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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von denen übrigen Jtaliänischen Banquen.
Auswege verschlossen/ er dergleichen Contractus wohl auffheben und
verändern könne/ wie Franc. Ant. a Costa, Cons. 88. n. 9. & seq. leh-
ret/ anerwogen/ daß in solchen äusersten Noth-Fällen alle Privilegia
und Freyheiten auffhörten; Johann. Copen. Decis. 61. n. 9. So stehet
ihme solches doch nicht frey/ wann keine solche extreme Gefahr vor-
handen ist. Und daß dieses wahr sey/ beweisen wir daher: Es kan
nehmlich ein Landes-Herr die unter dem Jure Civili, Land- oder Stadt-
Recht begriffene/ und in selbiges hineinlauffende Sachen wohl verän-
dern und auffheben/ als ein Herr von solchen Rechten; Was aber in
das Völcker-Recht hinein läufft/ da gehet es nicht an/ welches Völ-
cker-Recht Divina Providentia factum est, ut immobile esset, wie
die gantze Schul der Rechts-Lehrer hiervon lehret. Da nun die Con-
tractus
von dem Völcker-Recht herstammen/ so müssen selbige auch un-
zerstöret und unalterirt gelassen werden/ und saget Cravet. Consil. 241.
n.
24. nicht unrecht/ Princeps in his, quae sunt quaesita, de jure
gentium, plenitudine potestatis uti non potest,
welches auch von
Peregr. de jure Fisc. lib. 1. tit. 3. sub num. 65 confirmiret wird in die-
sen Worten: Quamvis Deus subjecerit Principi leges, non tamen
subjecit Contractus, & quamvis Imperator sit supra Caput Juris
Civilis, esset tamen sub pedibus Juris Gentium.

Aus welchem dann erfolge/ daß Princeps nicht allein an die Con-
tractus,
welche er mit Ausländischen/ und die seiner Jurisdiction nicht
unterworffen/ sondern auch an die mit seinen Unterthanen geschlossene
gebunden sey/ in Betrachtung/ daß er dem Völcker-Recht unterworffen
ist/ an welches auch seine Successores gebunden/ Morot. Cons. 45.
n.
9. ob er gleich durch ein Wahl-Recht zur Herrschafft möchte gelan-
get seyn/ Paschal. ibid. d. c. 3. n. 50. Dahero Cicero nicht unbillig
alle Fürsten ermahnet/ daß sie die Gesetze unangefochten lassen solten/
welche sie bey Antritt ihrer Regierung vor sich gefunden haben/ dann/
sagt er/ ut boni Civis est, praesentem Reipublicae statum nolle
mutari, ita boni Principis est, iis, quibus suscepit, legibus, admi-
nistrare Principatum.

Wann nun hieraus erhellet/ daß ein Landes-Herr die geschlossene
Contractus, sowohl die er selber eingegangen/ als die von seinen Vor-
fahren gemachet worden/ nicht alteriren oder violiren könne/ so kan man
auch nicht sagen/ daß Voluntas Principis gantz an kein Gesetz gebunden

sey/
E e 2

Von denen uͤbrigen Jtaliaͤniſchen Banquen.
Auswege verſchloſſen/ er dergleichen Contractus wohl auffheben und
veraͤndern koͤnne/ wie Franc. Ant. a Coſta, Conſ. 88. n. 9. & ſeq. leh-
ret/ anerwogen/ daß in ſolchen aͤuſerſten Noth-Faͤllen alle Privilegia
und Freyheiten auffhoͤrten; Johann. Copen. Deciſ. 61. n. 9. So ſtehet
ihme ſolches doch nicht frey/ wann keine ſolche extreme Gefahr vor-
handen iſt. Und daß dieſes wahr ſey/ beweiſen wir daher: Es kan
nehmlich ein Landes-Herr die unter dem Jure Civili, Land- oder Stadt-
Recht begriffene/ und in ſelbiges hineinlauffende Sachen wohl veraͤn-
dern und auffheben/ als ein Herr von ſolchen Rechten; Was aber in
das Voͤlcker-Recht hinein laͤufft/ da gehet es nicht an/ welches Voͤl-
cker-Recht Divina Providentia factum eſt, ut immobile eſſet, wie
die gantze Schul der Rechts-Lehrer hiervon lehret. Da nun die Con-
tractus
von dem Voͤlcker-Recht herſtammen/ ſo muͤſſen ſelbige auch un-
zerſtoͤret und unalterirt gelaſſen werden/ und ſaget Cravet. Conſil. 241.
n.
24. nicht unrecht/ Princeps in his, quæ ſunt quæſita, de jure
gentium, plenitudine poteſtatis uti non poteſt,
welches auch von
Peregr. de jure Fiſc. lib. 1. tit. 3. ſub num. 65 confirmiret wird in die-
ſen Worten: Quamvis Deus ſubjecerit Principi leges, non tamen
ſubjecit Contractus, & quamvis Imperator ſit ſupra Caput Juris
Civilis, eſſet tamen ſub pedibus Juris Gentium.

Aus welchem dann erfolge/ daß Princeps nicht allein an die Con-
tractus,
welche er mit Auslaͤndiſchen/ und die ſeiner Jurisdiction nicht
unterworffen/ ſondern auch an die mit ſeinen Unterthanen geſchloſſene
gebunden ſey/ in Betrachtung/ daß er dem Voͤlcker-Recht unterworffen
iſt/ an welches auch ſeine Succeſſores gebunden/ Morot. Conſ. 45.
n.
9. ob er gleich durch ein Wahl-Recht zur Herrſchafft moͤchte gelan-
get ſeyn/ Paſchal. ibid. d. c. 3. n. 50. Dahero Cicero nicht unbillig
alle Fuͤrſten ermahnet/ daß ſie die Geſetze unangefochten laſſen ſolten/
welche ſie bey Antritt ihrer Regierung vor ſich gefunden haben/ dann/
ſagt er/ ut boni Civis eſt, præſentem Reipublicæ ſtatum nolle
mutari, ita boni Principis eſt, iis, quibus ſuſcepit, legibus, admi-
niſtrare Principatum.

Wann nun hieraus erhellet/ daß ein Landes-Herr die geſchloſſene
Contractus, ſowohl die er ſelber eingegangen/ als die von ſeinen Vor-
fahren gemachet worden/ nicht alteriren oder violiren koͤnne/ ſo kan man
auch nicht ſagen/ daß Voluntas Principis gantz an kein Geſetz gebunden

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[219/0239] Von denen uͤbrigen Jtaliaͤniſchen Banquen. Auswege verſchloſſen/ er dergleichen Contractus wohl auffheben und veraͤndern koͤnne/ wie Franc. Ant. a Coſta, Conſ. 88. n. 9. & ſeq. leh- ret/ anerwogen/ daß in ſolchen aͤuſerſten Noth-Faͤllen alle Privilegia und Freyheiten auffhoͤrten; Johann. Copen. Deciſ. 61. n. 9. So ſtehet ihme ſolches doch nicht frey/ wann keine ſolche extreme Gefahr vor- handen iſt. Und daß dieſes wahr ſey/ beweiſen wir daher: Es kan nehmlich ein Landes-Herr die unter dem Jure Civili, Land- oder Stadt- Recht begriffene/ und in ſelbiges hineinlauffende Sachen wohl veraͤn- dern und auffheben/ als ein Herr von ſolchen Rechten; Was aber in das Voͤlcker-Recht hinein laͤufft/ da gehet es nicht an/ welches Voͤl- cker-Recht Divina Providentia factum eſt, ut immobile eſſet, wie die gantze Schul der Rechts-Lehrer hiervon lehret. Da nun die Con- tractus von dem Voͤlcker-Recht herſtammen/ ſo muͤſſen ſelbige auch un- zerſtoͤret und unalterirt gelaſſen werden/ und ſaget Cravet. Conſil. 241. n. 24. nicht unrecht/ Princeps in his, quæ ſunt quæſita, de jure gentium, plenitudine poteſtatis uti non poteſt, welches auch von Peregr. de jure Fiſc. lib. 1. tit. 3. ſub num. 65 confirmiret wird in die- ſen Worten: Quamvis Deus ſubjecerit Principi leges, non tamen ſubjecit Contractus, & quamvis Imperator ſit ſupra Caput Juris Civilis, eſſet tamen ſub pedibus Juris Gentium. Aus welchem dann erfolge/ daß Princeps nicht allein an die Con- tractus, welche er mit Auslaͤndiſchen/ und die ſeiner Jurisdiction nicht unterworffen/ ſondern auch an die mit ſeinen Unterthanen geſchloſſene gebunden ſey/ in Betrachtung/ daß er dem Voͤlcker-Recht unterworffen iſt/ an welches auch ſeine Succeſſores gebunden/ Morot. Conſ. 45. n. 9. ob er gleich durch ein Wahl-Recht zur Herrſchafft moͤchte gelan- get ſeyn/ Paſchal. ibid. d. c. 3. n. 50. Dahero Cicero nicht unbillig alle Fuͤrſten ermahnet/ daß ſie die Geſetze unangefochten laſſen ſolten/ welche ſie bey Antritt ihrer Regierung vor ſich gefunden haben/ dann/ ſagt er/ ut boni Civis eſt, præſentem Reipublicæ ſtatum nolle mutari, ita boni Principis eſt, iis, quibus ſuſcepit, legibus, admi- niſtrare Principatum. Wann nun hieraus erhellet/ daß ein Landes-Herr die geſchloſſene Contractus, ſowohl die er ſelber eingegangen/ als die von ſeinen Vor- fahren gemachet worden/ nicht alteriren oder violiren koͤnne/ ſo kan man auch nicht ſagen/ daß Voluntas Principis gantz an kein Geſetz gebunden ſey/ E e 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/239>, abgerufen am 21.11.2024.