Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch. Vergiltest du mirs so/ daß ich aus lieb bewogenBin mit dir/ o mein sohn/ zu land und meer gezogen? Ihr lieben Rutuler/ schiest mich doch nur zu tod/ Wenn ihr aus frömmigkeit bejammert meine noth! Ja lasset alle schüss auff mich alleine gehen/ Last mich den grimmen tod zum zweck und ziele stehen! Last mich/ die ihr stecht tod/ nur bald die erste seyn/ Doch oder/ Jupiter/ erbarme du dich mein: Und schmeiß verhaßte mich mit deinem donnerkeile Hinunter in die höll/ weil anders ich zu theile Dem tod nicht werden kan/ noch meines lebens ab/ Das mir sehr bitter ist/ kan-kommen/ und ins grab. Als sie sich nun gehub mit solchen thränen-klagen/ Da musten sich bestürtzt die obersten auch tragen: Es stenge männiglich betrübt zu seufftzen an: Sie sind gar laß zum streit/ und niemand wil gern dran. Weil dann die mutter nun gedachter beyden söhne So hefftig traurete mit kläglichem gethöne: Führt sie Idaeus und der Actor auff begehr Ilioneus und des Jüli/ welche sehr Mit andern weineten/ davon nach hauß zu bette: Drauff hörte man von fern die trompter in die wette In felde blasen auff. Dann schreyen sie zu hauff So hefftig/ daß der schall steigt bis an himmel auff/ Die völcker eilen fort mit ihren schild und decken/ Därunter sie sich dicht und fest zusammen stecken/ Und wollen füllen aus die graben und den wall Zerreissen: Man bemüht zum sturm sich überall. Es
Das Neunde Buch. Vergilteſt du mirs ſo/ daß ich aus lieb bewogenBin mit dir/ o mein ſohn/ zu land und meer gezogen? Ihr lieben Rutuler/ ſchieſt mich doch nur zu tod/ Wenn ihr aus froͤmmigkeit bejammert meine noth! Ja laſſet alle ſchuͤſſ auff mich alleine gehen/ Laſt mich den grimmen tod zum zweck und ziele ſtehen! Laſt mich/ die ihr ſtecht tod/ nur bald die erſte ſeyn/ Doch oder/ Jupiter/ erbarme du dich mein: Und ſchmeiß verhaßte mich mit deinem donnerkeile Hinunter in die hoͤll/ weil anders ich zu theile Dem tod nicht werden kan/ noch meines lebens ab/ Das mir ſehr bitter iſt/ kan-kommen/ und ins grab. Als ſie ſich nun gehub mit ſolchen thraͤnen-klagen/ Da muſten ſich beſtuͤrtzt die oberſten auch tragen: Es ſtenge maͤnniglich betruͤbt zu ſeufftzen an: Sie ſind gar laß zum ſtreit/ und niemand wil gern dran. Weil dann die mutter nun gedachter beyden ſoͤhne So hefftig traurete mit klaͤglichem gethoͤne: Fuͤhrt ſie Idæus und der Actor auff begehr Ilioneus und des Juͤli/ welche ſehr Mit andern weineten/ davon nach hauß zu bette: Drauff hoͤrte man von fern die trompter in die wette In felde blaſen auff. Dann ſchreyen ſie zu hauff So hefftig/ daß der ſchall ſteigt bis an himmel auff/ Die voͤlcker eilen fort mit ihren ſchild und decken/ Daͤrunter ſie ſich dicht und feſt zuſammen ſtecken/ Und wollen fuͤllen aus die graben und den wall Zerreiſſen: Man bemuͤht zum ſturm ſich uͤberall. Es
