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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zwölffte Buch.
So gingen auch in streit die beyden tapffern helden/
Von welchen man mit fug kan lob und ehre melden;
Sie gaben harte streich einander auff den schild/
Daß von dem grossen knall der himmel wurd erfüllt/
Der Jupiter hielt selbst die gleiche wageschaalen/
Und wolt ihr beiderseits gelück für augen mahlen/
Und ihr bescheidnes theil nach Göttlichem geschick/
Wer von den beyden würderhalten sieg und glück/
Und wem das strenge recht der tod bescheeret wäre:
Da sprunge Turnus her zu haben lob und ehre;
Und holt aus mit dem schwerdt so hoch er immer kunt/
In meinung/ daß er ihm wolt hefften eine wund
Die ungerochen blieb/ und wurd umb so viel kühner/
Da machten ein geschrey die Troer und Latiner/
Für furcht und hoffnung zag/ die beyde kriegesheer
Erwarteten/ wer doch würd haben preiß und ehr:
Da sprung in huy entzwey die ungetreue klinge/
Darauff er mitten in dem streiche grosse dinge
Und hoffnung stellete/ beflammet vom begier/
und ließ ihn stehn im stich mit schimpff und schanden hier
In tödlicher gefahr/ wenn er nicht wär entkommen/
Und hätt auff diesesmal die flucht in eil genommen:
Denu als er ward gewahr/ daß er in seiner hand
Hatt das gefässe nur/ das ihm doch unbekand/
Dieweil es nicht war sein/ und war beraubt der waffen/
Da lieff er wie der wind/ sich aus dem streit zuraffen.
Man sagt/ als Turnus ließ zu schleunig spannen an
Und zu den ersten kampff beschritt den offnen plan/
Hab
Das Zwoͤlffte Buch.
So gingen auch in ſtreit die beyden tapffern helden/
Von welchen man mit fug kan lob und ehre melden;
Sie gaben harte ſtreich einander auff den ſchild/
Daß von dem groſſen knall der himmel wurd erfuͤllt/
Der Jupiter hielt ſelbſt die gleiche wageſchaalen/
Und wolt ihr beiderſeits geluͤck fuͤr augen mahlen/
Und ihr beſcheidnes theil nach Goͤttlichem geſchick/
Wer von den beyden wuͤrderhalten ſieg und gluͤck/
Und wem das ſtrenge recht der tod beſcheeret waͤre:
Da ſprunge Turnus her zu haben lob und ehre;
Und holt aus mit dem ſchwerdt ſo hoch er immer kunt/
In meinung/ daß er ihm wolt hefften eine wund
Die ungerochen blieb/ und wurd umb ſo viel kuͤhner/
Da machten ein geſchrey die Troer und Latiner/
Fuͤr furcht und hoffnung zag/ die beyde kriegesheer
Erwarteten/ wer doch wuͤrd haben preiß und ehr:
Da ſprung in huy entzwey die ungetreue klinge/
Darauff er mitten in dem ſtreiche groſſe dinge
Und hoffnung ſtellete/ beflammet vom begier/
und ließ ihn ſtehn im ſtich mit ſchimpff und ſchanden hier
In toͤdlicher gefahr/ wenn er nicht waͤr entkommen/
Und haͤtt auff dieſesmal die flucht in eil genommen:
Denu als er ward gewahr/ daß er in ſeiner hand
Hatt das gefaͤſſe nur/ das ihm doch unbekand/
Dieweil es nicht war ſein/ und war beraubt der waffen/
Da lieff er wie der wind/ ſich aus dem ſtreit zuraffen.
Man ſagt/ als Turnus ließ zu ſchleunig ſpannen an
Und zu den erſten kampff beſchritt den offnen plan/
Hab
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[652/0674] Das Zwoͤlffte Buch. So gingen auch in ſtreit die beyden tapffern helden/ Von welchen man mit fug kan lob und ehre melden; Sie gaben harte ſtreich einander auff den ſchild/ Daß von dem groſſen knall der himmel wurd erfuͤllt/ Der Jupiter hielt ſelbſt die gleiche wageſchaalen/ Und wolt ihr beiderſeits geluͤck fuͤr augen mahlen/ Und ihr beſcheidnes theil nach Goͤttlichem geſchick/ Wer von den beyden wuͤrderhalten ſieg und gluͤck/ Und wem das ſtrenge recht der tod beſcheeret waͤre: Da ſprunge Turnus her zu haben lob und ehre; Und holt aus mit dem ſchwerdt ſo hoch er immer kunt/ In meinung/ daß er ihm wolt hefften eine wund Die ungerochen blieb/ und wurd umb ſo viel kuͤhner/ Da machten ein geſchrey die Troer und Latiner/ Fuͤr furcht und hoffnung zag/ die beyde kriegesheer Erwarteten/ wer doch wuͤrd haben preiß und ehr: Da ſprung in huy entzwey die ungetreue klinge/ Darauff er mitten in dem ſtreiche groſſe dinge Und hoffnung ſtellete/ beflammet vom begier/ und ließ ihn ſtehn im ſtich mit ſchimpff und ſchanden hier In toͤdlicher gefahr/ wenn er nicht waͤr entkommen/ Und haͤtt auff dieſesmal die flucht in eil genommen: Denu als er ward gewahr/ daß er in ſeiner hand Hatt das gefaͤſſe nur/ das ihm doch unbekand/ Dieweil es nicht war ſein/ und war beraubt der waffen/ Da lieff er wie der wind/ ſich aus dem ſtreit zuraffen. Man ſagt/ als Turnus ließ zu ſchleunig ſpannen an Und zu den erſten kampff beſchritt den offnen plan/ Hab

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/674>, abgerufen am 22.11.2024.