Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Eilffte Buch. Bewachsen beyderseits mit dicken sträuch- und bäumen/Es geht dadurch ein weg mit gar zu engen räumen; Deßgleichen ist der paß/ durch den man muß hinein/ Gefährlich/ eng und schwer/ und voller sand und stein; Hoch über diesem thal/ als nemblich auff den höhen Des bergs/ ist eine fläch/ und ebnes feld zu sehen/ Ein unbekandter ort/ ohn baum/ gewächs und frucht/ Da für dem feind man kan hinnehmen sichre flucht: Entweder daß man wöll zur lincken oder rechten Sich stellen in den streit/ und mit dem feinde fechteu/ Doch oder von der höh sich wehren mächtiglich Und weltzen grosse stein herab: Es kehrte sich Der junge fürst dahin durch wolbekandte wege Und nahm zum vortheil ein denselben ort und stege/ Und lagerte sich da in dick- und finsterm wald/ Den Troern/ welchen er passt auff/ zum hinderhalt. Immittelst redete bey diesem kriegsgetümmel Der Götter jägerin Diana in dem himmel Die schnelle Opis an/ die von der nimpfen schaar Als ihre kammermagd stets ümb und bey ihn war; Und ließ aus ihrem mund ihr traurge wort vernehmen: O jungfer Opis/ wie muß ich mich itzo grämen! Camilla zeucht in krieg und geht das streiten ein/ Und führet/ das ihr doch kan wenig nützlich seyn/ Den köchet/ bogen/ pfeil/ den wir gebräuchlich tragen; Ich laß für andern sie mir einig wol behagen: Denn diese lieb ist mir nicht newlich kommen an/ Nicht plötzlich ist mein hertz ihr worden zugethan. Als
Das Eilffte Buch. Bewachſen beyderſeits mit dicken ſtraͤuch- und baͤumen/Es geht dadurch ein weg mit gar zu engen raͤumen; Deßgleichen iſt der paß/ durch den man muß hinein/ Gefaͤhrlich/ eng und ſchwer/ und voller ſand und ſtein; Hoch uͤber dieſem thal/ als nemblich auff den hoͤhen Des bergs/ iſt eine flaͤch/ und ebnes feld zu ſehen/ Ein unbekandter ort/ ohn baum/ gewaͤchs und frucht/ Da fuͤr dem feind man kan hinnehmen ſichre flucht: Entweder daß man woͤll zur lincken oder rechten Sich ſtellen in den ſtreit/ und mit dem feinde fechteu/ Doch oder von der hoͤh ſich wehren maͤchtiglich Und weltzen groſſe ſtein herab: Es kehrte ſich Der junge fuͤrſt dahin durch wolbekandte wege Und nahm zum vortheil ein denſelben ort und ſtege/ Und lagerte ſich da in dick- und finſterm wald/ Den Troern/ welchen er paſſt auff/ zum hinderhalt. Immittelſt redete bey dieſem kriegsgetuͤmmel Der Goͤtter jaͤgerin Diana in dem himmel Die ſchnelle Opis an/ die von der nimpfen ſchaar Als ihre kammermagd ſtets uͤmb und bey ihn war; Und ließ aus ihrem mund ihr traurge wort vernehmen: O jungfer Opis/ wie muß ich mich itzo graͤmen! Camilla zeucht in krieg und geht das ſtreiten ein/ Und fuͤhret/ das ihr doch kan wenig nuͤtzlich ſeyn/ Den koͤchet/ bogen/ pfeil/ den wir gebraͤuchlich tragen; Ich laß fuͤr andern ſie mir einig wol behagen: Denn dieſe lieb iſt mir nicht newlich kommen an/ Nicht ploͤtzlich iſt mein hertz ihr worden zugethan. Als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0594" n="572"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Eilffte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Bewachſen beyderſeits mit dicken ſtraͤuch- und baͤumen/</l><lb/> <l>Es geht dadurch ein weg mit gar zu engen raͤumen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l>Deßgleichen iſt der paß/ durch den man muß