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0470" n="448"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Neunde Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Vergilteſt du mirs ſo/ daß ich aus lieb bewogen</l><lb/> <l>Bin mit dir/ o mein ſohn/ zu land und meer gezogen?</l><lb/> <l>Ihr lieben Rutuler/ ſchieſt mich doch nur zu tod/</l><lb/> <l>Wenn ihr aus froͤmmigkeit bejammert meine noth<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/> <l>Ja laſſet alle ſchuͤſſ auff mich alleine gehen/</l><lb/> <l>Laſt mich den grimmen tod zum zweck und ziele ſtehen!</l><lb/> <l>Laſt mich/ die ihr ſtecht tod/ nur bald die erſte ſeyn/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>och oder/ Jupiter/ erbarme du dich mein:</l><lb/> <l>Und ſchmeiß verhaßte mich mit deinem donnerkeile</l><lb/> <l>Hinunter in die hoͤll/ weil anders ich zu theile</l><lb/> <l>Dem tod nicht werden kan/ noch meines lebens ab/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>as mir ſehr bitter iſt/ kan-kommen/ und ins grab.</l><lb/> <l>Als ſie ſich nun gehub mit ſolchen thraͤnen-klagen/</l><lb/> <l>Da muſten ſich beſtuͤrtzt die oberſten auch tragen:</l><lb/> <l>Es ſtenge maͤnniglich betruͤbt zu ſeufftzen an:</l><lb/> <l>Sie ſind gar laß zum ſtreit/ und niemand wil gern dran.</l><lb/> <l>Weil dann die mutter nun gedachter beyden ſoͤhne</l><lb/> <l>So hefftig traurete mit klaͤglichem gethoͤne:</l><lb/> <l>Fuͤhrt ſie Id<hi rendition="#aq">æ</hi>us und der Actor auff begehr</l><lb/> <l>Ilioneus und des Juͤli/ welche ſehr</l><lb/> <l>Mit andern weineten/ davon nach hauß zu bette:</l><lb/> <l>Drauff hoͤrte man von fern die trompter in die wette</l><lb/> <l>In felde blaſen auff. Dann ſchreyen ſie zu hauff</l><lb/> <l>So hefftig/ daß der ſchall ſteigt bis an himmel auff/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie voͤlcker eilen fort mit ihren ſchild und decken/</l><lb/> <l>Daͤrunter ſie ſich dicht und feſt zuſammen ſtecken/</l><lb/> <l>Und wollen fuͤllen aus die graben und den wall</l><lb/> <l>Zerreiſſen<hi rendition="#i">:</hi> Man bemuͤht zum ſturm ſich uͤberall.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [448/0470]
Das Neunde Buch.
Vergilteſt du mirs ſo/ daß ich aus lieb bewogen
Bin mit dir/ o mein ſohn/ zu land und meer gezogen?
Ihr lieben Rutuler/ ſchieſt mich doch nur zu tod/
Wenn ihr aus froͤmmigkeit bejammert meine noth!
Ja laſſet alle ſchuͤſſ auff mich alleine gehen/
Laſt mich den grimmen tod zum zweck und ziele ſtehen!
Laſt mich/ die ihr ſtecht tod/ nur bald die erſte ſeyn/
Doch oder/ Jupiter/ erbarme du dich mein:
Und ſchmeiß verhaßte mich mit deinem donnerkeile
Hinunter in die hoͤll/ weil anders ich zu theile
Dem tod nicht werden kan/ noch meines lebens ab/
Das mir ſehr bitter iſt/ kan-kommen/ und ins grab.
Als ſie ſich nun gehub mit ſolchen thraͤnen-klagen/
Da muſten ſich beſtuͤrtzt die oberſten auch tragen:
Es ſtenge maͤnniglich betruͤbt zu ſeufftzen an:
Sie ſind gar laß zum ſtreit/ und niemand wil gern dran.
Weil dann die mutter nun gedachter beyden ſoͤhne
So hefftig traurete mit klaͤglichem gethoͤne:
Fuͤhrt ſie Idæus und der Actor auff begehr
Ilioneus und des Juͤli/ welche ſehr
Mit andern weineten/ davon nach hauß zu bette:
Drauff hoͤrte man von fern die trompter in die wette
In felde blaſen auff. Dann ſchreyen ſie zu hauff
So hefftig/ daß der ſchall ſteigt bis an himmel auff/
Die voͤlcker eilen fort mit ihren ſchild und decken/
Daͤrunter ſie ſich dicht und feſt zuſammen ſtecken/
Und wollen fuͤllen aus die graben und den wall
Zerreiſſen: Man bemuͤht zum ſturm ſich uͤberall.
Es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |