Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Von denen Billets-Banquen. datesque entweder sein Silber-Geschirr entzwey geschnitten/ und dar-aus so genannte Klippen/ oder silberne Stücklein Geldes gemacht/ wel- che zu einem gewissen Preiß haben müssen angenommen werden/ wie also der berühmte Frantzösiche General Melac (der sich durch das Einä- schern der edlen Pfaltz am Rhein in ewiges wiewohl betrübtes und ver- maledeytes Angedencken bey den Einwohnern dieser schönen Provintz gesetzet) in der Belägerung der Vestung Landau gethan/ oder wo auch dieses Silber-Metall zu mangeln angefangen/ hat man/ wie vormahls in den Pommerischen Kriegen bey denen Schweden geschehen/ Ledernes Geld gepräget. Andere (als wie der Fürst Ragotzy in Siebenbürgen in der Ungarischen Unruhe gethan) haben Kupffer-Geld/ und zwar in so hohem Werth/ oder Valore extrinseco, prägen lassen/ daß der Cent- ner davon zwey biß dreyhundert Thaler ausgebracht worden/ der her- nach/ als sich solche Unruhe wieder gestillet/ kaum 30. Rthlr. gegolten/ daran/ wie leichtlich zu erachten/ diejenige/ die solches Geld nach dem gesetz- ten Preiß haben annehmen müssen/ ein Grosses verlohren. Jn China seynd die kleinen See-Muscheln bekand/ welche an statt des baaren Geldes zur Erkauffung der Victualien auff dem Marckt gebraucht werden. Von papiernen Müntzen aber hat man keine sonderbahre Exempla gehabt/ es wäre dann/ daß man die täglich im Handel und Wandel coursirende Wechsel-Zettul/ transportirte Assignationes und Obligationes, da- vor annehmen wolte/ bey welchen manchem Geld-Bedürfftigen ein statt- licher Dienst geschehen würde/ wann ein reicher vornehmer Kauffmann ihme einen solchen Wechsel-Zettul schencken/ und in seinen Faveur das Endossement darauff machen wolte/ weil solches so gut/ als baares Geld wäre/ dafür ihme bey der Verfall-Zeit die Bezahlung gewißlich nicht entstehen würde. Also hat es auch mit denen von einem öffentli- chen Cammer- oder Steuer-Collegio ausgegebenen Scheinen seine richtige Wege/ indem selbige praecise wieder eingelöset/ und auch in Geld-benöthigtem Fall mit ewas wenigem Verlust an andere verne- gociiret und transportiret werden können. Jn denen See-Städten machet man aus dem Verkauff der Obligationen gleichfalls ein un- gescheuetes und honorables Negocium, da derjenige/ der eine Obligation von einem andern in Händen hat/ welche etwan nach 3. oder 4. Monat zu Ende lauffet/ dieselbige gegen Abkürtzung ei- nes halben oder zwey Drittel pro Centum per Monat an einen andern ver- R r
Von denen Billets-Banquen. dateſque entweder ſein Silber-Geſchirr entzwey geſchnitten/ und dar-aus ſo genannte Klippen/ oder ſilberne Stuͤcklein Geldes gemacht/ wel- che zu einem gewiſſen Preiß haben muͤſſen angenommen werden/ wie alſo der beruͤhmte Frantzoͤſiche General Melac (der ſich durch das Einaͤ- ſchern der edlen Pfaltz am Rhein in ewiges wiewohl betruͤbtes und ver- maledeytes Angedencken bey den Einwohnern dieſer ſchoͤnen Provintz geſetzet) in der Belaͤgerung der Veſtung Landau gethan/ oder wo auch dieſes Silber-Metall zu mangeln angefangen/ hat man/ wie vormahls in den Pommeriſchen Kriegen bey denen Schweden geſchehen/ Ledernes Geld gepraͤget. Andere (als wie der Fuͤrſt Ragotzy in Siebenbuͤrgen in der Ungariſchen Unruhe gethan) haben Kupffer-Geld/ und zwar in ſo hohem Werth/ oder Valore extrinſeco, praͤgen laſſen/ daß der Cent- ner davon zwey biß dreyhundert Thaler ausgebracht worden/ der her- nach/ als ſich ſolche Unruhe wieder geſtillet/ kaum 30. Rthlr. gegolten/ daran/ wie leichtlich zu erachten/ diejenige/ die ſolches Geld nach dem geſetz- ten Preiß haben annehmen muͤſſen/ ein Groſſes verlohren. Jn China ſeynd die kleinen See-Muſcheln bekand/ welche an ſtatt des baaren Geldes zur Erkauffung der Victualien auff dem Marckt gebraucht werden. Von