Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Das XV. Capitel verkaufft/ und ist dieses sonderlich in Hamburg und Amsterdam sehr ge-bräuchlich; Allein ein gantzes Negocium mit lauter solchen Zetteln anzu- fangen/ oder vielmehr selbige an statt des baaren Geldes rouliren zu lassen/ ist etwas/ so dem Commercio nicht anders als beschwerlich seyn kan. Nun kommet zwar darzu/ daß vielmahls die Calamität/ welche ein schwerer Krieg nach sich ziehet/ ein solches extremes Mittel zu ergreiffen/ einen Landes-Herrn necessitiret/ da man dann aus Pflicht und Liebe des- sen gegebenen Versprechen (daß alle solche von ihm an statt baaren Gel- des ausgegebene und hernach in Handel und Wandel von andern un- ter die Leute gebrachte Müntz-Zettels zu besserer Zeit von ihme gegen baares Geld wieder solten eingelöset/ oder auch in seinen Financien-Cam- mern dafür angenommen werden) sich gern bequemet/ weil in solchem Fall die Noth kein Gesetz hat; Daß man aber ausser solcher und in Frie- dens-Zeiten ein Commercium davon machen wolte/ wie etliche kahle und unzeitige Projecten-Macher damit aufgezogen kommen/ auch noch mit dieser Landes-verderblichen Invention einen grossen Fisch gefangen zu haben angesehen/ und gar dafür noch hoch belohnet seyn wollen/ sol- ches ist hart und unverantwortlich/ und unter die Calamitates dieses Seculi zu zehlen/ da ihrer viel/ denen die Schaaffe nicht eigen seyn/ wie man dieselbe offt im Jahr scheren und nutzen solle/ zwar anzugeben/ aber wo die Weyde vor solche herzunehmen/ von welcher sie Krafft und Sub- stantz bekommen mögen/ nicht einen Hund aus dem Ofen zu locken wissen. Es hat aber mit diesem papiernen Negocio folgende Bewandniß/ halten/
Das XV. Capitel verkaufft/ und iſt dieſes ſonderlich in Hamburg und Amſterdam ſehr ge-braͤuchlich; Allein ein gantzes Negocium mit lauter ſolchen Zetteln anzu- fangen/ oder vielmehr ſelbige an ſtatt des baaren Geldes rouliren zu laſſen/ iſt etwas/ ſo dem Commercio nicht anders als beſchwerlich ſeyn kan. Nun kommet zwar darzu/ daß vielmahls die Calamitaͤt/ welche ein ſchwerer Krieg nach ſich ziehet/ ein ſolches extremes Mittel zu ergreiffen/ einen Landes-Herrn neceſſitiret/ da man dann aus Pflicht und Liebe deſ- ſen gegebenen Verſprechen (daß alle ſolche von ihm an ſtatt baaren Gel- des ausgegebene und hernach in Handel und Wandel von andern un- ter die Leute gebrachte Muͤntz-Zettels zu beſſerer Zeit von ihme gegen baares Geld wieder ſolten eingeloͤſet/ oder auch in ſeinen Financien-Cam- mern dafuͤr angenommen werden) ſich gern bequemet/ weil in ſolchem Fall die Noth kein Geſetz hat; Daß man aber auſſer ſolcher und in Frie- dens-Zeiten ein Commercium davon machen wolte/ wie etliche kahle und unzeitige Projecten-Macher damit aufgezogen kommen/ auch noch mit dieſer Landes-verderblichen Invention einen groſſen Fiſch gefangen zu haben angeſehen/ und gar dafuͤr noch hoch belohnet ſeyn wollen/ ſol- ches iſt hart und unverantwortlich/ und unter die Calamitates dieſes Seculi zu zehlen/ da ihrer viel/ denen die Schaaffe nicht eigen ſeyn/ wie man dieſelbe offt im Jahr ſcheren und nutzen ſolle/ zwar anzugeben/ aber wo die Weyde vor ſolche herzunehmen/ von welcher ſie Krafft und Sub- ſtantz bekommen moͤgen/ nicht einen Hund aus dem Ofen zu locken wiſſen. Es hat aber mit dieſem papiernen Negocio folgende Bewandniß/ halten/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0334" n="314"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XV.