Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Von denen Wechsel-Banquen und Müntz-Wesen.

Die Art und Weise der An- und Einrichtung solcher öffentlichen
Wechsel-Banquen könte folgender massen geschehen: Anfänglich müste
ein bequemes Hauß/ oder gewölbtes/ wohl verwahrtes Zimmer und
Schreib-Contoir, mitten in der Stadt/ und nahe an der Börß ge-
legen/ darzu ausersehen werden/ damit beydes Einheimische als Frembde
solches gleich finden/ und nicht weit darnach zu gehen hätten.

Dieses müste gewisse vornehme Kauffleute/ und sonderlich Ban-
quiers,
die auch zugleich Deputirte von der Lehn-Banco wären/ zu
Vorstehern und Directoribus haben/ denen ein Paar der Aeltesten be-
eydigten Mäcklers zu Beysitzern könten adjungiret werden/ welche die
Angelegenheiten dieses Hauses/ so offt es nöthig thäte/ in Berathschla-
gung nehmen müsten/ und könten sonderlich die Mäckler wegen das/
was Post-Täglich in Umbsetzen der Gelder passirt/ Nachricht geben.

Der zu den Geld-Umbsetzen selbst bestimmte Cassirer/ welcher or-
dentlich darzu angenommen/ darauff besoldet seyn/ und Vor- und Nach-
mittags sich in der Wechsel-Banck finden lassen müste/ könte entweder
ein Gold-Schmid/ Müntz-Verständiger/ oder gar einer/ der die War-
dein-
Kunst vormahl ex professo gelernet/ und getrieben/ oder ein al-
ter wohlverdienter Kauffmann seyn/ der etwan ausser seiner Schuld in
Handlen unglücklich gewesen/ und von denen Kauffmanns-Aeltesten und
Banco-Deputirten mit dieser Charge begünstiget worden.

Die darzu erforderte Gelder könten etwan in Zwey biß Drey Tau-
send Reichs-Thalern (welche die Giro-Banco anschaffen müste) beste-
hen. Diese müsten wiederumb in unterschiedliche Müntz-Sorten/ so
wohl ein-als ausländische dergestalt eingetheilet werden/ daß erstlich et-
was von raren Gold- und Silber-Müntzen/ Schau-Stücken oder Me-
dailli
en/ wann etwann jemand dergleichen zu Hochzeit-Gevatter- oder
andern Geschencken haben wolte/ ferner Ducatens, Rosenobels, Por-
tugalöser &c.
an Gold/ an Silber aber harte Species Reichs-Thaler/
ingleichen allerhand frembde Müntz-Sorten/ als Frantzösische/ Hollän-
dische/ Engelische/ Schwedische/ Polnische/ Jtaliänische/ und so andere
Gelder mehr/ davor angeschaffet würden/ damit/ wann jemand käme/
der dergleichen Geld/ entweder zur Reise dahin/ oder zu andern Bezah-
lungen nöthig hätte/ er solches so gleich in dieser Banco bekommen/ und
so er auch dergleichen frembde etwan mitgebrachte Gelder gegen hiesige
verwechseln wolte/ ihme damit auch/ und zwar in gebührenden/ jedoch

billigen
H 3
Von denen Wechſel-Banquen und Muͤntz-Weſen.

Die Art und Weiſe der An- und Einrichtung ſolcher oͤffentlichen
Wechſel-Banquen koͤnte folgender maſſen geſchehen: Anfaͤnglich muͤſte
ein bequemes Hauß/ oder gewoͤlbtes/ wohl verwahrtes Zimmer und
Schreib-Contoir, mitten in der Stadt/ und nahe an der Boͤrß ge-
legen/ darzu auserſehen werden/ damit beydes Einheimiſche als Frembde
ſolches gleich finden/ und nicht weit darnach zu gehen haͤtten.

