Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zehende Buch.
Da sie doch hatten fug denselbigen zu hassen/
Und keiner hat das hertz ihn näher an zu sassen
Mit blinckendem gewehr. Sie zerrten ihn von fern
Mit spiessen und geschrey/ und keiner wolte gern
Gehn muhtig auff ihn zu: Er aber unverzaget/
Ob er schon allerseits gezwackt ward und geplaget;
Wand sich bald hin bald her/ knirscht mit den zeenen hart/
Und schüttelt von dem schild die spiesse mancher art.
Acron war aus der stadt Corito hergekommen/
Ein Grieche von geburt/ der/ als er hatt genommen
Aus seinem vaterland die flucht ließ seine braut
Dahinden/ die ihm war gebräuchlich anvertraut.
Als nun Mezentius an ihn kam etwas nahe/
Und bey der feder ihn und purpurkleide sahe
Das seine braut ihm schenckt/ und innen ward/ daß er
Viel schaden richtet an in seinem kriegesheer:
Da war er wie ein leu/ der lange nicht gefüttert/
der auff der weide hin und her schleicht offt und wittert;
Denn ihn die hungersgier sehr wütend treibet an/
Und so er ohngefehr sieht auff der wildnüß bahn
ein schüchtern reh und hirsch mit schönen grossen zweigen/
sperrt er den schlund weit auff/ und kan sich freudig zeigen/
Er lässet in die höh die mähne grimmig stehn/
Setzt in das eingeweid die klawen und die zeen/
Ligt mit dem leibe drauff/ und wäscht den rohen rachen
mit dicken schweiß und blut; so kunts Mezentz auch machen;
Er flel immitten durch die feinde mutiglich/
Wo sie am dickesten versamlet hatten sich.
Da
K k 5
Das Zehende Buch.
Da ſie doch hatten fug denſelbigen zu haſſen/
Und keiner hat das hertz ihn naͤher an zu ſaſſen
Mit blinckendem gewehr. Sie zerrten ihn von fern
Mit ſpieſſen und geſchrey/ und keiner wolte gern
Gehn muhtig auff ihn zu: Er aber unverzaget/
Ob er ſchon allerſeits gezwackt ward und geplaget;
Wand ſich bald hin bald her/ knirſcht mit den zeenẽ hart/
Und ſchuͤttelt von dem ſchild die ſpieſſe mancher art.
Acron war aus der ſtadt Corito hergekommen/
Ein Grieche von geburt/ der/ als er hatt genommen
Aus ſeinem vaterland die flucht ließ ſeine braut
Dahinden/ die ihm war gebraͤuchlich anvertraut.
Als nun Mezentius an ihn kam etwas nahe/
Und bey der feder ihn und purpurkleide ſahe
Das ſeine braut ihm ſchenckt/ und innen ward/ daß er
Viel ſchaden richtet an in ſeinem kriegesheer:
Da war er wie ein leu/ der lange nicht gefuͤttert/
der auff der weide hin und her ſchleicht offt und wittert;
Denn ihn die hungersgier ſehr wuͤtend treibet an/
Und ſo er ohngefehr ſieht auff der wildnuͤß bahn
ein ſchuͤchtern reh und hirſch mit ſchoͤnen groſſen zweigẽ/
ſperrt er den ſchlund weit auff/ uñ kan ſich freudig zeigẽ/
Er laͤſſet in die hoͤh die maͤhne grimmig ſtehn/
Setzt in das eingeweid die klawen und die zeen/
Ligt mit dem leibe drauff/ und waͤſcht den rohen rachen
mit dickẽ ſchweiß uñ blut; ſo kunts Mezentz auch machẽ;
Er flel immitten durch die feinde mutiglich/
Wo ſie am dickeſten verſamlet hatten ſich.
Da
K k 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0543" n="521"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zehende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie doch hatten fug den&#x017F;elbigen zu ha&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Und keiner hat das hertz ihn na&#x0364;her an zu &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Mit blinckendem gewehr. Sie zerrten ihn von fern</l><lb/>
          <l>Mit &#x017F;pie&#x017F;&#x017F;en und ge&#x017F;chrey/ und keiner wolte gern</l><lb/>
          <l>Gehn muhtig auff ihn zu: <hi rendition="#fr">E</hi>r aber unverzaget/</l><lb/>
          <l>Ob er &#x017F;chon aller&#x017F;eits gezwackt ward und geplaget;</l><lb/>
          <l>Wand &#x017F;ich bald hin bald her/ knir&#x017F;cht mit den zeene&#x0303; hart/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chu&#x0364;ttelt von dem &#x017F;child die &#x017F;pie&#x017F;&#x017F;e mancher art.</l><lb/>
          <l>Acron war aus der &#x017F;tadt Corito hergekommen/</l><lb/>
          <l>Ein Grieche von geburt/ der/ als er hatt genommen</l><lb/>
          <l>Aus &#x017F;einem vaterland die flucht ließ &#x017F;eine braut</l><lb/>
          <l>Dahinden/ die ihm war gebra&#x0364;uchlich anvertraut.</l><lb/>
          <l>Als nun Mezentius an ihn kam etwas nahe/</l><lb/>
          <l>Und bey der feder ihn und purpurkleide &#x017F;ahe</l><lb/>
          <l>Das &#x017F;eine braut ihm &#x017F;chenckt/ und innen ward/ daß er</l><lb/>
          <l>Viel &#x017F;chaden richtet an in &#x017F;einem kriegesheer:</l><lb/>
          <l>Da war er wie ein leu/ der lange nicht gefu&#x0364;ttert/</l><lb/>
          <l>der auff der weide hin und her &#x017F;chleicht offt und wittert;</l><lb/>
          <l>Denn ihn die hungersgier &#x017F;ehr wu&#x0364;tend treibet an/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;o er ohngefehr &#x017F;ieht auff der wildnu&#x0364;ß bahn</l><lb/>
          <l>ein &#x017F;chu&#x0364;chtern reh und hir&#x017F;ch mit &#x017F;cho&#x0364;nen gro&#x017F;&#x017F;en zweige&#x0303;/</l><lb/>
          <l>&#x017F;perrt er den &#x017F;chlund weit auff/ un&#x0303; kan &#x017F;ich freudig zeige&#x0303;/</l><lb/>
          <l>Er la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et in die ho&#x0364;h die ma&#x0364;hne grimmig &#x017F;tehn/</l><lb/>
          <l>Setzt in das eingeweid die klawen und die zeen/</l><lb/>
          <l>Ligt mit dem leibe drauff/ und wa&#x0364;&#x017F;cht den rohen rachen</l><lb/>
          <l>mit dicke&#x0303; &#x017F;chweiß un&#x0303; blut<hi rendition="#i">;</hi> &#x017F;o kunts Mezentz auch mache&#x0303;;</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>r flel immitten durch die feinde mutiglich/</l><lb/>
          <l>Wo &#x017F;ie am dicke&#x017F;ten ver&#x017F;amlet hatten &#x017F;ich.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">K k 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[521/0543] Das Zehende Buch. Da ſie doch hatten fug denſelbigen zu haſſen/ Und keiner hat das hertz ihn naͤher an zu ſaſſen Mit blinckendem gewehr. Sie zerrten ihn von fern Mit ſpieſſen und geſchrey/ und keiner wolte gern Gehn muhtig auff ihn zu: Er aber unverzaget/ Ob er ſchon allerſeits gezwackt ward und geplaget; Wand ſich bald hin bald her/ knirſcht mit den zeenẽ hart/ Und ſchuͤttelt von dem ſchild die ſpieſſe mancher art. Acron war aus der ſtadt Corito hergekommen/ Ein Grieche von geburt/ der/ als er hatt genommen Aus ſeinem vaterland die flucht ließ ſeine braut Dahinden/ die ihm war gebraͤuchlich anvertraut. Als nun Mezentius an ihn kam etwas nahe/ Und bey der feder ihn und purpurkleide ſahe Das ſeine braut ihm ſchenckt/ und innen ward/ daß er Viel ſchaden richtet an in ſeinem kriegesheer: Da war er wie ein leu/ der lange nicht gefuͤttert/ der auff der weide hin und her ſchleicht offt und wittert; Denn ihn die hungersgier ſehr wuͤtend treibet an/ Und ſo er ohngefehr ſieht auff der wildnuͤß bahn ein ſchuͤchtern reh und hirſch mit ſchoͤnen groſſen zweigẽ/ ſperrt er den ſchlund weit auff/ uñ kan ſich freudig zeigẽ/ Er laͤſſet in die hoͤh die maͤhne grimmig ſtehn/ Setzt in das eingeweid die klawen und die zeen/ Ligt mit dem leibe drauff/ und waͤſcht den rohen rachen mit dickẽ ſchweiß uñ blut; ſo kunts Mezentz auch machẽ; Er flel immitten durch die feinde mutiglich/ Wo ſie am dickeſten verſamlet hatten ſich. Da K k 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/543
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/543>, abgerufen am 22.11.2024.