig bey
Und hilff/ daß meine müh nicht gar vergebens sey.
So jemals Hirtacus mein vater dich verehret
Mit opffergabe hat; So ich sie auch vermehret
Mit meinen jagten hab/ wo ich dir auffgehenckt
Die waffen ans gewölb/ und auch zur zier beschenckt
Den tempel mit der beut/ so hilff mir diese menge
Der feinde/ welche stehn mit mächtigem getränge
Umb den Eurialum/ zertrennen durch den pfeil/
Den ich jtzt drücke loß/ vielleicht zu hülff und heil
Des freunds Euryali: Ob er so mög gewinnen
Gelegenheit und raum den feinden zu entrinnen:
Regiere meinen schuß. Mit diesem müht er sich/
Und warff den spieß von sich/ der floge schnelliglich
In finstern durch die lufft/ und fuhr dem tapffern ritter
Dem Sulmo in den schild/ zerbrach/ und gieng der splitter
Ihm tieff ins hertz hinein/ er fiel/ und lieff das blut
Mit hauffen aus der brust/ wie eine warme flut/
Ward
Das Neunde Buch.
Was ſol nun Niſus thun/ mit was fuͤr macht und ſtaͤrcke
Sol er ihm ſtehen bey/ und zeigen ein gemercke
Der unverruͤckten treu? Was ſol er gegen feind
Gebrauchen fuͤr gewehr/ daß er rett ſeinen freund?
Sol er ſich in gefahr zu ſtecken kecker wagen?
Sol er ſich laſſen ſam̃t dem freund von feind erſchlagen
Von wegen ſchnoͤden ruhms? Er zeucht den bogen an
Geſchwind/ und ſieht am mon an hohem himmelsplan/
Und betet inniglich: O goͤttin dort von ferne
Latonen liebſtes kind! O zier der ſchoͤnen ſterne/
Der waͤlder fuͤrſtin du! Steh mir doch gnaͤdig bey
Und hilff/ daß meine muͤh nicht gar vergebens ſey.
So jemals Hirtacus mein vater dich verehret
Mit opffergabe hat; So ich ſie auch vermehret
Mit meinen jagten hab/ wo ich dir auffgehenckt
Die waffen ans gewoͤlb/ und auch zur zier beſchenckt
Den tempel mit der beut/ ſo hilff mir dieſe menge
Der feinde/ welche ſtehn mit maͤchtigem getraͤnge
Umb den Eurialum/ zertrennen durch den pfeil/
Den ich jtzt druͤcke loß/ vielleicht zu huͤlff und heil
Des freunds Euryali: Ob er ſo moͤg gewinnen
Gelegenheit und raum den feinden zu entrinnen:
Regiere meinen ſchuß. Mit dieſem muͤht er ſich/
Und warff den ſpieß von ſich/ der floge ſchnelliglich
In finſtern durch die lufft/ und fuhr dem tapffern ritter
Dem Sulmo in den ſchild/ zerbrach/ und gieng der ſplitter
Ihm tieff ins hertz hinein/ er fiel/ und lieff das blut
Mit hauffen aus der bruſt/ wie eine warme flut/
Ward
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[442/0464] Das Neunde Buch. Was ſol nun Niſus thun/ mit was fuͤr macht und ſtaͤrcke Sol er ihm ſtehen bey/ und zeigen ein gemercke Der unverruͤckten treu? Was ſol er gegen feind Gebrauchen fuͤr gewehr/ daß er rett ſeinen freund? Sol er ſich in gefahr zu ſtecken kecker wagen? Sol er ſich laſſen ſam̃t dem freund von feind erſchlagen Von wegen ſchnoͤden ruhms? Er zeucht den bogen an Geſchwind/ und ſieht am mon an hohem himmelsplan/ Und betet inniglich: O goͤttin dort von ferne Latonen liebſtes kind! O zier der ſchoͤnen ſterne/ Der waͤlder fuͤrſtin du! Steh mir doch gnaͤdig bey Und hilff/ daß meine muͤh nicht gar vergebens ſey. So jemals Hirtacus mein vater dich verehret Mit opffergabe hat; So ich ſie auch vermehret Mit meinen jagten hab/ wo ich dir auffgehenckt Die waffen ans gewoͤlb/ und auch zur zier beſchenckt Den tempel mit der beut/ ſo hilff mir dieſe menge Der feinde/ welche ſtehn mit maͤchtigem getraͤnge Umb den Eurialum/ zertrennen durch den pfeil/ Den ich jtzt druͤcke loß/ vielleicht zu huͤlff und heil Des freunds Euryali: Ob er ſo moͤg gewinnen Gelegenheit und raum den feinden zu entrinnen: Regiere meinen ſchuß. Mit dieſem muͤht er ſich/ Und warff den ſpieß von ſich/ der floge ſchnelliglich In finſtern durch die lufft/ und fuhr dem tapffern ritter Dem Sulmo in den ſchild/ zerbrach/ und gieng der ſplitter Ihm tieff ins hertz hinein/ er fiel/ und lieff das blut Mit hauffen aus der bruſt/ wie eine warme flut/ Ward

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/464>, abgerufen am 22.11.2024.