Dieſes muͤſte gewiſſe vornehme Kauffleute/ und ſonderlich Ban-
quiers,
die auch zugleich Deputirte von der Lehn-Banco waͤren/ zu
Vorſtehern und Directoribus haben/ denen ein Paar der Aelteſten be-
eydigten Maͤcklers zu Beyſitzern koͤnten adjungiret werden/ welche die
Angelegenheiten dieſes Hauſes/ ſo offt es noͤthig thaͤte/ in Berathſchla-
gung nehmen muͤſten/ und koͤnten ſonderlich die Maͤckler wegen das/
was Poſt-Taͤglich in Umbſetzen der Gelder paſſirt/ Nachricht geben.

Der zu den Geld-Umbſetzen ſelbſt beſtimmte Caſſirer/ welcher or-
dentlich darzu angenommen/ darauff beſoldet ſeyn/ und Vor- und Nach-
mittags ſich in der Wechſel-Banck finden laſſen muͤſte/ koͤnte entweder
ein Gold-Schmid/ Muͤntz-Verſtaͤndiger/ oder gar einer/ der die War-
dein-
Kunſt vormahl ex profeſſo gelernet/ und getrieben/ oder ein al-
ter wohlverdienter Kauffmann ſeyn/ der etwan auſſer ſeiner Schuld in
Handlen ungluͤcklich geweſen/ und von denen Kauffmanns-Aelteſten und
Banco-Deputirten mit dieſer Charge beguͤnſtiget worden.

Die darzu erforderte Gelder koͤnten etwan in Zwey biß Drey Tau-
ſend Reichs-Thalern (welche die Giro-Banco anſchaffen muͤſte) beſte-
hen. Dieſe muͤſten wiederumb in unterſchiedliche Muͤntz-Sorten/ ſo
wohl ein-als auslaͤndiſche dergeſtalt eingetheilet werden/ daß erſtlich et-
was von raren Gold- und Silber-Muͤntzen/ Schau-Stuͤcken oder Me-
dailli
en/ wann etwann jemand dergleichen zu Hochzeit-Gevatter- oder
andern Geſchencken haben wolte/ ferner Ducatens, Roſenobels, Por-
tugalöſer &c.
an Gold/ an Silber aber harte Species Reichs-Thaler/
ingleichen allerhand frembde Muͤntz-Sorten/ als Frantzoͤſiſche/ Hollaͤn-
diſche/ Engeliſche/ Schwediſche/ Polniſche/ Jtaliaͤniſche/ und ſo andere
Gelder mehr/ davor angeſchaffet wuͤrden/ damit/ wann jemand kaͤme/
der dergleichen Geld/ entweder zur Reiſe dahin/ oder zu andern Bezah-
lungen noͤthig haͤtte/ er ſolches ſo gleich in dieſer Banco bekommen/ und
ſo er auch dergleichen frembde etwan mitgebrachte Gelder gegen hieſige
verwechſeln wolte/ ihme damit auch/ und zwar in gebuͤhrenden/ jedoch

