Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.Benachrichtigung von Ancker nicht capables waren/ das Schiff zu halten/dessen Gerähtschafft ohne dem/ wie wir leider hernach erfahren/ samt den Schiffe selbst nicht bastant genug war/ einen solchen starcken Sturm auszuhalten; wir fingen demnach an zu treiben/ musten den einen Ancker kappen/ und bey sich vergrösserenden Gefahr/ den Willen des Windes und der Wellen uns überlassen/ welche in wenig Stunden uns weiter versetzten/ als wir bey guten Wetter und Wind in einen gantzen Tag nicht hätten segeln können; Bey so gestalten Sachen war weder den Schiffer noch uns wohl zu muhte/ und weil das Schiff allbereit beginnte leck zu werden/ und aller Orten Wasser zu schöpffen/ muste jedermann an die Pumpe/ und unaufhörlich dabey arbeiten; Endlich betraff uns noch ein grösser Un- glück/ indem eine starcke See das Ruder abstieß/ und kurtz darauf der grosse Mast auch über Vort gieng/ und in tausend Stücken zerspilterte: bald erhuben uns die Wellen bis an die Wolcken/ bald versenckten sie uns wieder in den tieffsten Abgrund: der Donner stürmete über unsern Häuptern/ und der Blitz fuhr Creutz-weis über/ und um das Schiff herum nicht anders/ als wann wir uns in der grösten See- Schlacht befunden hätten; Die Pumpe wurde un- brauchbar/ unsere Kräffte aber so abgemattet/ daß weder Schiff-Volck noch Passagiers mehr capabel waren zu arbeiten. Jn solcher Noht/ war nun kein ander Mittel übrig/ als an den nechsten Strand zu setzen/ wiewol wir wegen des harten und trüben Wet- ters selbst nicht wissen konnten/ in welcher Gegend wir uns befanden; jedermann hatte sich allbereit ei- nes gewissen Todes versehen/ der eine betete/ der an- dere hielte noch an mit der Arbeit/ dieser zog allbereit ein
Benachrichtigung von Ancker nicht capables waren/ das Schiff zu halten/deſſen Geraͤhtſchafft ohne dem/ wie wir leider hernach erfahren/ ſamt den Schiffe ſelbſt nicht baſtant genug war/ einen ſolchen ſtarcken Sturm auszuhalten; wir fingen demnach an zu treiben/ muſten den einen Ancker kappen/ und bey ſich vergroͤſſerenden Gefahr/ den Willen des Windes und der Wellen uns uͤberlaſſen/ welche in wenig Stunden uns weiter verſetzten/ als wir bey guten Wetter und Wind in einen gantzen Tag nicht haͤtten ſegeln koͤnnen; Bey ſo geſtalten Sachen war weder den Schiffer noch uns wohl zu muhte/ und weil das Schiff allbereit beginnte leck zu werden/ und aller Orten Waſſer zu ſchoͤpffen/ muſte jedermann an die Pumpe/ und unaufhoͤrlich dabey arbeiten; Endlich betraff uns noch ein groͤſſer Un- gluͤck/ indem eine ſtarcke See das Ruder abſtieß/ und kurtz darauf der groſſe Maſt auch uͤber Vort gieng/ und in tauſend Stuͤcken zerſpilterte: bald erhuben uns die Wellen bis an die Wolcken/ bald verſenckten ſie uns wieder in den tieffſten Abgrund: der Donner ſtuͤrmete uͤber unſern Haͤuptern/ und der Blitz fuhr Creutz-weis uͤber/ und um das Schiff herum nicht anders/ als wann wir uns in der groͤſten See- Schlacht befunden haͤtten; Die Pumpe wurde un- brauchbar/ unſere Kraͤffte aber ſo abgemattet/ daß weder Schiff-Volck noch Paſſagiers mehr capabel waren zu arbeiten. Jn ſolcher Noht/ war nun kein ander Mittel uͤbrig/ als an den nechſten Strand zu ſetzen/ wiewol wir wegen des harten und truͤben Wet- ters ſelbſt nicht wiſſen konnten/ in welcher Gegend wir uns befanden; jedermann hatte ſich allbereit ei- nes gewiſſen Todes verſehen/ der eine betete/ der an- dere hielte noch an mit der Arbeit/ dieſer zog allbereit ein
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Benachrichtigung von
Ancker nicht capables waren/ das Schiff zu halten/
deſſen Geraͤhtſchafft ohne dem/ wie wir leider hernach
erfahren/ ſamt den Schiffe ſelbſt nicht baſtant genug
war/ einen ſolchen ſtarcken Sturm auszuhalten; wir
fingen demnach an zu treiben/ muſten den einen Ancker
kappen/ und bey ſich vergroͤſſerenden Gefahr/ den
Willen des Windes und der Wellen uns uͤberlaſſen/
welche in wenig Stunden uns weiter verſetzten/ als
wir bey guten Wetter und Wind in einen gantzen
Tag nicht haͤtten ſegeln koͤnnen; Bey ſo geſtalten
Sachen war weder den Schiffer noch uns wohl zu
muhte/ und weil das Schiff allbereit beginnte leck zu
werden/ und aller Orten Waſſer zu ſchoͤpffen/ muſte
jedermann an die Pumpe/ und unaufhoͤrlich dabey
arbeiten; Endlich betraff uns noch ein groͤſſer Un-
gluͤck/ indem eine ſtarcke See das Ruder abſtieß/ und
kurtz darauf der groſſe Maſt auch uͤber Vort gieng/
und in tauſend Stuͤcken zerſpilterte: bald erhuben uns
die Wellen bis an die Wolcken/ bald verſenckten ſie
uns wieder in den tieffſten Abgrund: der Donner
ſtuͤrmete uͤber unſern Haͤuptern/ und der Blitz fuhr
Creutz-weis uͤber/ und um das Schiff herum nicht
anders/ als wann wir uns in der groͤſten See-
Schlacht befunden haͤtten; Die Pumpe wurde un-
brauchbar/ unſere Kraͤffte aber ſo abgemattet/ daß
weder Schiff-Volck noch Paſſagiers mehr capabel
waren zu arbeiten. Jn ſolcher Noht/ war nun kein
ander Mittel uͤbrig/ als an den nechſten Strand zu
ſetzen/ wiewol wir wegen des harten und truͤben Wet-
ters ſelbſt nicht wiſſen konnten/ in welcher Gegend
wir uns befanden; jedermann hatte ſich allbereit ei-
nes gewiſſen Todes verſehen/ der eine betete/ der an-
dere hielte noch an mit der Arbeit/ dieſer zog allbereit
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