Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.Vorschlags- und Verweiß-Schreiben. sem Verdienste/ daß es euch nicht Neider erwecke;Leget zu rechter Zeit einen Ehren-Pfenning auf; Gebt gute Worte/ und jedermann freundliche Mienen/ der euch anredet/ seyd nicht sauertöpffig/ stellt euch frey bey allen euren Verrichtungen/ als wenn ihr Meister über sie/ und sie nicht über euch wären; Suchet alle Tage in der Handlung zu lernen/ fraget viel/ gläubet aber nicht alles/ sondern leget es zuvor wol auf die Gold-Waage; Stecket euch in keine Weitläufftig- keit/ noch muhtwillige Verantwortung; Gewehnet euch stets ein klein Memorial in Händen und vor Au- gen zu haben/ auf welches man notiren könne/ was täglich zu thun ist/ und zufällig in den Sinn kömmt/ lernet zu rechter Zeit Ja und Nein zu sagen. Manch- mahl ist auch Verliehren eine Kunst/ dencket nicht/ ob ihr gleich eine Waare allein habet/ daß ihr deßwegen solche so hoch ihr wollet/ übersetzen dürffet/ sondern machet es Christlich/ und last einen andern auch was daran gewinnen; Unternehmet euch nichts/ daß ihr nicht verstehet/ haltet eure Handels-Bücher richtig/ und so/ daß sie allezeit vor Gericht können gültig seyn. Besser ist es/ mit Schaden verkaufft/ als un- nützer Weise und ohne Hoffnung der Besserung auf dem Lager behalten. Borget nicht hin ohne Versi- cherung/ helffet jedoch auch denen/ die gern fort wollen/ so weit ihr es ohne Schaden thun könnet; Euer Ge- heim-Buch last nicht jedermann von euren Dienern sehen/ schreibet ein/ ehe ihr auszahlet/ und nehmet ein ehe ihr aufschreibet. Leget euch keine Nacht zur Ru- he/ ihr habet dann die Handlung desselbigen Tages in die Cladde oder Bücher gebracht; Was man ein- schreibet/ sey lauter/ verständig; zahlet keinen Wech- sel vor der Zeit/ damit ihr ihn nicht noch einmahl müs-
Vorſchlags- und Verweiß-Schreiben. ſem Verdienſte/ daß es euch nicht Neider erwecke;Leget zu rechter Zeit einen Ehren-Pfenning auf; Gebt gute Worte/ und jedermann freundliche Mienen/ der euch anredet/ ſeyd nicht ſauertoͤpffig/ ſtellt euch frey bey allen euren Verrichtungen/ als wenn ihr Meiſter uͤber ſie/ und ſie nicht uͤber euch waͤren; Suchet alle Tage in der Handlung zu lernen/ fraget viel/ glaͤubet aber nicht alles/ ſondern leget es zuvor wol auf die Gold-Waage; Stecket euch in keine Weitlaͤufftig- keit/ noch muhtwillige Verantwortung; Gewehnet euch ſtets ein klein Memorial in Haͤnden und vor Au- gen zu haben/ auf welches man notiren koͤnne/ was taͤglich zu thun iſt/ und zufaͤllig in den Sinn koͤmmt/ lernet zu rechter Zeit Ja und Nein zu ſagen. Manch- mahl iſt auch Verliehren eine Kunſt/ dencket nicht/ ob ihr gleich eine Waare allein habet/ daß ihr deßwegen ſolche ſo hoch ihr wollet/ uͤberſetzen duͤrffet/ ſondern machet es Chriſtlich/ und laſt einen andern auch was daran gewinnen; Unternehmet euch nichts/ daß ihr nicht verſtehet/ haltet eure Handels-Buͤcher richtig/ und ſo/ daß ſie allezeit vor Gericht koͤnnen guͤltig ſeyn. Beſſer iſt es/ mit Schaden verkaufft/ als un- nuͤtzer Weiſe und ohne Hoffnung der Beſſerung auf dem Lager behalten. Borget nicht hin ohne Verſi- cherung/ helffet jedoch auch denen/ die gern fort wollen/ ſo weit ihr es ohne Schaden thun koͤnnet; Euer Ge- heim-Buch laſt nicht jedermann von euren Dienern ſehen/ ſchreibet ein/ ehe ihr auszahlet/ und nehmet ein ehe ihr aufſchreibet. Leget euch keine Nacht zur Ru- he/ ihr habet dann die Handlung deſſelbigen Tages in die Cladde oder Buͤcher gebracht; Was man ein- ſchreibet/ ſey lauter/ verſtaͤndig; zahlet keinen Wech- ſel vor der Zeit/ damit ihr ihn nicht noch einmahl muͤſ-
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Vorſchlags- und Verweiß-Schreiben.
ſem Verdienſte/ daß es euch nicht Neider erwecke;
Leget zu rechter Zeit einen Ehren-Pfenning auf; Gebt
gute Worte/ und jedermann freundliche Mienen/ der
euch anredet/ ſeyd nicht ſauertoͤpffig/ ſtellt euch frey
bey allen euren Verrichtungen/ als wenn ihr Meiſter
uͤber ſie/ und ſie nicht uͤber euch waͤren; Suchet alle
Tage in der Handlung zu lernen/ fraget viel/ glaͤubet
aber nicht alles/ ſondern leget es zuvor wol auf die
Gold-Waage; Stecket euch in keine Weitlaͤufftig-
keit/ noch muhtwillige Verantwortung; Gewehnet
euch ſtets ein klein Memorial in Haͤnden und vor Au-
gen zu haben/ auf welches man notiren koͤnne/ was
taͤglich zu thun iſt/ und zufaͤllig in den Sinn koͤmmt/
lernet zu rechter Zeit Ja und Nein zu ſagen. Manch-
mahl iſt auch Verliehren eine Kunſt/ dencket nicht/ ob
ihr gleich eine Waare allein habet/ daß ihr deßwegen
ſolche ſo hoch ihr wollet/ uͤberſetzen duͤrffet/ ſondern
machet es Chriſtlich/ und laſt einen andern auch was
daran gewinnen; Unternehmet euch nichts/ daß ihr
nicht verſtehet/ haltet eure Handels-Buͤcher richtig/
und ſo/ daß ſie allezeit vor Gericht koͤnnen guͤltig
ſeyn. Beſſer iſt es/ mit Schaden verkaufft/ als un-
nuͤtzer Weiſe und ohne Hoffnung der Beſſerung auf
dem Lager behalten. Borget nicht hin ohne Verſi-
cherung/ helffet jedoch auch denen/ die gern fort wollen/
ſo weit ihr es ohne Schaden thun koͤnnet; Euer Ge-
heim-Buch laſt nicht jedermann von euren Dienern
ſehen/ ſchreibet ein/ ehe ihr auszahlet/ und nehmet ein
ehe ihr aufſchreibet. Leget euch keine Nacht zur Ru-
he/ ihr habet dann die Handlung deſſelbigen Tages
in die Cladde oder Buͤcher gebracht; Was man ein-
ſchreibet/ ſey lauter/ verſtaͤndig; zahlet keinen Wech-
ſel vor der Zeit/ damit ihr ihn nicht noch einmahl
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