Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.eines angehenden Kauffmanns. etwas verfängliches in den Briefen enthalten/ auf denPrincipal selber aus; Wie aber ein Diener ver- pflichtet ist/ seines Herrn Vortheil in allen zu suchen/ dessen Schaden und Nachtheil aber abzuwenden/ also soll er/ wann er gleich versichert wäre/ daß sein Pa- tron das ihm zum Nachtheil geschriebene nicht recht penetriren oder begreiffen würde/ dennoch (vornem- lich/ wo ihm die Briefe in Abwesenheit des Herrn al- lein abzufertigen und zu beantworten/ obliegen) we- gen des künfftigen Sorge tragen/ kurtz/ deutlich/ oh- ne gezwungene Weitläufftigkeit stylisiren/ dabey aber doch/ weil unter den Kauffleuten das meum & tuum, mein und dein/ so genau observiret wird/ und man im Sprichworte zu sagen pfleget: Handlung leidet keine Freundschafft; alle Worte zuvor/ ehe er sie schreibet/ wohl auf die Gold-Waage legen/ und in ungewissen gefährlichen Dingen lieber einen solchen Stylum führen/ der sich sowol für ihn und zu seinem Nutzen/ als für denjenigen/ an dem er schreibet/ deuten lasse/ damit man bey dergleichen Begebenheit allezeit ein Loch offen behalte/ durch welches man im fall des Ubel-gelingens echappiren könne. Dieses rahte ich nur von zweifelhafften und Nachtheil-bringenden Dingen/ da man alle Schlangen Klugheit/ welche GOtt selbst nicht verbeut/ employren muß. Son- sten aber soll in allen Negotien die Treu und Ehrlich- keit/ als der Kauffleute höchstes Kleinod/ wohl obser- viret/ alle betrügliche Räncke hingegen/ als welche Miß-Credit, Abwendung der Gemühter/ Verlust der Correspondentzen/ und zu letzt nichts als Stanck/ böß Gewissen/ und streitige Rechts-Händel erwecken/ äusserst vermieden werden. Wann dero- wegen ein Correspondent die Hand an die Feder se- tzet/ A 5
eines angehenden Kauffmanns. etwas verfaͤngliches in den Briefen enthalten/ auf denPrincipal ſelber aus; Wie aber ein Diener ver- pflichtet iſt/ ſeines Herrn Vortheil in allen zu ſuchen/ deſſen Schaden und Nachtheil aber abzuwenden/ alſo ſoll er/ wann er gleich verſichert waͤre/ daß ſein Pa- tron das ihm zum Nachtheil geſchriebene nicht recht penetriren oder begreiffen wuͤrde/ dennoch (vornem- lich/ wo ihm die Briefe in Abweſenheit des Herrn al- lein abzufertigen und zu beantworten/ obliegen) we- gen des kuͤnfftigen Sorge tragen/ kurtz/ deutlich/ oh- ne gezwungene Weitlaͤufftigkeit ſtyliſiren/ dabey aber doch/ weil unter den Kauffleuten das meum & tuum, mein und dein/ ſo genau obſerviret wird/ und man im Sprichworte zu ſagen pfleget: Handlung leidet keine Freundſchafft; alle Worte zuvor/ ehe er ſie ſchreibet/ wohl auf die Gold-Waage legen/ und in ungewiſſen gefaͤhrlichen Dingen lieber einen ſolchen Stylum fuͤhren/ der ſich ſowol fuͤr ihn und zu ſeinem Nutzen/ als fuͤr denjenigen/ an dem er ſchreibet/ deuten laſſe/ damit man bey dergleichen Begebenheit allezeit ein Loch offen behalte/ durch welches man im fall des Ubel-gelingens échappiren koͤnne. Dieſes rahte ich nur von zweifelhafften und Nachtheil-bringenden Dingen/ da man alle Schlangen Klugheit/ welche GOtt ſelbſt nicht verbeut/ employren muß. Son- ſten aber ſoll in allen Negotien die Treu und Ehrlich- keit/ als der Kauffleute hoͤchſtes Kleinod/ wohl obſer- viret/ alle betruͤgliche Raͤncke hingegen/ als welche Miß-Credit, Abwendung der Gemuͤhter/ Verluſt der Correſpondentzen/ und zu letzt nichts als Stanck/ boͤß Gewiſſen/ und ſtreitige Rechts-Haͤndel erwecken/ aͤuſſerſt vermieden werden. Wann dero- wegen ein Correſpondent die Hand an die Feder ſe- tzet/ A 5
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eines angehenden Kauffmanns.
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Principal ſelber aus; Wie aber ein Diener ver-
pflichtet iſt/ ſeines Herrn Vortheil in allen zu ſuchen/
deſſen Schaden und Nachtheil aber abzuwenden/ alſo
ſoll er/ wann er gleich verſichert waͤre/ daß ſein Pa-
tron das ihm zum Nachtheil geſchriebene nicht recht
penetriren oder begreiffen wuͤrde/ dennoch (vornem-
lich/ wo ihm die Briefe in Abweſenheit des Herrn al-
lein abzufertigen und zu beantworten/ obliegen) we-
gen des kuͤnfftigen Sorge tragen/ kurtz/ deutlich/ oh-
ne gezwungene Weitlaͤufftigkeit ſtyliſiren/ dabey
aber doch/ weil unter den Kauffleuten das meum &
tuum, mein und dein/ ſo genau obſerviret wird/ und
man im Sprichworte zu ſagen pfleget: Handlung
leidet keine Freundſchafft; alle Worte zuvor/ ehe er
ſie ſchreibet/ wohl auf die Gold-Waage legen/ und in
ungewiſſen gefaͤhrlichen Dingen lieber einen ſolchen
Stylum fuͤhren/ der ſich ſowol fuͤr ihn und zu ſeinem
Nutzen/ als fuͤr denjenigen/ an dem er ſchreibet/ deuten
laſſe/ damit man bey dergleichen Begebenheit allezeit
ein Loch offen behalte/ durch welches man im fall des
Ubel-gelingens échappiren koͤnne. Dieſes rahte ich
nur von zweifelhafften und Nachtheil-bringenden
Dingen/ da man alle Schlangen Klugheit/ welche
GOtt ſelbſt nicht verbeut/ employren muß. Son-
ſten aber ſoll in allen Negotien die Treu und Ehrlich-
keit/ als der Kauffleute hoͤchſtes Kleinod/ wohl obſer-
viret/ alle betruͤgliche Raͤncke hingegen/ als welche
Miß-Credit, Abwendung der Gemuͤhter/ Verluſt
der Correſpondentzen/ und zu letzt nichts als
Stanck/ boͤß Gewiſſen/ und ſtreitige Rechts-Haͤndel
erwecken/ aͤuſſerſt vermieden werden. Wann dero-
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