Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite


I.
I. Benachrichtigung von erlit-
tenen See-Schaden.
Mein Herr!

DA ich gedachte/ denselben aus Gottenburg zu
schreiben/ muß ich es leyder von hieraus thun/
als woselbst ich gestern mit einer Holländischen Ga-
liot von verlohrner Reise alle des Meinigen entblös-
set kümmerlich mit dem Leben angekommen/ nachdem
unser Schiff/ unweit Bornholm/ bey jüngst den 26.
Februarii gehabten harten Sturm/ verunglücket/
und ausser den Personen und etwas Stück Gütern
wenig geborgen worden/ es hat aber diese unsere Reise
als wir kaum von der Dantziger Rhede abgesegelt/
gleich ein trauriges und verwirrtes Ansehen gewon-
nen/ dann ausser dem/ daß bey etlichen Wochen her
Wind und Wetter nicht lange beständig/ sondern mit
continuirlichen Sturm untermischt gewesen/ so hat-
te auch der (bey Aufziehung unserer Segel) uns
freundlich anwehende Ost-Süd-Osten-Wind nicht
lang bestand/ sondern drehete sich wie ein Vogel/ bald
Nord-bald Westwerts/ also daß wir kaum zwey Et-
mahl passirt hatten/ als wir es schon aufs laviren le-
gen/ und endlich/ da es fast gantz still worden/ Ancker-
Grund suchen musten/ welche Wind-Stille aber sich
des folgenden Tages in einen so grausamen Sturm
aus den Nord-Nord-Westen verwandelt/ daß beyde

Ancker
D d d 3


I.
I. Benachrichtigung von erlit-
tenen See-Schaden.
Mein Herr!

DA ich gedachte/ denſelben aus Gottenburg zu
ſchreiben/ muß ich es leyder von hieraus thun/
als woſelbſt ich geſtern mit einer Hollaͤndiſchen Ga-
liot von verlohrner Reiſe alle des Meinigen entbloͤſ-
ſet kuͤmmerlich mit dem Leben angekommen/ nachdem
unſer Schiff/ unweit Bornholm/ bey juͤngſt den 26.
Februarii gehabten harten Sturm/ verungluͤcket/
und auſſer den Perſonen und etwas Stuͤck Guͤtern
wenig geborgen worden/ es hat aber dieſe unſere Reiſe
als wir kaum von der Dantziger Rhede abgeſegelt/
gleich ein trauriges und verwirrtes Anſehen gewon-
nen/ dann auſſer dem/ daß bey etlichen Wochen her
Wind und Wetter nicht lange beſtaͤndig/ ſondern mit
continuirlichen Sturm untermiſcht geweſen/ ſo hat-
te auch der (bey Aufziehung unſerer Segel) uns
freundlich anwehende Oſt-Suͤd-Oſten-Wind nicht
lang beſtand/ ſondern drehete ſich wie ein Vogel/ bald
Nord-bald Weſtwerts/ alſo daß wir kaum zwey Et-
mahl paſſirt hatten/ als wir es ſchon aufs laviren le-
gen/ und endlich/ da es faſt gantz ſtill worden/ Ancker-
Grund ſuchen muſten/ welche Wind-Stille aber ſich
des folgenden Tages in einen ſo grauſamen Sturm
aus den Nord-Nord-Weſten verwandelt/ daß beyde

Ancker
D d d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0805" n="789"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">I.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Benachrichtigung von erlit-<lb/>
tenen See-Schaden.</hi> </head><lb/>
              <salute> <hi rendition="#fr">Mein Herr!</hi> </salute><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>A ich gedachte/ den&#x017F;elben aus Gottenburg zu<lb/>
&#x017F;chreiben/ muß ich es leyder von hieraus thun/<lb/>
als wo&#x017F;elb&#x017F;t ich ge&#x017F;tern mit einer Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ga-<lb/>
liot von verlohrner Rei&#x017F;e alle des Meinigen entblo&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et ku&#x0364;mmerlich mit dem Leben angekommen/ nachdem<lb/>
un&#x017F;er Schiff/ unweit Bornholm/ bey ju&#x0364;ng&#x017F;t den 26.<lb/><hi rendition="#aq">Februarii</hi> gehabten harten Sturm/ verunglu&#x0364;cket/<lb/>
und au&#x017F;&#x017F;er den Per&#x017F;onen und etwas Stu&#x0364;ck Gu&#x0364;tern<lb/>
wenig geborgen worden/ es hat aber die&#x017F;e un&#x017F;ere Rei&#x017F;e<lb/>
als wir kaum von der Dantziger Rhede abge&#x017F;egelt/<lb/>
gleich ein trauriges und verwirrtes An&#x017F;ehen gewon-<lb/>
nen/ dann au&#x017F;&#x017F;er dem/ daß bey etlichen Wochen her<lb/>
Wind und Wetter nicht lange be&#x017F;ta&#x0364;ndig/ &#x017F;ondern mit<lb/><hi rendition="#aq">continuir</hi>lichen Sturm untermi&#x017F;cht gewe&#x017F;en/ &#x017F;o hat-<lb/>
te auch der (bey Aufziehung un&#x017F;erer Segel) uns<lb/>
freundlich anwehende O&#x017F;t-Su&#x0364;d-O&#x017F;ten-Wind nicht<lb/>
lang be&#x017F;tand/ &#x017F;ondern drehete &#x017F;ich wie ein Vogel/ bald<lb/>
Nord-bald We&#x017F;twerts/ al&#x017F;o daß wir kaum zwey Et-<lb/>
mahl <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;irt</hi> hatten/ als wir es &#x017F;chon aufs <hi rendition="#aq">lavi</hi>ren le-<lb/>
gen/ und endlich/ da es fa&#x017F;t gantz &#x017F;till worden/ Ancker-<lb/>
Grund &#x017F;uchen mu&#x017F;ten/ welche Wind-Stille aber &#x017F;ich<lb/>
des folgenden Tages in einen &#x017F;o grau&#x017F;amen Sturm<lb/>
aus den Nord-Nord-We&#x017F;ten verwandelt/ daß beyde<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Ancker</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[789/0805] I. I. Benachrichtigung von erlit- tenen See-Schaden. Mein Herr! DA ich gedachte/ denſelben aus Gottenburg zu ſchreiben/ muß ich es leyder von hieraus thun/ als woſelbſt ich geſtern mit einer Hollaͤndiſchen Ga- liot von verlohrner Reiſe alle des Meinigen entbloͤſ- ſet kuͤmmerlich mit dem Leben angekommen/ nachdem unſer Schiff/ unweit Bornholm/ bey juͤngſt den 26. Februarii gehabten harten Sturm/ verungluͤcket/ und auſſer den Perſonen und etwas Stuͤck Guͤtern wenig geborgen worden/ es hat aber dieſe unſere Reiſe als wir kaum von der Dantziger Rhede abgeſegelt/ gleich ein trauriges und verwirrtes Anſehen gewon- nen/ dann auſſer dem/ daß bey etlichen Wochen her Wind und Wetter nicht lange beſtaͤndig/ ſondern mit continuirlichen Sturm untermiſcht geweſen/ ſo hat- te auch der (bey Aufziehung unſerer Segel) uns freundlich anwehende Oſt-Suͤd-Oſten-Wind nicht lang beſtand/ ſondern drehete ſich wie ein Vogel/ bald Nord-bald Weſtwerts/ alſo daß wir kaum zwey Et- mahl paſſirt hatten/ als wir es ſchon aufs laviren le- gen/ und endlich/ da es faſt gantz ſtill worden/ Ancker- Grund ſuchen muſten/ welche Wind-Stille aber ſich des folgenden Tages in einen ſo grauſamen Sturm aus den Nord-Nord-Weſten verwandelt/ daß beyde Ancker D d d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Grundlage der vorliegenden digitalen Ausgabe bild… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/805
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/805>, abgerufen am 22.11.2024.