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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Erste Buch.
Daß du dis aber mögst verrichten recht und eben/
Wil ich dir guten raht (vernimm mich fleißig) geben.
Ascan nimmt itzo für zu gehen in die stadt
Auffs vaters foderung und gut befundnen raht/
Trägt bey sich schönen schmuck/ und was die fürsten knaben
An kleidern/ zeug nnd spiel sehr pflegen lieb zu haben/
Was man aus Troja noch und von dem wilden meer
Durch mancherley gefahr hat können bringen her.
Nun weist du/ was für forg ich seinentwegen trage.
Derhalben wil ich ihn einschläffen itzt bey tage
Und legen bey Cyther danieder/ oder wil
Ihn tragen/ daß er nur ein wenig lige still/
In wald Idaliun/ und daß er nicht vernehme
Noch mercke diese list/ so er darzwischen käme;
So nimm auff eine nacht (nicht mehr) an sein gesicht/
Weil dir als knaben des zu thun verborgen nicht;
Damit wenn Dido dich wird auff dem schosse haben/
Und an der taffel fein mit zuckerwerck begaben/
Dich frölich halset/ hertzt und süsse schmätzlein gibt/
Und dich beym süssen trunck als feines knäblein liebt;
Du ihr als dann bringst bey/ und dieses zwar verborgen/
Das bitter süsse gifft/ die flamm und liebessorgen.
Cupido folgt hierauff der mutter williglich/
Legt seine flügel ab/ und gehet freuend sich/
Gleich wie Jülus her: Die Venus/ da ihr deuchtet
Die rechte zeit zu seyn/ mit sanfftem schlaffe feuchtet
Des Ascans glieder ein/ führt ihn erwärmt im schoß
In wald Idalium; Da ligt er sorgen loß/
Da
Das Erſte Buch.
Daß du dis aber moͤgſt verrichten recht und eben/
Wil ich dir guten raht (vernimm mich fleißig) geben.
Aſcan nimmt itzo fuͤr zu gehen in die ſtadt
Auffs vaters foderung und gut befundnen raht/
Traͤgt bey ſich ſchoͤnen ſchmuck/ und was die fuͤrſtẽ knabẽ
An kleidern/ zeug nnd ſpiel ſehr pflegen lieb zu haben/
Was man aus Troja noch und von dem wilden meer
Durch mancherley gefahr hat koͤnnen bringen her.
Nun weiſt du/ was fuͤr forg ich ſeinentwegen trage.
Derhalben wil ich ihn einſchlaͤffen itzt bey tage
Und legen bey Cyther danieder/ oder wil
Ihn tragen/ daß er nur ein wenig lige ſtill/
In wald Idaliun/ und daß er nicht vernehme
Noch mercke dieſe liſt/ ſo er darzwiſchen kaͤme;
So nimm auff eine nacht (nicht mehr) an ſein geſicht/
Weil dir als knaben des zu thun verborgen nicht;
Damit wenn Dido dich wird auff dem ſchoſſe haben/
Und an der taffel fein mit zuckerwerck begaben/
Dich froͤlich halſet/ hertzt und ſuͤſſe ſchmaͤtzlein gibt/
Und dich beym ſuͤſſen trunck als feines knaͤblein liebt;
Du ihr als dann bringſt bey/ und dieſes zwar verborgen/
Das bitter ſuͤſſe gifft/ die flamm und liebesſorgen.
Cupido folgt hierauff der mutter williglich/
Legt ſeine fluͤgel ab/ und gehet freuend ſich/
Gleich wie Juͤlus her: Die Venus/ da ihr deuchtet
Die rechte zeit zu ſeyn/ mit ſanfftem ſchlaffe feuchtet
Des Aſcans glieder ein/ fuͤhrt ihn erwaͤrmt im ſchoß
In wald Idalium; Da ligt er ſorgen loß/
Da
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[50/0072] Das Erſte Buch. Daß du dis aber moͤgſt verrichten recht und eben/ Wil ich dir guten raht (vernimm mich fleißig) geben. Aſcan nimmt itzo fuͤr zu gehen in die ſtadt Auffs vaters foderung und gut befundnen raht/ Traͤgt bey ſich ſchoͤnen ſchmuck/ und was die fuͤrſtẽ knabẽ An kleidern/ zeug nnd ſpiel ſehr pflegen lieb zu haben/ Was man aus Troja noch und von dem wilden meer Durch mancherley gefahr hat koͤnnen bringen her. Nun weiſt du/ was fuͤr forg ich ſeinentwegen trage. Derhalben wil ich ihn einſchlaͤffen itzt bey tage Und legen bey Cyther danieder/ oder wil Ihn tragen/ daß er nur ein wenig lige ſtill/ In wald Idaliun/ und daß er nicht vernehme Noch mercke dieſe liſt/ ſo er darzwiſchen kaͤme; So nimm auff eine nacht (nicht mehr) an ſein geſicht/ Weil dir als knaben des zu thun verborgen nicht; Damit wenn Dido dich wird auff dem ſchoſſe haben/ Und an der taffel fein mit zuckerwerck begaben/ Dich froͤlich halſet/ hertzt und ſuͤſſe ſchmaͤtzlein gibt/ Und dich beym ſuͤſſen trunck als feines knaͤblein liebt; Du ihr als dann bringſt bey/ und dieſes zwar verborgen/ Das bitter ſuͤſſe gifft/ die flamm und liebesſorgen. Cupido folgt hierauff der mutter williglich/ Legt ſeine fluͤgel ab/ und gehet freuend ſich/ Gleich wie Juͤlus her: Die Venus/ da ihr deuchtet Die rechte zeit zu ſeyn/ mit ſanfftem ſchlaffe feuchtet Des Aſcans glieder ein/ fuͤhrt ihn erwaͤrmt im ſchoß In wald Idalium; Da ligt er ſorgen loß/ Da

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/72>, abgerufen am 24.11.2024.