Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XX. Capitel

Von denen Römischen Tabernis Argentariis schreibet Livius lib.
26. am II. Capitel/ daß der Hannibal, als er Rom belagert/ in fester
Hoffnung/ daß er selbiges gewinnen würde/ allbereit die Gold- und
Wechsel-Buden/ welche zu Rom umb den Marckt herumb gestanden/
unter seine grosse Generals und Obersten ausgetheilet/ und also des
Bären Haut verkauffet habe/ ehe er solchen noch gefangen. Wir erin-
nern uns hierbey nicht gar ungleicher Exempel, als nehmlich/ daß die
Savoyards, wie sie Ao. 1602. den 10. Decembr. bey finsterer Nacht die
Stadt Geneve par Surprise oder durch heimlich an die Stadt-Mau-
ren angelegte Leitern einnehmen wolten/ sich ihre Eroberung also fest ein-
gebildet/ daß die Vornehmsten unter ihnen/ als sie etliche Tage vorher in
der Stadt spatziren giengen/ sich schon die reichsten Gewölber und
Kauffmanns-Häuser ausgesehen/ welche sie/ so bald als die Stadt ero-
bert seyn würde/ plündern und sich zueignen wolten; Allein sie musten
mit Schand und Spott davon abziehen/ wie solches in der Relation der
noch Jährlich in besagter Stadt mit grossen Freuden gefeyerten so ge-
nannten Escalade zu sehen ist. Eben also hatte der commandirende Ad-
miral
der so genannten unüberwindlichen Spanischen Flotte/ welche un-
ter Königs Philippi Regierungs-Zeiten wieder Engeland ausgerüstet
worden/ schon die Ordre und Repartition bey sich/ wie das Gouverne-
ment
daselbst/ wann dieses Königreich erobert seyn würde/ solte angestel-
let werden/ allein es hieß: Homo proponit, & Deus disponit. Der
Mensch denckts/ GOtt lenckts: Die Spanier hatten die Rechnung oh-
ne den Wirth gemacht/ dann erstlich wurde durch Sturm und Unge-
witter/ und dann auch durch die Engeländer selbst/ ihre unüberwindliche
Flotte dergestalt zerstreuet/ geschlagen und ruiniret/ daß nicht viel
Schiffe davon wieder zu Hauß gekommen und fast kein vornehmes Hauß
in Spanien gewesen/ welches nicht einen seiner Verwandten/ der auff die-
ser Flotte geblieben/ hätte zu betrauren gehabt.

Daß aber auch zuweilen öffentliche Banquen/ Schatz-Cammern
und reiche Kauffmanns-Gewölber in Gefahr der Plünderungen lauffen/
davon haben wir unterschiedliche Exempla, als erstlich an der Stadt
Jerusalem/ als selbige von denen Römern erobert worden/ da nicht al-
lein alles Gold und Silber/ welches in der Stadt zu finden war/ theils
denen Soldaten Preiß gegeben/ theils von dem Tito Vespasiano mit
nach Rom im Triumph geführet/ und daselbst in die Heydnischen Tem-

pel
Das XX. Capitel

Von denen Roͤmiſchen Tabernis Argentariis ſchreibet Livius lib.
