Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput III. Von den sich gleich in des Patrons eigenem Handels-Keller/den Trunck ohne Geld wollte schmäcken lassen/ so ist solches zwar in so weit (als der Wein würcklich in grossen Vorrath/ und als eine zu verhandlende/ auch offtmals zu bearbeitende Waar dar lieget/) biß auf einen Lab- und Durstlöschung/ Prob- und Ehren-Trunck wohl erlaubt/ aber nicht in Uber- maß/ durch welche dem Patron hernach Schaden zuwächst/ und der Kopff zur Arbeit untüchtig ge- macht wird; am wenigsten aber/ müssen in einem solchen Vorraths-Keller von einem Diener/ deme die Aufsicht darüber anvertrauet ist/ Sauff-Gela- ge angestellet/ oder jeder Vorübergehende die Weine zu proben eingeladen/ sondern die wahre von den falschen Käuffern wohl unterschieden wer- den/ weil diese nur manchmal einen vorhabenden Kauff oder Commission simuliren/ und wann sie sich satt getruncken/ hernach das Maul wischen/ und davon gehen. Die nechst der Mässigkeit recommandirte daß
Caput III. Von den ſich gleich in des Patrons eigenem Handels-Keller/den Trunck ohne Geld wollte ſchmaͤcken laſſen/ ſo iſt ſolches zwar in ſo weit (als der Wein wuͤrcklich in groſſen Vorrath/ und als eine zu verhandlende/ auch offtmals zu bearbeitende Waar dar lieget/) biß auf einen Lab- und Durſtloͤſchung/ Prob- und Ehren-Trunck wohl erlaubt/ aber nicht in Uber- maß/ durch welche dem Patron hernach Schaden zuwaͤchſt/ und der Kopff zur Arbeit untuͤchtig ge- macht wird; am wenigſten aber/ muͤſſen in einem ſolchen Vorraths-Keller von einem Diener/ deme die Aufſicht daruͤber anvertrauet iſt/ Sauff-Gela- ge angeſtellet/ oder jeder Voruͤbergehende die Weine zu proben eingeladen/ ſondern die wahre von den falſchen Kaͤuffern wohl unterſchieden wer- den/ weil dieſe nur manchmal einen vorhabenden Kauff oder Commiſſion ſimuliren/ und wann ſie ſich ſatt getruncken/ hernach das Maul wiſchen/ und davon gehen. Die nechſt der Maͤſſigkeit recommandirte daß
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Caput III. Von den
ſich gleich in des Patrons eigenem Handels-Keller/
den Trunck ohne Geld wollte ſchmaͤcken laſſen/ ſo iſt
ſolches zwar in ſo weit (als der Wein wuͤrcklich in
groſſen Vorrath/ und als eine zu verhandlende/
auch offtmals zu bearbeitende Waar dar lieget/)
biß auf einen Lab- und Durſtloͤſchung/ Prob- und
Ehren-Trunck wohl erlaubt/ aber nicht in Uber-
maß/ durch welche dem Patron hernach Schaden
zuwaͤchſt/ und der Kopff zur Arbeit untuͤchtig ge-
macht wird; am wenigſten aber/ muͤſſen in einem
ſolchen Vorraths-Keller von einem Diener/ deme
die Aufſicht daruͤber anvertrauet iſt/ Sauff-Gela-
ge angeſtellet/ oder jeder Voruͤbergehende die
Weine zu proben eingeladen/ ſondern die wahre
von den falſchen Kaͤuffern wohl unterſchieden wer-
den/ weil dieſe nur manchmal einen vorhabenden
Kauff oder Commiſſion ſimuliren/ und wann ſie
ſich ſatt getruncken/ hernach das Maul wiſchen/
und davon gehen.
Die nechſt der Maͤſſigkeit recommandirte
Reinigkeit/ begreifft beydes die Reinigkeit des
Leibs als des Gemuͤths; unter dieſer verſtehen wir
die Reuſchheit/ in Gedancken/ Worten und
Wercken/ nachdem es einmal gewiß genug iſt/ daß
eines jeden Chriſten Menſchen ſein Leib ein Tem-
pel des heiligen Geiſtes ſeyn ſollte; und wehe
dem/ der ſeine/ in der Heil. Tauff dem HErꝛn Chriſto
geweyhete Glieder/ nimmt und Huren-Glieder dar-
aus macht/ welche dadurch vielmals mit Motten
und Wuͤrmen angeſteckt/ und andern dergleichen
Unzuͤchtigen zu mercklichem Exempel zu verdorren
pflegen. Dieſe Materia iſt viel zu weitleufftig/ als
daß
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