billigen
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0081" n="61"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von denen Wech&#x017F;el-<hi rendition="#aq">Banquen</hi> und Mu&#x0364;ntz-We&#x017F;en.</hi> </fw><lb/>
        <p>Die Art und Wei&#x017F;e der <hi rendition="#fr">An-</hi> und <hi rendition="#fr">Einrichtung</hi> &#x017F;olcher o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Wech&#x017F;el-<hi rendition="#aq">Banquen</hi> ko&#x0364;nte folgender ma&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chehen: Anfa&#x0364;nglich mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
ein bequemes Hauß/ oder gewo&#x0364;lbtes/ wohl verwahrtes Zimmer und<lb/>
Schreib-<hi rendition="#aq">Contoir,</hi> mitten in der Stadt/ und nahe an der Bo&#x0364;rß ge-<lb/>
legen/ darzu auser&#x017F;ehen werden/ damit beydes Einheimi&#x017F;che als Frembde<lb/>
&#x017F;olches gleich finden/ und nicht weit darnach zu gehen ha&#x0364;tten.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es mu&#x0364;&#x017F;te gewi&#x017F;&#x017F;e vornehme Kauffleute/ und &#x017F;onderlich <hi rendition="#aq">Ban-<lb/>
quiers,</hi> die auch zugleich <hi rendition="#aq">Deput</hi>irte von der Lehn-<hi rendition="#aq">Banco</hi> wa&#x0364;ren/ zu<lb/>
Vor&#x017F;tehern und <hi rendition="#aq">Directoribus</hi> haben/ denen ein Paar der Aelte&#x017F;ten be-<lb/>
eydigten Ma&#x0364;cklers zu Bey&#x017F;itzern ko&#x0364;nten <hi rendition="#aq">adjungi</hi>ret werden/ welche die<lb/>
Angelegenheiten die&#x017F;es Hau&#x017F;es/ &#x017F;o offt es no&#x0364;thig tha&#x0364;te/ in Berath&#x017F;chla-<lb/>
gung nehmen mu&#x0364;&#x017F;ten/ und ko&#x0364;nten &#x017F;onderlich die Ma&#x0364;ckler wegen das/<lb/>
was Po&#x017F;t-Ta&#x0364;glich in Umb&#x017F;etzen der Gelder <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;i</hi>rt/ Nachricht geben.</p><lb/>
        <p>Der zu den Geld-Umb&#x017F;etzen &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;timmte <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;i</hi>rer/ welcher or-<lb/>
dentlich darzu angenommen/ darauff be&#x017F;oldet &#x017F;eyn/ und Vor- und Nach-<lb/>
mittags &#x017F;ich in der Wech&#x017F;el-Banck finden la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;te/ ko&#x0364;nte entweder<lb/>
ein Gold-Schmid/ Mu&#x0364;ntz-Ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger/ oder gar einer/ der die <hi rendition="#aq">War-<lb/>
dein-</hi>Kun&#x017F;t vormahl <hi rendition="#aq">ex profe&#x017F;&#x017F;o</hi> gelernet/ und getrieben/ oder ein al-<lb/>
ter wohlverdienter Kauffmann &#x017F;eyn/ der etwan au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;einer Schuld in<lb/>
Handlen unglu&#x0364;cklich gewe&#x017F;en/ und von denen Kauffmanns-Aelte&#x017F;ten und<lb/><hi rendition="#aq">Banco-Deput</hi>irten mit die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Charge</hi> begu&#x0364;n&#x017F;tiget worden.</p><lb/>
        <p>Die darzu erforderte Gelder ko&#x0364;nten etwan in Zwey biß Drey Tau-<lb/>
&#x017F;end Reichs-Thalern (welche die <hi rendition="#aq">Giro-Banco</hi> an&#x017F;chaffen mu&#x0364;&#x017F;te) be&#x017F;te-<lb/>
hen. Die&#x017F;e mu&#x0364;&#x017F;ten wiederumb in unter&#x017F;chiedliche Mu&#x0364;ntz-Sorten/ &#x017F;o<lb/>
wohl ein-als ausla&#x0364;ndi&#x017F;che derge&#x017F;talt eingetheilet werden/ daß er&#x017F;tlich et-<lb/>
was von raren Gold- und Silber-Mu&#x0364;ntzen/ Schau-Stu&#x0364;cken oder <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dailli</hi>en/ wann etwann jemand dergleichen zu Hochzeit-Gevatter- oder<lb/>
andern Ge&#x017F;chencken haben wolte/ ferner <hi rendition="#aq">Ducatens, Ro&#x017F;enobels, Por-<lb/>