hinein/</l><lb/> <l>Gefaͤhrlich/ eng und ſchwer/ und voller ſand und ſtein;</l><lb/> <l>Hoch uͤber dieſem thal/ als nemblich auff den hoͤhen</l><lb/> <l>Des bergs/ iſt eine flaͤch/ und ebnes feld zu ſehen/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>in unbekandter ort/ ohn baum/ gewaͤchs und frucht/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>a fuͤr dem feind man kan hinnehmen ſichre flucht:</l><lb/> <l>Entweder daß man woͤll zur lincken oder rechten</l><lb/> <l>Sich ſtellen in den ſtreit/ und mit dem feinde fechteu/</l><lb/> <l>Doch oder von der hoͤh ſich wehren maͤchtiglich</l><lb/> <l>Und weltzen groſſe ſtein herab: <hi rendition="#fr">E</hi>s kehrte ſich</l><lb/> <l>Der junge fuͤrſt dahin durch wolbekandte wege</l><lb/> <l>Und nahm zum vortheil ein denſelben ort und ſtege/</l><lb/> <l>Und lagerte ſich da in dick- und finſterm wald/</l><lb/> <l>Den Troern/ welchen er paſſt auff/ zum hinderhalt.</l><lb/> <l>Immittelſt redete bey dieſem kriegsgetuͤmmel</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er Goͤtter jaͤgerin Diana in dem himmel</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie ſchnelle Opis an/ die von der nimpfen ſchaar</l><lb/> <l>Als ihre kammermagd ſtets uͤmb und bey ihn war;</l><lb/> <l>Und ließ aus ihrem mund ihr traurge wort vernehmen:</l><lb/> <l>O jungfer Opis/ wie muß ich mich itzo graͤmen!</l><lb/> <l>Camilla zeucht in krieg und geht das ſtreiten ein/</l><lb/> <l>Und fuͤhret/ das ihr doch kan wenig nuͤtzlich ſeyn/</l><lb/> <l>Den koͤchet/ bogen/ pfeil/ den wir gebraͤuchlich tragen;</l><lb/> <l>Ich laß fuͤr andern ſie mir einig wol behagen:</l><lb/> <l>Denn dieſe lieb iſt mir nicht newlich kommen an/</l><lb/> <l>Nicht ploͤtzlich iſt mein hertz ihr worden zugethan.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [572/0594]
Das Eilffte Buch.
Bewachſen beyderſeits mit dicken ſtraͤuch- und baͤumen/
Es geht dadurch ein weg mit gar zu engen raͤumen;
Deßgleichen iſt der paß/ durch den man muß hinein/
Gefaͤhrlich/ eng und ſchwer/ und voller ſand und ſtein;
Hoch uͤber dieſem thal/ als nemblich auff den hoͤhen
Des bergs/ iſt eine flaͤch/ und ebnes feld zu ſehen/
Ein unbekandter ort/ ohn baum/ gewaͤchs und frucht/
Da fuͤr dem feind man kan hinnehmen ſichre flucht:
Entweder daß man woͤll zur lincken oder rechten
Sich ſtellen in den ſtreit/ und mit dem feinde fechteu/
Doch oder von der hoͤh ſich wehren maͤchtiglich
Und weltzen groſſe ſtein herab: Es kehrte ſich
Der junge fuͤrſt dahin durch wolbekandte wege
Und nahm zum vortheil ein denſelben ort und ſtege/
Und lagerte ſich da in dick- und finſterm wald/
Den Troern/ welchen er paſſt auff/ zum hinderhalt.
Immittelſt redete bey dieſem kriegsgetuͤmmel
Der Goͤtter jaͤgerin Diana in dem himmel
Die ſchnelle Opis an/ die von der nimpfen ſchaar
Als ihre kammermagd ſtets uͤmb und bey ihn war;
Und ließ aus ihrem mund ihr traurge wort vernehmen:
O jungfer Opis/ wie muß ich mich itzo graͤmen!
Camilla zeucht in krieg und geht das ſtreiten ein/
Und fuͤhret/ das ihr doch kan wenig nuͤtzlich ſeyn/
Den koͤchet/ bogen/ pfeil/ den wir gebraͤuchlich tragen;
Ich laß fuͤr andern ſie mir einig wol behagen:
Denn dieſe lieb iſt mir nicht newlich kommen an/
Nicht ploͤtzlich iſt mein hertz ihr worden zugethan.
Als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |