Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.Von der Praestantz und Vortreflichkeit zu führen/ was sie nicht hat/ solches thun aber dieKauffleute. Dem nicht unbillig beystimmet Tholo- zanus Lib. 4. de Republ. Cap. 7. Multae urbes in loco, tam sterili sitae sunt, ut in iis sine mer- catura, non tantum non commode vivi, sed ne vivi qvidem possit; Defectus igitur iste, rerum, qvarum indigi sumus, importatione a mercato- ribus, suppletur, unde pedibus in corpore hu- mano conferuntur. Es seynd viele Städte an solchen unfruchtbahren Oertern gelegen/ daß man daselbst ohne Kauffmannschafft nicht füglich/ ja gar nicht leben könnte/ so muß demnach der Mangel derer Dinge/ welche wir bedürffen/ durch die Kauffleute/ welche sie ein und herzu führen/ ersetzet werden/ da- hero sie nicht unfüglich mit den Füssen am menschli- chen Leibe/ die alles herzu tragen/ können verglichen werden. Und ob man gleich sagen wolte/ man könne der ausländischen Sachen wol entbehren/ und sich mit den einheimischen behelffen/ (welches nicht aller- dings zu leugnen/ und zu wünschen stünde/ daß wir nicht zu unsern eigenen Schaden mancher Nation vor ihre liederliche Waaren/ unser gutes Teutsches Geld zuschickten/) so gehet doch solches nicht durchge- hends an; es gibt solche zum Leben nohtwendige Din- ge/ die nicht ein jeder Ort trägt; hat gleich dieser oder jener Ort Acker-Bau und Vieh Zucht/ so fehlt es ihm an Saltz/ welches doch nach des Heylandes Ausspruch/ die nöhtigste Würtze ist/ so daß Hiob im 6. Cap. seines Creutz-Büchleins/ nicht unbillig fra- get: Kan man auch (ohne Eckel) essen/ das ungesal- tzen ist? So wächst auch nicht allenthalben Wein/ der gleichwol des Menschen Hertz erfreuet/ also/ daß das Leben fast vor kein Leben zu rechnen/ wo der Wein man-
Von der Præſtantz und Vortreflichkeit zu fuͤhren/ was ſie nicht hat/ ſolches thun aber dieKauffleute. Dem nicht unbillig beyſtimmet Tholo- zanus Lib. 4. de Republ. Cap. 7. Multæ urbes in loco, tam ſterili ſitæ ſunt, ut in iis ſine mer- catura, non tantum non commode vivi, ſed ne vivi qvidem poſſit; Defectus igitur iſte, rerum, qvarum indigi ſumus, importatione à mercato- ribus, ſuppletur, unde pedibus in corpore hu- mano conferuntur. Es ſeynd viele Staͤdte an ſolchen unfruchtbahren Oertern gelegen/ daß man daſelbſt ohne Kauffmannſchafft nicht fuͤglich/ ja gar nicht leben koͤnnte/ ſo muß demnach der Mangel derer Dinge/ welche wir beduͤrffen/ durch die Kauffleute/ welche ſie ein und herzu fuͤhren/ erſetzet werden/ da- hero ſie nicht unfuͤglich mit den Fuͤſſen am menſchli- chen Leibe/ die alles herzu tragen/ koͤnnen verglichen werden. Und ob man gleich ſagen wolte/ man koͤnne der auslaͤndiſchen Sachen wol entbehren/ und ſich mit den einheimiſchen behelffen/ (welches nicht aller- dings zu leugnen/ und zu wuͤnſchen ſtuͤnde/ daß wir nicht zu unſern eigenen Schaden mancher Nation vor ihre liederliche Waaren/ unſer gutes Teutſches Geld zuſchickten/) ſo gehet doch ſolches nicht durchge- hends an; es gibt ſolche zum Leben nohtwendige Din- ge/ die nicht ein jeder Ort traͤgt; hat gleich dieſer oder jener Ort Acker-Bau und Vieh Zucht/ ſo fehlt es ihm an Saltz/ welches doch nach des Heylandes Ausſpruch/ die noͤhtigſte Wuͤrtze iſt/ ſo daß Hiob im 6. Cap. ſeines Creutz-Buͤchleins/ nicht unbillig fra- get: Kan man auch (ohne Eckel) eſſen/ das ungeſal- tzen iſt? So waͤchſt auch nicht allenthalben Wein/ der gleichwol des Menſchen Hertz erfreuet/ alſo/ daß das Leben faſt vor kein Leben zu rechnen/ wo der Wein man-
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Von der Præſtantz und Vortreflichkeit
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Kauffleute. Dem nicht unbillig beyſtimmet Tholo-
zanus Lib. 4. de Republ. Cap. 7. Multæ urbes
in loco, tam ſterili ſitæ ſunt, ut in iis ſine mer-
catura, non tantum non commode vivi, ſed ne
vivi qvidem poſſit; Defectus igitur iſte, rerum,
qvarum indigi ſumus, importatione à mercato-
ribus, ſuppletur, unde pedibus in corpore hu-
mano conferuntur. Es ſeynd viele Staͤdte an
ſolchen unfruchtbahren Oertern gelegen/ daß man
daſelbſt ohne Kauffmannſchafft nicht fuͤglich/ ja gar
nicht leben koͤnnte/ ſo muß demnach der Mangel derer
Dinge/ welche wir beduͤrffen/ durch die Kauffleute/
welche ſie ein und herzu fuͤhren/ erſetzet werden/ da-
hero ſie nicht unfuͤglich mit den Fuͤſſen am menſchli-
chen Leibe/ die alles herzu tragen/ koͤnnen verglichen
werden. Und ob man gleich ſagen wolte/ man koͤnne
der auslaͤndiſchen Sachen wol entbehren/ und ſich
mit den einheimiſchen behelffen/ (welches nicht aller-
dings zu leugnen/ und zu wuͤnſchen ſtuͤnde/ daß wir
nicht zu unſern eigenen Schaden mancher Nation
vor ihre liederliche Waaren/ unſer gutes Teutſches
Geld zuſchickten/) ſo gehet doch ſolches nicht durchge-
hends an; es gibt ſolche zum Leben nohtwendige Din-
ge/ die nicht ein jeder Ort traͤgt; hat gleich dieſer oder
jener Ort Acker-Bau und Vieh Zucht/ ſo fehlt es
ihm an Saltz/ welches doch nach des Heylandes
Ausſpruch/ die noͤhtigſte Wuͤrtze iſt/ ſo daß Hiob im
6. Cap. ſeines Creutz-Buͤchleins/ nicht unbillig fra-
get: Kan man auch (ohne Eckel) eſſen/ das ungeſal-
tzen iſt? So waͤchſt auch nicht allenthalben Wein/ der
gleichwol des Menſchen Hertz erfreuet/ alſo/ daß das
Leben faſt vor kein Leben zu rechnen/ wo der Wein
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