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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das XVIII. Capitel
Geber allezeit vor einen Nehmer im Wechsel-Preiß etwas voraus hat.
Jndessen muß ein ehrlicher Mäckler sich dieses noch gesaget seyn lassen/
daß/ wann ihm von jemand einen Wechsel zu schliessen/ es sey gleich im
Abgeben oder Nehmen/ Commission gegeben wird/ er gegen denjeni-
gen/ mit welchem er vor seinen Principal zu schliessen Gelegenheit hat/
sich eben nichts entfallen lassen muß/ ob wenig oder viel Gebers oder
Nehmers desselbigen Post-Tages an der Börß zu spüren gewesen seyn/
sondern er muß vielmehr seine Reden so einrichten/ wie er vermeynet/
daß sie seinem Principali zum Vortheil gereichen können.

Savarii in dem andern Theil seines vollkommenen Kauffmanns
schreibet Cap. 61. von denen Agenten des Banco und Wechsels und
denen an ihnen erforderten Qualitäten/ als folget:

Es ist nichts nothwendigers/ und welches den Banco- und Wech-
sel-Handel leichter macht/ als eben die Agenten der Banco, und dieses
zwar umb sechs Ursachen willen.

Erstlich/ weil durch derer Mittel die Kauffleute/ Negocianten und
Wechsler/ wie auch andere Leute/ die mit Geld-Affairen zu thun haben/
bedienet werden können.

Zum Andern/ weil man sonderlich durch sie die Wechsel-Course
auff andere Länder erfahren/ und derjenige/ der dahin trassiren oder re-
mitt
iren will/ durch ihre Vermittelung accommodiret werden kan.

Die dritte Ursache ist/ weil es sehr schwer seyn würde/ daß Nego-
ciant
en und Wechsler einer von dem andern so leichtlich Geld oder Wech-
sel-Brieffe haben könten/ wann sie sich der Unterhandlung der Agenten
des Banco nicht bedienten; Dann erstlich würde offt ein Negociant,
welcher Geld vonnöthen hätte/ einen andern/ der es selbsten brauchte/
umb Geld ansprechen/ der aber demjenigen/ so ihn gebeten/ durch den
Abschlag beschämen würde. Zum andern weiln ein Negociant und
Wechsler/ welcher Geld zu disponiren hat/ einem dasselbe abschlagen/
und einem andern/ welcher ihm mehr solvendo bedünckte/ ob ers schon
weniger als der andere wäre/ solches geben thäte. Zum dritten würde
offtmahls ein Vater/ Bruder/ Vetter oder Freund seinen Kindern/
Brüdern/ Vettern und Freunden/ die von ihm Geld oder Wechsel-
Brieffe/ so er zu disponiren hat/ verlangten/ solche abschlagen/ und
hingegen solches nicht thun/ wann er ihrenthalben von einer dritten Per-
son angesprochen würde/ weil er sodann seine Freyheit seine Gelder zu

dispo-

Das XVIII. Capitel
Geber allezeit vor einen Nehmer im Wechſel-Preiß etwas voraus hat.
Jndeſſen muß ein ehrlicher Maͤckler ſich dieſes noch geſaget ſeyn laſſen/
daß/ wann ihm von jemand einen Wechſel zu ſchlieſſen/ es ſey gleich im
Abgeben oder Nehmen/ Commisſion gegeben wird/ er gegen denjeni-
gen/ mit welchem er vor ſeinen Principal zu ſchlieſſen Gelegenheit hat/
ſich eben nichts entfallen laſſen muß/ ob wenig oder viel Gebers oder
Nehmers deſſelbigen Poſt-Tages an der Boͤrß zu ſpuͤren geweſen ſeyn/
ſondern er muß vielmehr ſeine Reden ſo einrichten/ wie er vermeynet/
daß ſie ſeinem Principali zum Vortheil gereichen koͤnnen.

Savarii in dem andern Theil ſeines vollkommenen Kauffmanns
ſchreibet Cap. 61. von denen Agenten des Banco und Wechſels und
denen an ihnen erforderten Qualitaͤten/ als folget:

Es iſt nichts nothwendigers/ und welches den Banco- und Wech-
ſel-Handel leichter macht/ als eben die Agenten der Banco, und dieſes
zwar umb ſechs Urſachen willen.

Erſtlich/ weil durch derer Mittel die Kauffleute/ Negocianten und
Wechsler/ wie auch andere Leute/ die mit Geld-Affairen zu thun haben/
bedienet werden koͤnnen.

Zum Andern/ weil man ſonderlich durch ſie die Wechſel-Courſe
auff andere Laͤnder erfahren/ und derjenige/ der dahin trasſiren oder re-
mitt
iren will/ durch ihre Vermittelung accommodiret werden kan.

Die dritte Urſache iſt/ weil es ſehr ſchwer ſeyn wuͤrde/ daß Nego-
ciant
en und Wechsler einer von dem andern ſo leichtlich Geld oder Wech-
ſel-Brieffe haben koͤnten/ wann ſie ſich der Unterhandlung der Agenten
des Banco nicht bedienten; Dann erſtlich wuͤrde offt ein Negociant,
welcher Geld vonnoͤthen haͤtte/ einen andern/ der es ſelbſten brauchte/
umb Geld anſprechen/ der aber demjenigen/ ſo ihn gebeten/ durch den
Abſchlag beſchaͤmen wuͤrde. Zum andern weiln ein Negociant und
Wechsler/ welcher Geld zu diſponiren hat/ einem daſſelbe abſchlagen/
und einem andern/ welcher ihm mehr ſolvendo beduͤnckte/ ob ers ſchon
weniger als der andere waͤre/ ſolches geben thaͤte. Zum dritten wuͤrde
offtmahls ein Vater/ Bruder/ Vetter oder Freund ſeinen Kindern/
Bruͤdern/ Vettern und Freunden/ die von ihm Geld oder Wechſel-
Brieffe/ ſo er zu diſponiren hat/ verlangten/ ſolche abſchlagen/ und
hingegen ſolches nicht thun/ wann er ihrenthalben von einer dritten Per-
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[346/0366] Das XVIII. Capitel Geber allezeit vor einen Nehmer im Wechſel-Preiß etwas voraus hat. Jndeſſen muß ein ehrlicher Maͤckler ſich dieſes noch geſaget ſeyn laſſen/ daß/ wann ihm von jemand einen Wechſel zu ſchlieſſen/ es ſey gleich im Abgeben oder Nehmen/ Commisſion gegeben wird/ er gegen denjeni- gen/ mit welchem er vor ſeinen Principal zu ſchlieſſen Gelegenheit hat/ ſich eben nichts entfallen laſſen muß/ ob wenig oder viel Gebers oder Nehmers deſſelbigen Poſt-Tages an der Boͤrß zu ſpuͤren geweſen ſeyn/ ſondern er muß vielmehr ſeine Reden ſo einrichten/ wie er vermeynet/ daß ſie ſeinem Principali zum Vortheil gereichen koͤnnen. Savarii in dem andern Theil ſeines vollkommenen Kauffmanns ſchreibet Cap. 61. von denen Agenten des Banco und Wechſels und denen an ihnen erforderten Qualitaͤten/ als folget: Es iſt nichts nothwendigers/ und welches den Banco- und Wech- ſel-Handel leichter macht/ als eben die Agenten der Banco, und dieſes zwar umb ſechs Urſachen willen. Erſtlich/ weil durch derer Mittel die Kauffleute/ Negocianten und Wechsler/ wie auch andere Leute/ die mit Geld-Affairen zu thun haben/ bedienet werden koͤnnen. Zum Andern/ weil man ſonderlich durch ſie die Wechſel-Courſe auff andere Laͤnder erfahren/ und derjenige/ der dahin trasſiren oder re- mittiren will/ durch ihre Vermittelung accommodiret werden kan. Die dritte Urſache iſt/ weil es ſehr ſchwer ſeyn wuͤrde/ daß Nego- cianten und Wechsler einer von dem andern ſo leichtlich Geld oder Wech- ſel-Brieffe haben koͤnten/ wann ſie ſich der Unterhandlung der Agenten des Banco nicht bedienten; Dann erſtlich wuͤrde offt ein Negociant, welcher Geld vonnoͤthen haͤtte/ einen andern/ der es ſelbſten brauchte/ umb Geld anſprechen/ der aber demjenigen/ ſo ihn gebeten/ durch den Abſchlag beſchaͤmen wuͤrde. Zum andern weiln ein Negociant und Wechsler/ welcher Geld zu diſponiren hat/ einem daſſelbe abſchlagen/ und einem andern/ welcher ihm mehr ſolvendo beduͤnckte/ ob ers ſchon weniger als der andere waͤre/ ſolches geben thaͤte. Zum dritten wuͤrde offtmahls ein Vater/ Bruder/ Vetter oder Freund ſeinen Kindern/ Bruͤdern/ Vettern und Freunden/ die von ihm Geld oder Wechſel- Brieffe/ ſo er zu diſponiren hat/ verlangten/ ſolche abſchlagen/ und hingegen ſolches nicht thun/ wann er ihrenthalben von einer dritten Per- ſon angeſprochen wuͤrde/ weil er ſodann ſeine Freyheit ſeine Gelder zu diſpo-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/366>, abgerufen am 25.11.2024.