tugalö&#x017F;er &amp;c.</hi> an Gold/ an Silber aber harte <hi rendition="#aq">Species</hi> Reichs-Thaler/<lb/>
ingleichen allerhand frembde Mu&#x0364;ntz-Sorten/ als Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che/ Holla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;che/ Engeli&#x017F;che/ Schwedi&#x017F;che/ Polni&#x017F;che/ Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che/ und &#x017F;o andere<lb/>
Gelder mehr/ davor ange&#x017F;chaffet wu&#x0364;rden/ damit/ wann jemand ka&#x0364;me/<lb/>
der dergleichen Geld/ entweder zur Rei&#x017F;e dahin/ oder zu andern Bezah-<lb/>
lungen no&#x0364;thig ha&#x0364;tte/ er &#x017F;olches &#x017F;o gleich in die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Banco</hi> bekommen/ und<lb/>
&#x017F;o er auch dergleichen frembde etwan mitgebrachte Gelder gegen hie&#x017F;ige<lb/>
verwech&#x017F;eln wolte/ ihme damit auch/ und zwar in gebu&#x0364;hrenden/ jedoch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 3</fw><fw place="bottom" type="catch">billigen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0081] Von denen Wechſel-Banquen und Muͤntz-Weſen. Die Art und Weiſe der An- und Einrichtung ſolcher oͤffentlichen Wechſel-Banquen koͤnte folgender maſſen geſchehen: Anfaͤnglich muͤſte ein bequemes Hauß/ oder gewoͤlbtes/ wohl verwahrtes Zimmer und Schreib-Contoir, mitten in der Stadt/ und nahe an der Boͤrß ge- legen/ darzu auserſehen werden/ damit beydes Einheimiſche als Frembde ſolches gleich finden/ und nicht weit darnach zu gehen haͤtten. Dieſes muͤſte gewiſſe vornehme Kauffleute/ und ſonderlich Ban- quiers, die auch zugleich Deputirte von der Lehn-Banco waͤren/ zu Vorſtehern und Directoribus haben/ denen ein Paar der Aelteſten be- eydigten Maͤcklers zu Beyſitzern koͤnten adjungiret werden/ welche die Angelegenheiten dieſes Hauſes/ ſo offt es noͤthig thaͤte/ in Berathſchla- gung nehmen muͤſten/ und koͤnten ſonderlich die Maͤckler wegen das/ was Poſt-Taͤglich in Umbſetzen der Gelder paſſirt/ Nachricht geben. Der zu den Geld-Umbſetzen ſelbſt beſtimmte Caſſirer/ welcher or- dentlich darzu angenommen/ darauff beſoldet ſeyn/ und Vor- und Nach- mittags ſich in der Wechſel-Banck finden laſſen muͤſte/ koͤnte entweder ein Gold-Schmid/ Muͤntz-Verſtaͤndiger/ oder gar einer/ der die War- dein-Kunſt vormahl ex profeſſo gelernet/ und getrieben/ oder ein al- ter wohlverdienter Kauffmann ſeyn/ der etwan auſſer ſeiner Schuld in Handlen ungluͤcklich geweſen/ und von denen Kauffmanns-Aelteſten und Banco-Deputirten mit dieſer Charge beguͤnſtiget worden. Die darzu erforderte Gelder koͤnten etwan in Zwey biß Drey Tau- ſend Reichs-Thalern (welche die Giro-Banco anſchaffen muͤſte) beſte- hen. Dieſe muͤſten wiederumb in unterſchiedliche Muͤntz-Sorten/ ſo wohl ein-als auslaͤndiſche dergeſtalt eingetheilet werden/ daß erſtlich et- was von raren Gold- und Silber-Muͤntzen/ Schau-Stuͤcken oder Me- daillien/ wann etwann jemand dergleichen zu Hochzeit-Gevatter- oder andern Geſchencken haben wolte/ ferner Ducatens, Roſenobels, Por- tugalöſer &c. an Gold/ an Silber aber harte Species Reichs-Thaler/ ingleichen allerhand frembde Muͤntz-Sorten/ als Frantzoͤſiſche/ Hollaͤn- diſche/ Engeliſche/ Schwediſche/ Polniſche/ Jtaliaͤniſche/ und ſo andere Gelder mehr/ davor angeſchaffet wuͤrden/ damit/ wann jemand kaͤme/ der dergleichen Geld/ entweder zur Reiſe dahin/ oder zu andern Bezah- lungen noͤthig haͤtte/ er ſolches ſo gleich in dieſer Banco bekommen/ und ſo er auch dergleichen frembde etwan mitgebrachte Gelder gegen hieſige verwechſeln wolte/ ihme damit auch/ und zwar in gebuͤhrenden/ jedoch billigen H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/81
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/81>, abgerufen am 21.11.2024.