Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Zehende Buch. Und welche hier und da mit grossen hauffen lagen/Verbranden sie nach brauch ohn ordnung/ ehr und klagen/ Da leuchtet allerseits das feuer übers feld/ Das mit behendem fleiß ward häuffig angestellt. Als nun der dritte tag war jtzund angebrochen/ Und sich die sternelein am himmelszelt verkrochen; Da nahinen sie die asch und die vermischten bein/ So viel ihr kunten noch vom feuer übtig seyn/ Mit hoch betrübtem muth und traurigen gebährden/ Und scharreten sie ein in warmen schoß der erden. Man höret aber gleich in des Latini stadt des königs/ der noch sehr viel macht und reichthumb hatt/ Ein groß gethön vom leid und lauten jammerschlagen/ Von weinen und geseufftz/ von winseln/ weh und klagen/ Die mütter klagen hier mit ungestümmen leid/ Daß ihre söhne sind geblieben in dem streit; Die weiber/ daß sie nun in wittben-stand gekommen/ Und ihnen sind so bald die männer weg gemommen Und in dem krieg erwürgt. Die schwestern sehnen sich Nach ihren brüderen und trauren jämmerlich Die kinder/ die beraubt der eltern sind geworden/ Beweinen ihren stand und unglückhafften orden/ Verfluchen allesammt den krieg/ gezeug und wehr/ Des Turnus heyrahtswerck/ und aufgebrachtes heer Er solte (sagten sie) sich selber kecklich wagen/ Und mit dem Troerheld sich in dem felde schlagen/ Und heben auff den krieg/ als dessen hoch gemüth Stund nach dem Welschen reich/ kron/ titul und gebiet Dis M m 3
Das Zehende Buch. Und welche hier und da mit groſſen hauffen lagen/Verbranden ſie nach brauch ohn ordnung/ ehr und klagen/ Da leuchtet allerſeits das feuer uͤbers feld/ Das mit behendem fleiß ward haͤuffig angeſtellt. Als nun der dritte tag war jtzund angebrochen/ Und ſich die ſternelein am himmelszelt verkrochen; Da nahinen ſie die aſch und die vermiſchten bein/ So viel ihr kunten noch vom feuer uͤbtig ſeyn/ Mit hoch betruͤbtem muth und traurigen gebaͤhrden/ Und ſcharreten ſie ein in warmen ſchoß der erden. Man hoͤret aber gleich in des Latini ſtadt des koͤnigs/ der noch ſehr viel macht und reichthumb hatt/ Ein groß gethoͤn vom leid und lauten jammerſchlagen/ Von weinen und geſeufftz/ von winſeln/ weh und klagen/ Die muͤtter klagen hier mit ungeſtuͤmmen leid/ Daß ihre ſoͤhne ſind geblieben in dem ſtreit; Die weiber/ daß ſie nun in wittben-ſtand gekommen/ Und ihnen ſind ſo bald die maͤnner weg gemommen Und in dem krieg erwuͤrgt. Die ſchweſtern ſehnen ſich Nach ihren bruͤderen und trauren jaͤmmerlich Die kinder/ die beraubt der eltern ſind geworden/ Beweinen ihren ſtand und ungluͤckhafften orden/ Verfluchen alleſammt den krieg/ gezeug und wehr/ Des Turnus heyrahtswerck/ und aufgebrachtes heer Er ſolte (ſagten ſie) ſich ſelber kecklich wagen/ Und mit dem Troerheld ſich in dem felde ſchlagen/ Und heben auff den krieg/ als deſſen hoch gemuͤth Stund nach dem Welſchen reich/ kron/ titul und gebiet Dis M m 3
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Das Zehende Buch.
Und welche hier und da mit groſſen hauffen lagen/
Verbranden ſie nach brauch ohn ordnung/ ehr und klagen/
Da leuchtet allerſeits das feuer uͤbers feld/
Das mit behendem fleiß ward haͤuffig angeſtellt.
Als nun der dritte tag war jtzund angebrochen/
Und ſich die ſternelein am himmelszelt verkrochen;
Da nahinen ſie die aſch und die vermiſchten bein/
So viel ihr kunten noch vom feuer uͤbtig ſeyn/
Mit hoch betruͤbtem muth und traurigen gebaͤhrden/
Und ſcharreten ſie ein in warmen ſchoß der erden.
Man hoͤret aber gleich in des Latini ſtadt
des koͤnigs/ der noch ſehr viel macht und reichthumb hatt/
Ein groß gethoͤn vom leid und lauten jammerſchlagen/
Von weinen und geſeufftz/ von winſeln/ weh und klagen/
Die muͤtter klagen hier mit ungeſtuͤmmen leid/
Daß ihre ſoͤhne ſind geblieben in dem ſtreit;
Die weiber/ daß ſie nun in wittben-ſtand gekommen/
Und ihnen ſind ſo bald die maͤnner weg gemommen
Und in dem krieg erwuͤrgt. Die ſchweſtern ſehnen ſich
Nach ihren bruͤderen und trauren jaͤmmerlich
Die kinder/ die beraubt der eltern ſind geworden/
Beweinen ihren ſtand und ungluͤckhafften orden/
Verfluchen alleſammt den krieg/ gezeug und wehr/
Des Turnus heyrahtswerck/ und aufgebrachtes heer
Er ſolte (ſagten ſie) ſich ſelber kecklich wagen/
Und mit dem Troerheld ſich in dem felde ſchlagen/
Und heben auff den krieg/ als deſſen hoch gemuͤth
Stund nach dem Welſchen reich/ kron/ titul und gebiet
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