26. am II. Capitel/ daß der Hannibal, als er Rom belagert/ in feſter
Hoffnung/ daß er ſelbiges gewinnen wuͤrde/ allbereit die Gold- und
Wechſel-Buden/ welche zu Rom umb den Marckt herumb geſtanden/
unter ſeine groſſe Generals und Oberſten ausgetheilet/ und alſo des
Baͤren Haut verkauffet habe/ ehe er ſolchen noch gefangen. Wir erin-
nern uns hierbey nicht gar ungleicher Exempel, als nehmlich/ daß die
Savoyards, wie ſie Ao. 1602. den 10. Decembr. bey finſterer Nacht die
Stadt Geneve par Surpriſe oder durch heimlich an die Stadt-Mau-
ren angelegte Leitern einnehmen wolten/ ſich ihre Eroberung alſo feſt ein-
gebildet/ daß die Vornehmſten unter ihnen/ als ſie etliche Tage vorher in
der Stadt ſpatziren giengen/ ſich ſchon die reichſten Gewoͤlber und
Kauffmanns-Haͤuſer ausgeſehen/ welche ſie/ ſo bald als die Stadt ero-
bert ſeyn wuͤrde/ pluͤndern und ſich zueignen wolten; Allein ſie muſten
mit Schand und Spott davon abziehen/ wie ſolches in der Relation der
noch Jaͤhrlich in beſagter Stadt mit groſſen Freuden gefeyerten ſo ge-
nannten Eſcalade zu ſehen iſt. Eben alſo hatte der commandirende Ad-
miral
der ſo genannten unuͤberwindlichen Spaniſchen Flotte/ welche un-
ter Koͤnigs Philippi Regierungs-Zeiten wieder Engeland ausgeruͤſtet
worden/ ſchon die Ordre und Repartition bey ſich/ wie das Gouverne-
ment
daſelbſt/ wann dieſes Koͤnigreich erobert ſeyn wuͤrde/ ſolte angeſtel-
let werden/ allein es hieß: Homo proponit, & Deus diſponit. Der
Menſch denckts/ GOtt lenckts: Die Spanier hatten die Rechnung oh-
ne den Wirth gemacht/ dann erſtlich wurde durch Sturm und Unge-
witter/ und dann auch durch die Engelaͤnder ſelbſt/ ihre unuͤberwindliche
Flotte dergeſtalt zerſtreuet/ geſchlagen und ruiniret/ daß nicht viel
Schiffe davon wieder zu Hauß gekom̃en und faſt kein vornehmes Hauß
in Spanien geweſen/ welches nicht einen ſeiner Verwandten/ der auff die-
ſer Flotte geblieben/ haͤtte zu betrauren gehabt.

Daß aber auch zuweilen oͤffentliche Banquen/ Schatz-Cammern
und reiche Kauffmanns-Gewoͤlber in Gefahr der Pluͤnderungen lauffen/
davon haben wir unterſchiedliche Exempla, als erſtlich an der Stadt
Jeruſalem/ als ſelbige von denen Roͤmern erobert worden/ da nicht al-
lein alles Gold und Silber/ welches in der Stadt zu finden war/ theils
denen Soldaten Preiß gegeben/ theils von dem Tito Veſpaſiano mit
nach Rom im Triumph gefuͤhret/ und daſelbſt in die Heydniſchen Tem-

pel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0420" n="400"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XX.</hi> Capitel</hi> </fw><lb/>
          <p>Von denen Ro&#x0364;mi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Tabernis Argentariis</hi> &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">Livius lib.</hi><lb/>
26. am <hi rendition="#aq">II.</hi> Capitel/ daß der <hi rendition="#aq">Hannibal,</hi> als er Rom belagert/ in fe&#x017F;ter<lb/>
Hoffnung/ daß er &#x017F;elbiges gewinnen wu&#x0364;rde/ allbereit die Gold- und<lb/>
Wech&#x017F;el-Buden/ welche zu Rom umb den Marckt herumb ge&#x017F;tanden/<lb/>
unter &#x017F;eine gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Generals</hi> und Ober&#x017F;ten ausgetheilet/ und al&#x017F;o des<lb/>
Ba&#x0364;ren Haut verkauffet habe/ ehe er &#x017F;olchen noch gefangen. Wir erin-<lb/>
nern uns hierbey nicht gar ungleicher <hi rendition="#aq">Exempel,</hi> als nehmlich/ daß die<lb/><hi rendition="#aq">Savoyards,</hi> wie &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Ao.</hi> 1602. den 10. <hi rendition="#aq">Decembr.</hi> bey fin&#x017F;terer Nacht die<lb/>
Stadt <hi rendition="#aq">Geneve par Surpri&#x017F;e</hi> oder durch heimlich an die Stadt-Mau-<lb/>
ren angelegte Leitern einnehmen wolten/ &#x017F;ich ihre Eroberung al&#x017F;o fe&#x017F;t ein-<lb/>
gebildet/ daß die Vornehm&#x017F;ten unter ihnen/ als &#x017F;ie etliche Tage vorher in<lb/>
der Stadt <hi rendition="#aq">&#x017F;patz</hi>iren giengen/ &#x017F;ich &#x017F;chon die reich&#x017F;ten Gewo&#x0364;lber und<lb/>
Kauffmanns-Ha&#x0364;u&#x017F;er ausge&#x017F;ehen/ welche &#x017F;ie/ &#x017F;o bald als die Stadt ero-<lb/>
bert &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ plu&#x0364;ndern und &#x017F;ich zueignen wolten; Allein &#x017F;ie mu&#x017F;ten<lb/>
mit Schand und Spott davon abziehen/ wie &#x017F;olches in der <hi rendition="#aq">Relation</hi> der<lb/>
noch Ja&#x0364;hrlich in be&#x017F;agter Stadt mit gro&#x017F;&#x017F;en Freuden gefeyerten &#x017F;o ge-<lb/>
nannten <hi rendition="#aq">E&#x017F;calade</hi> zu &#x017F;ehen i&#x017F;t. Eben al&#x017F;o hatte der <hi rendition="#aq">command</hi>irende <hi rendition="#aq">Ad-<lb/>
miral</hi> der &#x017F;o genannten unu&#x0364;berwindlichen Spani&#x017F;chen Flotte/ welche un-<lb/>
ter Ko&#x0364;nigs <hi rendition="#aq">Philippi</hi> Regierungs-Zeiten wieder Engeland ausgeru&#x0364;&#x017F;tet<lb/>
worden/ &#x017F;chon die <hi rendition="#aq">Ordre</hi> und <hi rendition="#aq">Repartition</hi> bey &#x017F;ich/ wie das <hi rendition="#aq">Gouverne-<lb/>
ment</hi> da&#x017F;elb&#x017F;t/ wann die&#x017F;es Ko&#x0364;nigreich erobert &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ &#x017F;olte ange&#x017F;tel-<lb/>
let werden/ allein es hieß: <hi rendition="#aq">Homo proponit, &amp; Deus di&#x017F;ponit.</hi> Der<lb/>
Men&#x017F;ch denckts/ GOtt lenckts: Die Spanier hatten die Rechnung oh-<lb/>
ne den Wirth gemacht/ dann er&#x017F;tlich wurde durch Sturm und Unge-<lb/>
witter/ und dann auch durch die Engela&#x0364;nder &#x017F;elb&#x017F;t/ ihre unu&#x0364;berwindliche<lb/>
Flotte derge&#x017F;talt zer&#x017F;treuet/ ge&#x017F;chlagen und <hi rendition="#aq">ruin</hi>iret/ daß nicht viel<lb/>
Schiffe davon wieder zu Hauß gekom&#x0303;en und fa&#x017F;t kein vornehmes Hauß<lb/>
in Spanien gewe&#x017F;en/ welches nicht einen &#x017F;einer Verwandten/ der auff die-<lb/>
&#x017F;er Flotte geblieben/ ha&#x0364;tte zu betrauren gehabt.</p><lb/>
          <p>Daß aber auch zuweilen o&#x0364;ffentliche <hi rendition="#aq">Banqu</hi>en/ Schatz-Cammern<lb/>
und reiche Kauffmanns-Gewo&#x0364;lber in Gefahr der Plu&#x0364;nderungen lauffen/<lb/>
davon haben wir unter&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">Exempla,</hi> als er&#x017F;tlich an der Stadt<lb/>
