Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.Vermischte Handels-Klag-Bitt- Nächsten Glück und Aufnehmen nicht mit scheelenAugen an/ Seyd wachsam/ unverdrossen/ sorgfältig: Vertrauet doch dabey GOtt/ als welchen ihr allezeit/ samt der Obrigkeit/ fürchten und lieben müsset; Mißbraucht nicht seinen heiligen Nahmen fälschlich zu schweren/ oder durch verbotene Künste reich zu wer- den. Gebt euer Geld nicht auf Wucher. Heiliget den Sabbabt; stellt/ wo möglich/ an solchen das Reisen/ vor allen aber euer und eures Gesindes und Viehes Beruffs-Geschäffte ein. Seyd nicht neidisch/ kein falscher Zeuge/ nicht lüstern nach anderer Leute Gut/ haltet euch rein/ begegnet höfflich jedermann/ nehmt mit einem ehrlichen Profit vorlieb; Haltet eure Din- ge verschwiegen/ offenbahret niemand den Grund euers Hertzens/ noch euer zugestossenes Glück und Unglück/ unter tausend trauet kaum einen. Habt eine Schlangen-Klugheit; gedenckt an das Vergan- gene/ exammiret das Gegenwärtige/ und grübelt in das Zukünfftige; Wolt ihr weise seyn/ so werdet ihr sehen das Unglück von ferne kommen/ und solchem entfliehen. Laßt euch nicht den Wahn und das An- sehen verleiten/ trachtet nicht nach Dingen/ so euch zu hoch sind; Gönnet andern auch ihr Stück Brods; laßt euch dieser Welt Güter nicht bethören/ etwas wider euer Gewissen zu thun. Bittet GOtt um den Beystand des heiligen Geistes/ Schutz/ Regierung und Segen/ dancket ihm für alle seine Wohlthaten. Waget nicht zu viel/ da der Ausgang ungewiß ist/ ob er gleich vortheilhafftig scheinet. Spahret nichts auf morgen/ was ihr heut verrichten könnet. Wartet eure Correspondentz fleißig ab/ nehmt die Zeit des Ein- und Verkauffs wohl in acht; Ehret die Waare/ so wird sie euch wieder ehren. Prahlet nicht bey gros- sem
Vermiſchte Handels-Klag-Bitt- Naͤchſten Gluͤck und Aufnehmen nicht mit ſcheelenAugen an/ Seyd wachſam/ unverdroſſen/ ſorgfaͤltig: Vertrauet doch dabey GOtt/ als welchen ihr allezeit/ ſamt der Obrigkeit/ fuͤrchten und lieben muͤſſet; Mißbraucht nicht ſeinen heiligen Nahmen faͤlſchlich zu ſchweren/ oder durch verbotene Kuͤnſte reich zu wer- den. Gebt euer Geld nicht auf Wucher. Heiliget den Sabbabt; ſtellt/ wo moͤglich/ an ſolchen das Reiſen/ vor allen aber euer und eures Geſindes und Viehes Beruffs-Geſchaͤffte ein. Seyd nicht neidiſch/ kein falſcher Zeuge/ nicht luͤſtern nach anderer Leute Gut/ haltet euch rein/ begegnet hoͤfflich jedermann/ nehmt mit einem ehrlichen Profit vorlieb; Haltet eure Din- ge verſchwiegen/ offenbahret niemand den Grund euers Hertzens/ noch euer zugeſtoſſenes Gluͤck und Ungluͤck/ unter tauſend trauet kaum einen. Habt eine Schlangen-Klugheit; gedenckt an das Vergan- gene/ exammiret das Gegenwaͤrtige/ und gruͤbelt in das Zukuͤnfftige; Wolt ihr weiſe ſeyn/ ſo werdet ihr ſehen das Ungluͤck von ferne kommen/ und ſolchem entfliehen. Laßt euch nicht den Wahn und das An- ſehen verleiten/ trachtet nicht nach Dingen/ ſo euch zu hoch ſind; Goͤnnet andern auch ihr Stuͤck Brods; laßt euch dieſer Welt Guͤter nicht bethoͤren/ etwas wider euer Gewiſſen zu thun. Bittet GOtt um den Beyſtand des heiligen Geiſtes/ Schutz/ Regierung und Segen/ dancket ihm fuͤr alle ſeine Wohlthaten. Waget nicht zu viel/ da der Ausgang ungewiß iſt/ ob er gleich vortheilhafftig ſcheinet. Spahret nichts auf morgen/ was ihr heut verrichten koͤnnet. Wartet eure Correſpondentz fleißig ab/ nehmt die Zeit des Ein- und Verkauffs wohl in acht; Ehret die Waare/ ſo wird ſie euch wieder ehren. Prahlet nicht bey groſ- ſem
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Vermiſchte Handels-Klag-Bitt-
Naͤchſten Gluͤck und Aufnehmen nicht mit ſcheelen
Augen an/ Seyd wachſam/ unverdroſſen/ ſorgfaͤltig:
Vertrauet doch dabey GOtt/ als welchen ihr allezeit/
ſamt der Obrigkeit/ fuͤrchten und lieben muͤſſet;
Mißbraucht nicht ſeinen heiligen Nahmen faͤlſchlich
zu ſchweren/ oder durch verbotene Kuͤnſte reich zu wer-
den. Gebt euer Geld nicht auf Wucher. Heiliget den
Sabbabt; ſtellt/ wo moͤglich/ an ſolchen das Reiſen/
vor allen aber euer und eures Geſindes und Viehes
Beruffs-Geſchaͤffte ein. Seyd nicht neidiſch/ kein
falſcher Zeuge/ nicht luͤſtern nach anderer Leute Gut/
haltet euch rein/ begegnet hoͤfflich jedermann/ nehmt
mit einem ehrlichen Profit vorlieb; Haltet eure Din-
ge verſchwiegen/ offenbahret niemand den Grund
euers Hertzens/ noch euer zugeſtoſſenes Gluͤck und
Ungluͤck/ unter tauſend trauet kaum einen. Habt
eine Schlangen-Klugheit; gedenckt an das Vergan-
gene/ exammiret das Gegenwaͤrtige/ und gruͤbelt in
das Zukuͤnfftige; Wolt ihr weiſe ſeyn/ ſo werdet ihr
ſehen das Ungluͤck von ferne kommen/ und ſolchem
entfliehen. Laßt euch nicht den Wahn und das An-
ſehen verleiten/ trachtet nicht nach Dingen/ ſo euch zu
hoch ſind; Goͤnnet andern auch ihr Stuͤck Brods;
laßt euch dieſer Welt Guͤter nicht bethoͤren/ etwas
wider euer Gewiſſen zu thun. Bittet GOtt um den
Beyſtand des heiligen Geiſtes/ Schutz/ Regierung
und Segen/ dancket ihm fuͤr alle ſeine Wohlthaten.
Waget nicht zu viel/ da der Ausgang ungewiß iſt/
ob er gleich vortheilhafftig ſcheinet. Spahret nichts
auf morgen/ was ihr heut verrichten koͤnnet. Wartet
eure Correſpondentz fleißig ab/ nehmt die Zeit des
Ein- und Verkauffs wohl in acht; Ehret die Waare/
ſo wird ſie euch wieder ehren. Prahlet nicht bey groſ-
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