papiernen Muͤntzen aber hat man keine ſonderbahre Exempla gehabt/ es waͤre dann/ daß man die taͤglich im Handel und Wandel courſirende Wechſel-Zettul/ transportirte Aſſignationes und Obligationes, da- vor annehmen wolte/ bey welchen manchem Geld-Beduͤrfftigen ein ſtatt- licher Dienſt geſchehen wuͤrde/ wann ein reicher vornehmer Kauffmann ihme einen ſolchen Wechſel-Zettul ſchencken/ und in ſeinen Faveur das Endoſſement darauff machen wolte/ weil ſolches ſo gut/ als baares Geld waͤre/ dafuͤr ihme bey der Verfall-Zeit die Bezahlung gewißlich nicht entſtehen wuͤrde. Alſo hat es auch mit denen von einem oͤffentli- chen Cammer- oder Steuer-Collegio ausgegebenen Scheinen ſeine richtige Wege/ indem ſelbige præciſe wieder eingeloͤſet/ und auch in Geld-benoͤthigtem Fall mit ewas wenigem Verluſt an andere verne- gociiret und transportiret werden koͤnnen. Jn denen See-Staͤdten machet man aus dem Verkauff der Obligationen gleichfalls ein un- geſcheuetes und honorables Negocium, da derjenige/ der eine Obligation von einem andern in Haͤnden hat/ welche etwan nach 3. oder 4. Monat zu Ende lauffet/ dieſelbige gegen Abkuͤrtzung ei- nes halben oder zwey Drittel pro Centum per Monat an einen andern ver- R r
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aus ſo genannte Klippen/ oder ſilberne Stuͤcklein Geldes gemacht/ wel-
che zu einem gewiſſen Preiß haben muͤſſen angenommen werden/ wie alſo
der beruͤhmte Frantzoͤſiche General Melac (der ſich durch das Einaͤ-
ſchern der edlen Pfaltz am Rhein in ewiges wiewohl betruͤbtes und ver-
maledeytes Angedencken bey den Einwohnern dieſer ſchoͤnen Provintz
geſetzet) in der Belaͤgerung der Veſtung Landau gethan/ oder wo auch
dieſes Silber-Metall zu mangeln angefangen/ hat man/ wie vormahls
in den Pommeriſchen Kriegen bey denen Schweden geſchehen/ Ledernes
Geld gepraͤget. Andere (als wie der Fuͤrſt Ragotzy in Siebenbuͤrgen
in der Ungariſchen Unruhe gethan) haben Kupffer-Geld/ und zwar in ſo
hohem Werth/ oder Valore extrinſeco, praͤgen laſſen/ daß der Cent-
ner davon zwey biß dreyhundert Thaler ausgebracht worden/ der her-
nach/ als ſich ſolche Unruhe wieder geſtillet/ kaum 30. Rthlr. gegolten/
daran/ wie leichtlich zu erachten/ diejenige/ die ſolches Geld nach dem geſetz-
ten Preiß haben annehmen muͤſſen/ ein Groſſes verlohren. Jn China ſeynd
die kleinen See-Muſcheln bekand/ welche an ſtatt des baaren Geldes zur
Erkauffung der Victualien auff dem Marckt gebraucht werden. Von
papiernen Muͤntzen aber hat man keine ſonderbahre Exempla gehabt/
es waͤre dann/ daß man die taͤglich im Handel und Wandel courſirende
Wechſel-Zettul/ transportirte Aſſignationes und Obligationes, da-
vor annehmen wolte/ bey welchen manchem Geld-Beduͤrfftigen ein ſtatt-
licher Dienſt geſchehen wuͤrde/ wann ein reicher vornehmer Kauffmann
ihme einen ſolchen Wechſel-Zettul ſchencken/ und in ſeinen Faveur das
Endoſſement darauff machen wolte/ weil ſolches ſo gut/ als baares
Geld waͤre/ dafuͤr ihme bey der Verfall-Zeit die Bezahlung gewißlich
nicht entſtehen wuͤrde. Alſo hat es auch mit denen von einem oͤffentli-
chen Cammer- oder Steuer-Collegio ausgegebenen Scheinen ſeine
richtige Wege/ indem ſelbige præciſe wieder eingeloͤſet/ und auch in
Geld-benoͤthigtem Fall mit ewas wenigem Verluſt an andere verne-
gociiret und transportiret werden koͤnnen. Jn denen See-Staͤdten
machet man aus dem Verkauff der Obligationen gleichfalls ein un-
geſcheuetes und honorables Negocium, da derjenige/ der eine
Obligation von einem andern in Haͤnden hat/ welche etwan nach
3. oder 4. Monat zu Ende lauffet/ dieſelbige gegen Abkuͤrtzung ei-
nes halben oder zwey Drittel pro Centum per Monat an einen andern
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Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/333>, abgerufen am 16.07.2024. |