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> verkaufft/ und iſt dieſes ſonderlich in Hamburg und Amſterdam ſehr ge-<lb/> braͤuchlich; Allein ein gantzes <hi rendition="#aq">Negocium</hi> mit lauter ſolchen Zetteln anzu-<lb/> fangen/ oder vielmehr ſelbige an ſtatt des baaren Geldes <hi rendition="#aq">roul</hi>iren zu<lb/> laſſen/ iſt etwas/ ſo dem <hi rendition="#aq">Commercio</hi> nicht anders als beſchwerlich ſeyn<lb/> kan. Nun kommet zwar darzu/ daß vielmahls die <hi rendition="#aq">Calamit</hi>aͤt/ welche ein<lb/> ſchwerer Krieg nach ſich ziehet/ ein ſolches <hi rendition="#aq">extrem</hi>es Mittel zu ergreiffen/<lb/> einen Landes-Herrn <hi rendition="#aq">neceſſit</hi>iret/ da man dann aus Pflicht und Liebe deſ-<lb/> ſen gegebenen Verſprechen (daß alle ſolche von ihm an ſtatt baaren Gel-<lb/> des ausgegebene und hernach in Handel und Wandel von andern un-<lb/> ter die Leute gebrachte Muͤntz-Zettels zu beſſerer Zeit von ihme gegen<lb/> baares Geld wieder ſolten eingeloͤſet/ oder auch in ſeinen <hi rendition="#aq">Financi</hi>en-Cam-<lb/> mern dafuͤr angenommen werden) ſich gern bequemet/ weil in ſolchem<lb/> Fall die Noth kein Geſetz hat; Daß man aber auſſer ſolcher und in Frie-<lb/> dens-Zeiten ein <hi rendition="#aq">Commercium</hi> davon machen wolte/ wie etliche kahle<lb/> und unzeitige <hi rendition="#aq">Project</hi>en-Macher damit aufgezogen kommen/ auch noch<lb/> mit dieſer Landes-verderblichen <hi rendition="#aq">Inventio</hi>n einen groſſen Fiſch gefangen<lb/> zu haben angeſehen/ und gar dafuͤr noch hoch belohnet ſeyn wollen/ ſol-<lb/> ches iſt hart und unverantwortlich/ und unter die <hi rendition="#aq">Calamitates</hi> dieſes<lb/><hi rendition="#aq">Seculi</hi> zu zehlen/ da ihrer viel/ denen die Schaaffe nicht eigen ſeyn/ wie<lb/> man dieſelbe offt im Jahr ſcheren und nutzen ſolle/ zwar anzugeben/ aber<lb/> wo die Weyde vor ſolche herzunehmen/ von welcher ſie Krafft und <hi rendition="#aq">Sub-<lb/> ſtantz</hi> bekommen moͤgen/ nicht einen Hund aus dem Ofen zu locken<lb/> wiſſen.</p><lb/> <p>Es hat aber mit dieſem papiernen <hi rendition="#aq">Negocio</hi> folgende Bewandniß/<lb/> daß etliche Tauſend derſelben gemeiniglich (wie in Franckreich geſchehen)<lb/> von dem Kriegs-<hi rendition="#aq">Commiſſariat</hi> der <hi rendition="#aq">Armee</hi> in Bezahlungs ſtatt auff un-<lb/> terſchiedliche Summen ausgehaͤndiget werden/ welche hernach der Kauff-<lb/> mann vor <hi rendition="#aq">Montur, Proviant</hi> oder <hi rendition="#aq">Munition</hi> ven denen <hi rendition="#aq">General</hi>en/<lb/> Ober-<hi rendition="#aq">Offici</hi>rern und Befehlhabern wieder annehmen/ und der Einloͤ-<lb/> ſung halber ſich kuͤnfftig/ wann die darinn geſetzte Zeit verfloſſen/ an ge-<lb/> dachtes <hi rendition="#aq">Commiſſariat</hi> oder eine andere Koͤnigl. <hi rendition="#aq">Financi</hi>en-Cam̃er wie-<lb/> der halten ſoll/ und da ihm biß zur Verfall-Zeit zu lang werden moͤchte<lb/> zu warten/ ſolte er ſolche wieder an andere Kauff- oder Buͤrgers-Leute in<lb/> Bezahlungs ſtatt angeben koͤnnen/ welche dieſelbe auch ſo gar vor Wech-<lb/> ſel-Bezahlung anzunehmen ſolten gehalten/ und noch wohl/ was in ſol-<lb/> chen Zetteln mehr als die ſchuldige Wechſel- oder Waaren-Summe ent-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">halten/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [314/0334]
Das XV. Capitel
verkaufft/ und iſt dieſes ſonderlich in Hamburg und Amſterdam ſehr ge-
braͤuchlich; Allein ein gantzes Negocium mit lauter ſolchen Zetteln anzu-
fangen/ oder vielmehr ſelbige an ſtatt des baaren Geldes rouliren zu
laſſen/ iſt etwas/ ſo dem Commercio nicht anders als beſchwerlich ſeyn
kan. Nun kommet zwar darzu/ daß vielmahls die Calamitaͤt/ welche ein
ſchwerer Krieg nach ſich ziehet/ ein ſolches extremes Mittel zu ergreiffen/
einen Landes-Herrn neceſſitiret/ da man dann aus Pflicht und Liebe deſ-
ſen gegebenen Verſprechen (daß alle ſolche von ihm an ſtatt baaren Gel-
des ausgegebene und hernach in Handel und Wandel von andern un-
ter die Leute gebrachte Muͤntz-Zettels zu beſſerer Zeit von ihme gegen
baares Geld wieder ſolten eingeloͤſet/ oder auch in ſeinen Financien-Cam-
mern dafuͤr angenommen werden) ſich gern bequemet/ weil in ſolchem
Fall die Noth kein Geſetz hat; Daß man aber auſſer ſolcher und in Frie-
dens-Zeiten ein Commercium davon machen wolte/ wie etliche kahle
und unzeitige Projecten-Macher damit aufgezogen kommen/ auch noch
mit dieſer Landes-verderblichen Invention einen groſſen Fiſch gefangen
zu haben angeſehen/ und gar dafuͤr noch hoch belohnet ſeyn wollen/ ſol-
ches iſt hart und unverantwortlich/ und unter die Calamitates dieſes
Seculi zu zehlen/ da ihrer viel/ denen die Schaaffe nicht eigen ſeyn/ wie
man dieſelbe offt im Jahr ſcheren und nutzen ſolle/ zwar anzugeben/ aber
wo die Weyde vor ſolche herzunehmen/ von welcher ſie Krafft und Sub-
ſtantz bekommen moͤgen/ nicht einen Hund aus dem Ofen zu locken
wiſſen.
Es hat aber mit dieſem papiernen Negocio folgende Bewandniß/
daß etliche Tauſend derſelben gemeiniglich (wie in Franckreich geſchehen)
von dem Kriegs-Commiſſariat der Armee in Bezahlungs ſtatt auff un-
terſchiedliche Summen ausgehaͤndiget werden/ welche hernach der Kauff-
mann vor Montur, Proviant oder Munition ven denen Generalen/
Ober-Officirern und Befehlhabern wieder annehmen/ und der Einloͤ-
ſung halber ſich kuͤnfftig/ wann die darinn geſetzte Zeit verfloſſen/ an ge-
dachtes Commiſſariat oder eine andere Koͤnigl. Financien-Cam̃er wie-
der halten ſoll/ und da ihm biß zur Verfall-Zeit zu lang werden moͤchte
zu warten/ ſolte er ſolche wieder an andere Kauff- oder Buͤrgers-Leute in
Bezahlungs ſtatt angeben koͤnnen/ welche dieſelbe auch ſo gar vor Wech-
ſel-Bezahlung anzunehmen ſolten gehalten/ und noch wohl/ was in ſol-
chen Zetteln mehr als die ſchuldige Wechſel- oder Waaren-Summe ent-
halten/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |