Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Qualitäten eines Kauffmanns-Dieners. diren/ weil bey der Handlung die Hand nicht willin Schoß geleget/ nichts verwahrloset/ verabsäu- met oder vergessen seyn/ sonderlich/ wann sich ein Principal auf seinen Diener verläst/ daß er die Fa- cienda wohl ausrichten werde; dahero ein accura- ter Diener stets seine Schreib-Tafel/ porte feuille, oder Gedenck-Zettel bey sich trägt/ um/ was ihm von einer Zeit zur andern zu thun oblieget/ darauf pro memoria zu notiren. So muß ihme auch die Arbeit nicht schwehr oder sauer ankommen/ wo und wann es nöthig thäte/ selbst Hand anzulegen/ und da- durch andern Handels-Bedienten/ sonderlich denen unter ihm stehenden Jungen mit guten Exempeln vorzugehen. Auf Reisen/ wo an der Zeit und Gele- genheit viel gelegen/ muß er sich nicht säumen/ oder seiner Bequemlichkeit pflegen/ wann unterdessen des Herrn Interesse darunter leiden und in Gefahr lauffen sollte; in Summa/ seines Herrn Wohl und Weh/ muß ihm so viel als seinem Herrn selbst zu Hertzen gehen. Zu einem so löblichen Verfahren hilfft aber nicht sich
Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners. diren/ weil bey der Handlung die Hand nicht willin Schoß geleget/ nichts verwahrloſet/ verabſaͤu- met oder vergeſſen ſeyn/ ſonderlich/ wann ſich ein Principal auf ſeinen Diener verlaͤſt/ daß er die Fa- cienda wohl ausrichten werde; dahero ein accura- ter Diener ſtets ſeine Schreib-Tafel/ porte feuille, oder Gedenck-Zettel bey ſich traͤgt/ um/ was ihm von einer Zeit zur andern zu thun oblieget/ darauf pro memoria zu notiren. So muß ihme auch die Arbeit nicht ſchwehr oder ſauer ankommen/ wo und wann es noͤthig thaͤte/ ſelbſt Hand anzulegen/ und da- durch andern Handels-Bedienten/ ſonderlich denen unter ihm ſtehenden Jungen mit guten Exempeln vorzugehen. Auf Reiſen/ wo an der Zeit und Gele- genheit viel gelegen/ muß er ſich nicht ſaͤumen/ oder ſeiner Bequemlichkeit pflegen/ wann unterdeſſen des Herꝛn Intereſſe darunter leiden und in Gefahr lauffen ſollte; in Summa/ ſeines Herꝛn Wohl und Weh/ muß ihm ſo viel als ſeinem Herꝛn ſelbſt zu Hertzen gehen. Zu einem ſo loͤblichen Verfahren hilfft aber nicht ſich
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Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners.
diren/ weil bey der Handlung die Hand nicht will
in Schoß geleget/ nichts verwahrloſet/ verabſaͤu-
met oder vergeſſen ſeyn/ ſonderlich/ wann ſich ein
Principal auf ſeinen Diener verlaͤſt/ daß er die Fa-
cienda wohl ausrichten werde; dahero ein accura-
ter Diener ſtets ſeine Schreib-Tafel/ porte feuille,
oder Gedenck-Zettel bey ſich traͤgt/ um/ was ihm von
einer Zeit zur andern zu thun oblieget/ darauf pro
memoria zu notiren. So muß ihme auch die Arbeit
nicht ſchwehr oder ſauer ankommen/ wo und wann
es noͤthig thaͤte/ ſelbſt Hand anzulegen/ und da-
durch andern Handels-Bedienten/ ſonderlich denen
unter ihm ſtehenden Jungen mit guten Exempeln
vorzugehen. Auf Reiſen/ wo an der Zeit und Gele-
genheit viel gelegen/ muß er ſich nicht ſaͤumen/ oder
ſeiner Bequemlichkeit pflegen/ wann unterdeſſen
des Herꝛn Intereſſe darunter leiden und in Gefahr
lauffen ſollte; in Summa/ ſeines Herꝛn Wohl und
Weh/ muß ihm ſo viel als ſeinem Herꝛn ſelbſt zu
Hertzen gehen.
Zu einem ſo loͤblichen Verfahren hilfft aber nicht
wenig die Maͤßigkeit/ nicht allein im Eſſen und
Trincken/ ſondern auch in andern Bequemlichkei-
ten des Leibes. Gleich wie mit einem trunckenen Sol-
daten auf der Schildwacht nicht viel Gutes auszu-
richten; alſo kan ſich auch ein Handels-Patron von
ſeinem/ dem Sauffen ergebenen Diener/ nicht groſſe
Dienſte verſprechen. Es reitzet ſolches an zur Com-
pagnie, dieſe zum Spielen und andern Debau-
chen/ woruͤber des Herꝛn Dienſt hindangeſetzt/
Sinn und Witz geſchwaͤchet/ die edle Zeit verloh-
ren/ und das Geld verſchlemmet wird/ und ob man
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