Jeru&#x017F;alem/ als &#x017F;elbige von denen Ro&#x0364;mern erobert worden/ da nicht al-<lb/>
lein alles Gold und Silber/ welches in der Stadt zu finden war/ theils<lb/>
denen Soldaten Preiß gegeben/ theils von dem <hi rendition="#aq">Tito Ve&#x017F;pa&#x017F;iano</hi> mit<lb/>
nach Rom im <hi rendition="#aq">Triumph</hi> gefu&#x0364;hret/ und da&#x017F;elb&#x017F;t in die Heydni&#x017F;chen Tem-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pel</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0420] Das XX. Capitel Von denen Roͤmiſchen Tabernis Argentariis ſchreibet Livius lib. 26. am II. Capitel/ daß der Hannibal, als er Rom belagert/ in feſter Hoffnung/ daß er ſelbiges gewinnen wuͤrde/ allbereit die Gold- und Wechſel-Buden/ welche zu Rom umb den Marckt herumb geſtanden/ unter ſeine groſſe Generals und Oberſten ausgetheilet/ und alſo des Baͤren Haut verkauffet habe/ ehe er ſolchen noch gefangen. Wir erin- nern uns hierbey nicht gar ungleicher Exempel, als nehmlich/ daß die Savoyards, wie ſie Ao. 1602. den 10. Decembr. bey finſterer Nacht die Stadt Geneve par Surpriſe oder durch heimlich an die Stadt-Mau- ren angelegte Leitern einnehmen wolten/ ſich ihre Eroberung alſo feſt ein- gebildet/ daß die Vornehmſten unter ihnen/ als ſie etliche Tage vorher in der Stadt ſpatziren giengen/ ſich ſchon die reichſten Gewoͤlber und Kauffmanns-Haͤuſer ausgeſehen/ welche ſie/ ſo bald als die Stadt ero- bert ſeyn wuͤrde/ pluͤndern und ſich zueignen wolten; Allein ſie muſten mit Schand und Spott davon abziehen/ wie ſolches in der Relation der noch Jaͤhrlich in beſagter Stadt mit groſſen Freuden gefeyerten ſo ge- nannten Eſcalade zu ſehen iſt. Eben alſo hatte der commandirende Ad- miral der ſo genannten unuͤberwindlichen Spaniſchen Flotte/ welche un- ter Koͤnigs Philippi Regierungs-Zeiten wieder Engeland ausgeruͤſtet worden/ ſchon die Ordre und Repartition bey ſich/ wie das Gouverne- ment daſelbſt/ wann dieſes Koͤnigreich erobert ſeyn wuͤrde/ ſolte angeſtel- let werden/ allein es hieß: Homo proponit, & Deus diſponit. Der Menſch denckts/ GOtt lenckts: Die Spanier hatten die Rechnung oh- ne den Wirth gemacht/ dann erſtlich wurde durch Sturm und Unge- witter/ und dann auch durch die Engelaͤnder ſelbſt/ ihre unuͤberwindliche Flotte dergeſtalt zerſtreuet/ geſchlagen und ruiniret/ daß nicht viel Schiffe davon wieder zu Hauß gekom̃en und faſt kein vornehmes Hauß in Spanien geweſen/ welches nicht einen ſeiner Verwandten/ der auff die- ſer Flotte geblieben/ haͤtte zu betrauren gehabt. Daß aber auch zuweilen oͤffentliche Banquen/ Schatz-Cammern und reiche Kauffmanns-Gewoͤlber in Gefahr der Pluͤnderungen lauffen/ davon haben wir unterſchiedliche Exempla, als erſtlich an der Stadt Jeruſalem/ als ſelbige von denen Roͤmern erobert worden/ da nicht al- lein alles Gold und Silber/ welches in der Stadt zu finden war/ theils denen Soldaten Preiß gegeben/ theils von dem Tito Veſpaſiano mit nach Rom im Triumph gefuͤhret/ und daſelbſt in die Heydniſchen Tem- pel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/420
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/420>, abgerufen am 21.11.2024.